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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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die Maschine etwas nach links und nach rechts neigen, damit ich mich besser orientieren kann. Falls Passagiere fragen, lass dir was einfallen.“
    „Soll ich die Leute auf eine Notlandung vorbereiten?“
    „Nein, sie werden gar nichts mitbekommen, und die Crew informierst du über das Bordtelefon, wenn ich zur Landung ansetze und sie angeschnallt sind. Haben wir Kinder an Bord?“
    „Nein, alles Erwachsene.“
    „Gut, die Landung könnte etwas heftig werden. Bin ein wenig aus der Übung. Achtet darauf, dass wirklich alle angeschnallt sind und nichts herumfliegen kann.“

Harry Wallis war ein Technikfan, aber nicht technikgläubig. Und er war ein wenig besessen von Endzeitszenarien. Er kannte Hunderte Wege, wie die Erde und die Menschheit zugrunde gehen könnten. Seine Freunde belächelten ihn für sein Hobby, wie sie es nannten. Aber er war vorbereitet. Im Gegensatz zu den meisten seiner Mitmenschen war er skeptisch und sperrte sich – zumindest im Privaten – gegen die zunehmende Automatisierung selbst der alltäglichsten Dinge. Er sah den Komfort, den die Automatisierung mit sich brachte, war sich aber der immer größeren Abhängigkeit von der Technik nur allzu bewusst. Schließlich bestand sein Beruf seit Jahren hauptsächlich darin, für den Fall zu trainieren, dass wichtige Systeme ausfielen.
    Wallis wohnte mit seiner Frau Marianne auf einem ehemaligen Bauernhof nahe dem kleinen Ort Harefield, zwanzig Kilometer nördlich von Heathrow. Schon vor über dreißig Jahren hatten sie auf Selbstversorgung umgestellt, sie konnten problemlos einige Monate von ihren selbst produzierten und eingemachten Erzeugnissen leben. Jetzt, im Cockpit seines Flugzeuges, war er davon überzeugt, dass sie darauf zurückgreifen mussten.
    Kaum hatte Ray das Cockpit verlassen, hatte Harry Wallis auf der linken Seite am Horizont die erste Rauchsäule gesehen. Inzwischen hatte er bereits acht gezählt, eben hatte er die Trümmer eines abgestürzten Flugzeugs überflogen. Die Rauchsäulen stammten vermutlich alle von abgestürzten Flugzeugen.
    Vor sich sah er schon die beiden fünfzig Meter breiten und fast vier Kilometer langen Pisten von Heathrow. Und er sah, dass auf dem Flugplatz Chaos herrschte. Maschinen standen und stauten sich auf den Taxiways, die von den Landepisten führten, auch die Abstellflächen waren voller Flugzeuge. Daraus war leicht zu schließen, dass schon seit einiger Zeit keine Maschine mehr gestartet war.
    Die nördliche Landebahn war auf den ersten drei Kilometern frei, doch etwa zwei Kilometer vor seiner A 540 befand sich ein weiteres Flugzeug im Landeanflug. Dessen Flugbewegungen waren unruhig, also wurde auch dieses Flugzeug manuell gesteuert.
    Am Ende der Piste sah er drei weitere Flugzeuge, die offensichtlich vor Kurzem gelandet waren und keinen Platz mehr fanden, die Rollbahn zu verlassen. Alle Sicherheitsvorschriften missachtend setzte er zur Landung an.
    Das Fahrgestell berührte keine zehn Meter hinter dem Pistenanfang die Landebahn. Wallis bremste abrupt, die Räder blockierten, selbst das ebenfalls computergesteuerte Antiblockiersystem war ausgefallen. Er wurde in die Sitzgurte gedrückt, die Tür zur Passagierkabine flog auf und er hörte Passagiere schreien.
    Zwei ruckartige Bewegungen rissen die A 540 fast aus ihrer Bahn, zwei Räder auf der rechten Seite waren geplatzt. Wallis hielt die Maschine in der Spur. Sie verlor schnell an Geschwindigkeit, bereits einen Kilometer nach dem Aufsetzen rollte sie aus. Wallis atmete tief aus, den gefährlichsten Teil hatten sie hinter sich. Er rief Ray Adams.
    „Ray, ich muss runter von der Piste. Ich setze die Maschine da vorne, hinter der nächsten Ausfahrt, in die Wiese. Wenn die Triebwerke aus sind, steigen wir mit den Notrutschen auf der rechten Seite aus. Haltet die Leute von der linken Seite fern, dort ist die Landepiste, vermutlich gibt es noch weitere Notlandungen.“
    „Was machen wir nach Verlassen der Maschine?“
    „Wir sammeln alle, vorne beim Bug. Dann führen wir die Passagiere zu Fuß zu den Terminals.“
    Die Ausfahrten vor ihrem Flugzeug waren alle von abgestellten Flugzeugen blockiert. Wallis steuerte seine A 540 kurz entschlossen von der Piste auf eine Grasinsel zwischen zwei Taxiways. Nach zweihundert Metern kam die Maschine zum Stehen.

Die Nacht brach schon herein, als Harry Wallis endlich die Auffahrt zu seinem Bauernhof betrat. Alles war dunkel, weder die Straßenlaternen brannten noch gab es in den Häusern Licht. Selbst am
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