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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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Zeichen Fengs in seiner Position.
    Aus der Kopfstütze des Rollstuhls fuhren seitlich zwei massive Stützen heraus, die sich ringförmig um Tobias’ Stirn schlossen. Dann legte sich ein weiterer massiver metallischer Arm über die Haube auf seinem Kopf, sodass er jetzt fest fixiert war.
    „Ahh, die moderne Technik, sie kann zum Guten genutzt werden und einem kranken Mann wie mir das Leben ein wenig erleichtern. Kommt sie in die falschen Hände, bringt sie Elend und Leid.“
    „Herr Feist, Sie haben vor einer Woche eine Million Kinder getötet und nehmen den Tod Millionen weiterer Menschen in Kauf. Sie haben mich nicht herbestellt, um über Ethik und Moral zu diskutieren?“
    „Sind Chimären Menschen? Ja, ich habe sie getötet. Sie haben die natürliche Ordnung durcheinandergebracht.“ Tobias fiel das Reden merklich schwer. Confidence?, dachte er. Es läuft alles nach Plan, Tobias, entspann dich. Der Kontakt steht, die Übertragungssequenz ist aktiviert. Sobald du das Kommando gibst, fange ich an. Es wird funktionieren, vertrau uns beiden .
    „Was heißt natürliche Ordnung? Das Projekt Chimäre ist ein Geschenk an die Menschheit. Ein langes Leben, vielleicht sogar die Unsterblichkeit. Sie werden mit Ihrer Aktion keinen Erfolg haben. Sie werden den Erfolg der Chimären nicht verhindern, dafür haben zu viele meiner Kinder Ihren feigen Anschlag überlebt.“ Das war Fengs Köder, er wollte mehr über die Pläne seines Gegners und über dessen Helfer erfahren.
    „Das lassen Sie getrost meine Sorge sein. Sie suchen den Weg zur Unsterblichkeit? Ich habe ihn gefunden, und ich werde die Vernichtung der Chimären auch zu Ende bringen.“ Tobias’ Stimme und seine Worte jagten Feng einen Schauer über den Rücken.
    „Ich frage Sie nochmals, warum bin ich hier?“, sagte er.
    Confidence, jetzt, dachte Tobias und fuhr laut fort: „Vor über dreißig Jahren, Sie waren damals in Deutschland, kamen zwei Freunde von mir einem Ihrer schmutzigen Geschäfte auf die Spur …“
    Er holte tief Luft, als die Injektionsnadeln in seinen Rücken eindrangen. Er spürte sie nur kurz, dann hatte Confidence seinen Schmerz unter Kontrolle. Ein hochwirksamer Mix an aufputschenden Substanzen jagte in seinen Körper, um ihn für den letzten Akt mit Energie zu versorgen.
    Die Sauerstoffzufuhr über den Beatmungsschlauch wurde erhöht. Der Vorrat reichte noch für dreißig Minuten. Mehr als genug. Die Elektroden, die tief in sein Gehirn stießen, registrierte er gar nicht. Aus der altmodischen Löschanlage in der Decke über ihnen strömte farb- und geruchloses Kohlenmonoxid.
    „Ihr Assistent Ao Chen hat Jakob Schell und Lisa Schlattmann ermordet. Und Sie haben Ao Chen später beseitigt und den Organhandel nach Asien verlagert.“
    Mit einem Schlag wusste Feng, wer Tobias Feist war. „Sie waren dieser junge Mitarbeiter? Ao Chen wollte Sie damals töten, aber ich hielt ihn zurück. Ist das Ihr Motiv? Rache? Nichts als Rache, fünfundzwanzig Jahre später?“
    Unvermittelt spürte er die tödliche Gefahr, ohne zu erkennen, was es war. Ihm wurde übel, sein Gesichtsfeld trübte sich: Gas! Der Wachtposten, der nicht saß, sondern stand, schien noch nichts bemerkt zu haben, scheinbar war das Gas schwerer als Luft und sank nach unten. Feng sprang auf und holte tief Luft, schlagartig sah er wieder besser. Er sprang zur Tür und versuchte sie aufzureißen. Aber sie saß bombenfest.
    Jemand schlug von außen gegen die Tür. Der Wachtposten hatte auch begriffen, dass etwas nicht stimmte. Er zog mit Feng zusammen am Türgriff. Vor Anstrengung atmeten sie schneller. Der Raum füllte sich mit dem Gas.
    Das hochgiftige Kohlenmonoxid strömte in Nase und Mund, band sich an die roten Blutkörperchen und verhinderte so eine Sauerstoffaufnahme. Feng ließ den Türgriff los, als er neben der Tür auf einmal seinen Vater stehen sah. „Habe ich dir nicht gesagt, dass der Organhandel ein schmutziges Geschäft ist und dir noch alles verderben wird?“, fragte Wei Feng. Dérúgo Feng wollte antworten, doch ihm fiel nichts ein. Sein Vater hatte ja recht. Das bedauernde – oder hämische? – Lächeln seines Vaters begleitete Dérúgo Feng in den Tod.

Im Flur versuchten die Männer fieberhaft, die Tür aufzubekommen, doch sie ließ sich nicht aufstemmen, das Türfenster ließ sich nicht einschlagen. Schließlich schossen sie auf die Scheibe, was lediglich dazu führte, dass Querschläger durch den Flur heulten und zwei Männer verletzt wurden.
    Dérúgo
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