Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition)
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
traf NBC eine kontroverse Entscheidung, die noch lange in Erinnerung blieb: Als Spitzenspiel der Woche sollte die Begegnung in Chicago übertragen werden. Die Tigers und die Oakland A’s protestierten danach ein paar Wochen lang, doch niemand hörte ihnen zu. Im Juli 1973 war Joe Castle der Star im Major-League-Baseball, und NBC sollte seine Entscheidung nie bereuen. Das Wagnis zahlte sich aus; es wurde ein weiteres historisches Spiel.
    In Detroit holte man Curt Gowdy und Tony Kubek aus dem Bett und setzte sie in ein Flugzeug nach Chicago, wo NBC in aller Eile ein Produktionsteam zusammenstellte und genügend Kameras im Stadion postierte. Außerdem beteten die Verantwortlichen des Sendernetzes um einen klaren Himmel. Am Vormittag war das Wetter in Detroit besser als in Chicago; und als die Tigers um vierzehn Uhr mit dem Spiel begannen, stand keine einzige Wolke am Himmel. Gowdy und Kubek gaben später zu, dass sie vom Wechsel des Übertragungsortes begeistert waren, wegen der spannungsgeladenen Atmosphäre im Wrigley Field.
    1957 spielte Kubek, der langjährige Shortstop der New York Yankees, gegen einen gewissen Walt Dropo, besser bekannt als »Moose«, da er eins fünfundneunzig groß und hundert Kilo schwer war. 1950 war Dropo der »American League Rookie of the Year« gewesen, doch bald schon brachten zahlreiche Verletzungen seine vielversprechende Karriere ins Stocken. Während der nächsten elf Spielzeiten war er bei mehreren Teams der American League unter Vertrag und hatte einen Trefferdurchschnitt von . 270 mit einhundertzweiundfünfzig Home Runs – ansehnliche Zahlen, aber nichts, was einem im Gedächtnis blieb. Im Juli 1952 jedoch, während er für Detroit gegen die Yankees spielte, erzielte er in zwölf aufeinanderfolgenden At Bats zwölf Hits, ohne einen einzigen Walk. Es war eine erstaunliche Leistung, ein Rekord, der von vielen Experten für unschlagbar gehalten wurde.
    Plötzlich fand Moose Dropos vergessene Karriere wieder Beachtung. Die Samstagsausgabe der Chicago Sun-Times brachte ein altes Foto von Dropo, direkt neben einem neuen von Joe Castle, und darunter stand in fett gedruckten Buchstaben: »Zwölf nacheinander?« Im Sportteil der Tribune sprang einem die Schlagzeile »Neun in neun!« entgegen.
    Das Wrigley Field war 1914 gebaut worden, und nach diversen Erweiterungen im Laufe der Jahre erhöhte sich die Anzahl der Sitzplätze auf einundvierzigtausend. In der vorangegangenen Saison, 1972 , waren im Schnitt 16 600 Fans bei einem Heimspiel im Stadion gewesen. 1973 kamen bis zur Verpflichtung von Joe Castle etwa 16 800 Besucher. Am Samstag um zehn Uhr vormittags drängten sich bereits dichte Menschentrauben um die Kassenhäuschen am Wrigley Field. Entlang der Addison Street bildeten sich lange Warteschlangen. Auf den Dächern hinter dem Left Field wurde bereits gefeiert. Wrigleyville war voller Leben, und im Verlauf des Vormittags begann es zu brodeln. Jeder versuchte verzweifelt, noch eine Eintrittskarte zu ergattern.
    Ein Zeugwart der Cubs holte Joe vom Hotel ab und schmuggelte ihn durch einen versteckten Lieferanteneingang unter der offenen Tribüne des Right Field ins Stadion. Als Joe seinen ersten Schritt auf den Rasen des Wrigley Field machte, war es kurz nach elf Uhr. Er hatte keine drei Stunden geschlafen, weil an Nachtruhe nicht zu denken gewesen war. Die Tore waren bereits geöffnet, und die Tribünen füllten sich schnell. Da Joe noch Straßenkleidung trug, erkannte ihn niemand. In der Nähe des Dugout der Heimmannschaft stellte er sich einigen der Platzwarte vor und lehnte höflich die Bitte eines Reporters um ein Interview ab. In der Kabine der Cubs zog er sich um und bewunderte dabei seinen neuen Spind. Dann wurde ein leichtes Mittagessen serviert. Joe aß gerade mit Don Kessinger ein Sandwich, als einer der Trainer zu ihm sagte: »Hey, Joe, deine Eltern sind hier.«
    In dem engen Korridor vor der Kabine umarmte Joe seine Mutter, seinen Vater und seine Brüder, Red und Charlie. Alle fünf befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Fassungslosigkeit, und Joe war vielleicht derjenige, der am ruhigsten war. »Ist doch nur Baseball«, sagte er. »Irgendwann machen sie mich bestimmt out.«
    Red hatte einen Rat für ihn, was keine Überraschung war. »Einfach schwingen. Und wenn der Pitch auf den Körper kommt, gehst du kein Risiko ein.«
    »Es wird eine Menge Breaking Balls geben. Keine Fastballs mehr. Immer schön hinten bleiben«, fügte Charlie hinzu.
    »Ja, ja«, erwiderte Joe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher