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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition)
Autoren: John Grisham
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wir fast vor Stolz. Mein Vater erhielt auch ein paar dieser Briefe, doch er war viel zu wichtig, um den Absendern einen Gefallen zu gewähren. Ständig beschwerte er sich über die Fans, die Autogramme von ihm wollten.
    Meine Scrapbooks versteckte ich vor meinem Vater. Seinem verdrehten Empfinden nach war er der einzige Spieler, der meine Bewunderung verdiente.
    Nachdem ich mit Baseballspielen aufgehört hatte, bewahrte meine Mutter sämtliche Fanartikel heimlich auf dem Dachboden auf. Nach meiner Hochzeit gab sie mir die Sachen zurück – zwei Kartons voll. Zuerst wollte ich sie verbrennen, doch Sara hielt mich davon ab. Ich habe die Sachen immer noch.
    Ich bin noch nie im August in Memphis gewesen, und als ich das Terminal des Flughafens verlasse, kann ich kaum atmen. Die Luft ist heiß und schwül, und innerhalb weniger Minuten habe ich mein Hemd durchgeschwitzt. Ich nehme den Shuttlebus zu Avis, hole meinen Mietwagen, schalte die Klimaanlage auf die höchste Stufe und fahre nach Westen, über den Mississippi, zu den flachen Feldern des Arkansas-Delta.
    Bis nach Calico Rock sind es vier Stunden.

4
    Am 13 . Juli 1973 stand auf der ersten Seite des Sportteils der Chicago Tribune die fett gedruckte Schlagzeile »Vier Hits in vier At Bats«. Dazu ein großes Schwarz-Weiß-Foto von Joe Castle und drei verschiedene Artikel über sein historisches erstes Spiel. Die ganze Stadt war begeistert von »dem Jungen«. Nach Jahren der Enttäuschungen hatten die Fans der Cubs endlich einmal Grund zu feiern.
    Joe schlief lange in seinem Hotelzimmer, und nachdem er per R-Gespräch seine Eltern angerufen und eine Stunde lang mit ihnen und seinen Brüdern geredet hatte, frühstückte er ausgiebig mit Don Kessinger und Rick Monday. Später rief er seine Mannschaftskameraden in Midland an. Zahlreiche Reporter suchten nach ihm, doch er hatte bereits genug von ihrer Aufdringlichkeit. Um sechzehn Uhr stieg er in den Mannschaftsbus und fuhr wieder ins Veterans Stadium. In der Kabine kam Whitey Lockman zu ihm und sagte: »Du schlägst heute als Dritter. Vermassele es nicht.« Zwei Stunden vor dem Spiel ging Joe auf das Feld, machte ein paar Dehnübungen und wärmte sich auf. Dann fing er hundert Ground Balls an der ersten Base. Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Er konnte es gar nicht erwarten, dass das Spiel losging.
    Als er in der ersten Hälfte des ersten Innings bei zwei Outs an die Plate trat, waren fünfundvierzigtausend Fans der Phillies im Stadion. Dazu kamen Millionen Fans der Cubs, die vor Fernsehern und Radiogeräten saßen. Bei einem Count von zwei Balls schlug er einen Double ins Right-Field-Eck. Fünf Hits in fünf At Bats. In der ersten Hälfte des dritten Innings schlug er bei geladenen Bases einen Single ins Right Field und erzielte zwei Runs. Sechs in sechs. Im fünften Inning schickte er bei leeren Bases, zwei Outs und dem Infield hinten von rechts einen Bunt zur dritten Base. Als Mike Schmidt den Ball mit der bloßen Hand aufnahm, sprintete Joe an der ersten Base vorbei, und es gab keinen Wurf. Sieben in sieben. Im siebten Inning schlug er einen Fastball ins Left Center Field, der am oberen Rand der Anzeigetafel abprallte, und als er die Bases daraufhin etwas langsamer umrundete, brachte ihm das verhaltenen, aber langen Applaus von den Fans der Phillies ein.
    Acht in acht.
    Mit zwei Outs in der ersten Hälfte des neunten Innings und den Cubs mit 12 : 2 in komfortabler Führung, schlug Joe von links. Er hatte jetzt zwei Singles, einen Double und einen Home Run, und viele der Zuschauer im Stadion und der unzähligen Fans, die an Fernseh- und Radiogeräten mitfieberten, hofften auf ein Triple. Die Stadionsprecher Vince Lloyd und Lou Boudreau bettelten geradezu darum. Einen Cycle zu schlagen – Single, Double, Triple, Home Run – war im Baseball sehr selten. Es passierte im Schnitt ganze drei Mal in einer Saison, aber da Joe gerade dabei war, sämtliche Rekorde zu brechen, sollte ihm doch auch ein Cycle gelingen. Stattdessen schlug er zehn Pitches nacheinander aus dem Feld, machte mit drei Balls und zwei Strikes seinen Count voll und legte dann einen der längsten Home Runs in der Geschichte des Veterans Stadium hin. Als er an der dritten Base vorbeilief, sagte Mike Schmidt: »Der Junge spielt gar nicht mal so schlecht.«
    Neun in neun, mit fünf Home Runs.
    Durch die Straßen der North Side von Chicago brandete tosender Jubel.
    Nach dem Spiel der Scrappers, das unsere letzte Begegnung in der regulären
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