Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
Vom Netzwerk:
östlichen Horizont, wo die Metropole London sonst dafür sorgte, dass es nie richtig dunkel wurde, war alles schwarz.
    Churchill, der Cockerspaniel, schlug an, die Haustür öffnete sich, der Hund rannte aufgeregt bellend den Weg herunter und sprang zur Begrüßung an Wallis hoch. Dem Hund folgte eine menschliche Silhouette. Ein Lächeln legte sich über Wallis’ müdes Gesicht. Zumindest hier schien die Welt noch in Ordnung.
    „Na, mein Junge, hast du mich vermisst? Hast du brav auf dein Frauchen aufgepasst?“ Er zauste und streichelte kurz das weiche Fell des Hundes und richtete sich dann wieder auf.
    Marianne fiel ihm um den Hals, drückte ihn und küsste ihn stürmisch, ihre Tränen benetzten sein Gesicht. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
    „Ist alles gut, Marianne. Ist alles gut. Jetzt bin ich ja da.“
    „Ich hatte so Angst, dir sei was passiert. Wir haben gehört, dass mehrere Flugzeuge abgestürzt sind, dass das Verkehrssystem zusammengebrochen ist und dass es schwere Unfälle gegeben hat.“ Sie war vor Aufregung außer Atem. „Das Stromnetz ist auch zusammengebrochen, die myComs funktionieren nicht …“
    „Langsam, langsam, Marianne. Ja, es sind Flugzeuge abgestürzt. Ich nehme an, es waren vor allem Transportflugzeuge, da sind keine Piloten an Bord. Ich konnte landen, so wie viele andere.“
    Er erzählte ihr nicht, dass eine der letzten Maschinen, die in Heathrow landeten, vor der Piste aufgesetzt und sich überschlagen hatte und sofort in Flammen aufgegangen war. Erst da hatten die meisten Passagiere, die auf dem Weg vom Flugfeld zum Terminal waren, begriffen, welche Gefahr sie gerade überstanden hatten.
    „Du hast gesagt, wir haben gehört?“, fragte Wallis.
    „Ich war im Garten, als Francis mit dem Fahrrad vorbeikam und mir sagte, dass was Schlimmes passiert sei. Das muss so gegen 16 Uhr gewesen sein. Dann habe ich gemerkt, dass mein myCom und der Computer im Haus nicht mehr funktionieren. Ich bin gleich mit Francis runter zur Gemeinde. Bis zum Abend sind immer mehr Menschen gekommen, bestimmt an die hundert. Aber keiner wusste, was los ist.“
    „Was ist mit den Kindern?“
    Harrys und Mariannes Töchter Elli und Kate wohnten mit ihren Familien ebenfalls in Harefield.
    „Elli hab ich beim Rathaus getroffen, danach war ich bei Kate. Sie warten wahrscheinlich noch auf ihre Männer.“
    „Verstehe, komm, lass uns ins Haus gehen.“ Sie liefen Hand in Hand den Weg hoch, während Churchill aufgeregt von ihnen zum Haus und zurück rannte, immer wieder.
    „Harry, haben wir Krieg?“
    „Krieg? Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Einfach so? Ein Cyberwar? Ich wüsste nicht, wer daran Interesse haben sollte. Wenn schon, dann eher so was wie ein Terroranschlag, schätze ich?“ Er schüttelte den Kopf. Von der Gefahr eines Cyberwar hatten die Politiker in den letzten Jahren immer wieder gesprochen. Das war aber allgemein mehr als Angstmacherei interpretiert worden, um mehr Geld für den Verteidigungshaushalt zu erhalten.
    „Wie es aussieht, ist alles, was computergesteuert ist, derzeit funktionsunfähig. Ein Cyberwar?“, wiederholte er. „Unwahrscheinlich, das würde aber vieles erklären.“
    In der Küche spendeten zwei Kerzen ein warmes, heimeliges Licht. Sie setzten sich an den Tisch und Harry spürte plötzlich, wie erschöpft er war. „Warum hast du nicht das Licht angeschaltet?“, fragte er Marianne.
    „Der Strom geht doch nicht“, antwortete sie irritiert, sie war gerade dabei, zwei Tassen und eine Kanne Tee auf den Tisch zu stellen, „das hatte ich doch gesagt.“
    Harry lachte und nahm die Hände seiner Frau in die seinen. „Schatz, wir haben Solarstrom und eine riesige Batterie im Keller. Du musst nur unten den Schalter umlegen, dann sind wir vom Stromnetz abgekoppelt. Die volle Batterie deckt unseren täglichen Strombedarf und wird, zumindest jetzt im Sommer, über Tag von den Solarpanels gespeist.“
    „Oh, das habe ich vor lauter Aufregung vergessen. Ist auch schon Jahre her, dass du mir das erzählt hast.“
    Für Technik interessierte Marianne sich nicht. Dafür hatte sie einen grünen Daumen, wogegen er im Garten nur für das Grobe zu gebrauchen war.
    „Ja, etwa zwanzig Jahre. Aber im Moment ist das Kerzenlicht irgendwie passend.“ Er aktivierte die in der Küche installierte Projektionsfläche ihres Computersystems. Sie baute sich auf, blieb aber leer. Das grüne Licht des Akkus flackerte leicht.
    „Habe ich auch schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher