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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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fingen an, weltweit die entsprechenden Daten zu kennzeichnen. Im Oktober 2035 begannen Tobias und ich mit dem Bau der Arche Noah …“
    „… und im Sommer 2037 war sie fertig“, beendete Brian den Satz.
    „Am 30. Mai 2037, um genau zu sein. Tobias startete dann sofort die nächste Phase. Infektion der Computer, Aktivierung des Computerkrebses und Eliminierung der Chimären.“
    „Aber wie erfolgte die Infektion? Wie groß ist die Daten-Arche-Noah? Wie habt ihr das Ganze finanziert? Welche Daten wurden gespeichert …?“
    „Es ist gut, Brian“, unterbrach ihn Mary, „ich glaube, Confidence hat verstanden. Kannst du uns grob das Konzept der Arche Noah erklären, Confidence?“
    „Die Infektion erfolgte über die Netzknoten, analog den Lymphknoten des menschlichen Körpers. Wenn sie einmal ins Netz gespielt sind, hängen sich die Krebs-Bytes an jede Datei, die größer als hundert Bytes ist, an und duplizieren sich. Das heißt, nach jeder Infektion entsteht gleichzeitig ein neues Krebsbyte, welche wiederum andere Dateien befällt.
    Innerhalb von zwölf Stunden hatten wir weltweit jedes vernetzte System infiziert, vom Satelliten bis zu den PIDs. Zur Sicherheit warteten wir mit der Aktivierung einige Tage.“
    „Ihr habt ihn aktiviert, das heißt, ihr habt den Computerkrebs unter Kontrolle?“, fragte Brian verblüfft.
    „Selbstverständlich. Technisch gesehen sind Krebsbytes einfach zu erkennen. Auf allen Rechnern, die unter unserer Kontrolle stehen, ist ein Cutterprogramm installiert. Es prüft die einkommenden Daten und schneidet die Krebsbytes heraus, sozusagen ein chirurgischer Eingriff.
    Um deine nächste Frage vorwegzunehmen: Ist auf einem Computer der Krebs ausgelöst, sind die Daten unweigerlich verloren.“
    „Ein Teil der Daten ist also hier. Wo ist der Rest?“, fragte Brian.
    „Die Arche Noah besteht aus zweihundertsechsundfünfzig vernetzten Rechenzentren, eines davon ist hier. Auf den Datenbanken liegt das gesamte Wissen der Menschheit. Alle Datenbanken von Universitäten, Forschungsinstituten, Entwicklungsabteilungen, Industrieunternehmen wurden gespeichert. Nicht gespeichert wurden Finanzdaten, personenbezogene Daten und Verwaltungsdaten. Sämtliches molekulargenetisches Wissen von tierischen Organismen ab dem Jahr 2000 wird auch nicht mehr verfügbar sein.“
    „Wieso diese Auswahl?“, fragte Mary.
    „Der Mensch ist zu einem reinen Datenobjekt verkommen, sagt Tobias. Aus dem physischen Menschen wurde um das Jahr 2000 zuerst der gläserne und dann der digitalisierte Mensch. Systematische Entmenschlichung, das ist Tobias’ Begriff dafür. Der Mensch hat seine Freiheit und seine Menschenwürde als Individuum verloren. Er war bis vor wenigen Tagen in einem digitalen Gefängnis.
    Warum Tobias das Wissen aus dem Bereich der Molekulargenetik der Menschheit vorenthalten will, muss ich euch nicht erklären.
    Damit und mit dem Ausfall der digitalen Technik will er zweierlei erreichen: den überlebenden Chimären den Zugang zu diesem Wissen verwehren und der Menschheit die Chance geben, ein neues Wertemodell im Umgang mit der Informationstechnologie und der Molekulargenetik zu entwickeln. Das ist sein Vermächtnis.“

Confidence erzählte Brian und Mary zum Projekt Arche Noah nur das, was Tobias ihnen mitteilen wollte. Er verschwieg die Maßnahmen, die sie zu Confidence’ Schutz getroffen hatten. Confidence bestand physisch gesehen aus Hardware und Software. Dazu kamen Kabel für die Stromversorgung, die Kommunikation und das Gebäude, in dem alles untergebracht war.
    Confidence war immobil und somit in seiner physischen Struktur angreifbar. Das Kappen der Stromversorgung oder eine einfache Bombe würden schon ausreichen, um Confidence auszuschalten. Man konnte zwar Software und Daten auf andere Systeme übertragen, eine Art Backup, aber damit Confidence funktionsfähig war, musste das gesamte System an einem Ort in einem zentralen Arbeitsspeicher laufen.
    Dazu kam, dass das Backupsystem parallel laufen müsste, da im Falle eines Angriffes auf Confidence nur wenig oder gar keine Zeit wäre, um einen Datentransfer durchzuführen.
    Dafür wäre jedes der zweihundertsechsundfünfzig Rechenzentren, die Tobias und Confidence eingerichtet hatten, von seiner Größe und den verfügbaren Kapazitäten her geeignet. Einem Experten wäre jedoch sofort Confidence’ enormer Arbeitsspeicherbedarf aufgefallen, und es wäre einfach, Confidence aufzuspüren.
    Tobias war auf die Lösung des Problems
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