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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition)
Autoren: John Grisham
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ersten Base.
    Sein zwölfter Schlagdurchgang begann in der zweiten Hälfte des sechsten Innings, als die Cubs 3 : 2 führten. Die einundvierzigtausend Fans standen auf, um zu applaudieren, und setzten sich nicht wieder hin. Curt Gowdy, der das Spiel im Fernsehen kommentierte, gestand, dass er ein flaues Gefühl im Magen hatte. Für Vince Lloyd, den Radiokommentator, war es der dramatischste Moment in einem Baseballspiel, an den er sich erinnern konnte. Und dem Stadionsprecher Lou Boudreau hatte es die Sprache verschlagen.
    Hiller hatte es aufgegeben, Fastballs zu pitchen. Er versuchte es mit langen, weiten Curveballs, Changeups und einer tückischen Kombination aus einem Slider und einem Curveball, die Slurve genannt wird. Joe schlug die ersten beiden Pitches, die beide Balls waren, aus dem Feld hinaus und fluchte im Stillen, weil er schlechte Würfe angegangen war. Dann nahm er die Füße enger zusammen, fasste den Schläger kürzer und schlug einen Ball hoch. Der vierte Pitch war ein langsamer, abfallender Curveball, ein Pitch, der auf Kniehöhe oder auch fünfzehn Zentimeter darunter über die Plate fliegen konnte, und Joe ging kein Risiko ein. Er schmetterte den Ball auf die Home Plate – ein Fair Ball. Der Ball prallte ab und stieg hoch in die Luft in Richtung der dritten Base, wo Goodson wartete und wartete. Als er den Ball schließlich fing, war Joe schon an der ersten Base vorbei und hatte seinen zwölften Hit in Folge erzielt. Der Rekord von Moose Dropo war gebrochen.
    Wieder grüßte er die jubelnde Menge, indem er die Hand an den Helm führte. Willie McCovey von den Giants klopfte ihm mit dem Handschuh auf den Hintern und sagte: »Herzlichen Glückwunsch.« Joe brachte nur ein Lächeln und ein Nicken zustande. Er konnte es einfach nicht fassen. Es war nur wenige Jahre her, dass seine Baseballkartensammlung eine All-Star-Auswahl mit Willie McCovey und Willie Mays enthalten hatte.
    In der ersten Hälfte des achten Innings schlug McCovey einen 2 -Run-Home-Run, der über die obere Tribüne des Right Field hinwegsegelte und vermutlich nie gefunden wurde. Die Giants führten 5 : 3 , als die Cubs in der zweiten Hälfte des Innings wieder am Schlag waren.
    Der Spielstand war eine Sache, doch die Mehrheit der Fans war nicht nur gekommen, um das Spiel zu sehen. Es war ein seltener Moment zum Feiern. Die Cubs hatten seit 1908 keine World Series mehr gewonnen. Zwar hatte es einige denkwürdige Momente gegeben – die Mannschaft von 19 45 musste die Series nach sieben Spielen an Detroit abgeben –, doch das war in den »Kriegsjahren« gewesen, als die guten Spieler bei der Armee waren. Einige Spieler der Cubs waren in die Hall of Fame aufgenommen worden, beispielsweise Hack Wilson, der in den 1920 ern gespielt hatte, und Ernie Banks, der in den 1950 ern und 1960 ern aktiv gewesen war. Im Großen und Ganzen waren die Fans der Cubs Enttäuschungen gewohnt. Sie hielten ihrer Mannschaft unerschütterlich die Treue, hofften aber mit Inbrunst auf eine Mannschaft oder einen Spieler, der besser war als der Rest.
    Allein schon wegen der ersten zwölf Hits war Joes dreizehnter Durchgang etwas Besonderes, doch ein Runner auf jeder Base, zwei Outs und ein Rückstand von zwei Runs ließen die Spannung auf dem Feld ins Unerträgliche steigen. Die Zuschauer standen auf den Rängen, brüllten, und einige beteten sogar. Hiller war von einen Rechtshänder namens Bobby Lund abgelöst worden, einem erfahrenen Reliever, der ausgesprochen schnelle Pitches warf. Joe sollte später zugeben, dass er lieber von der linken Seite schwang, weil er die Fastballs dann etwas schneller schlagen konnte. Er hatte kein Problem damit, Bälle aus dem Feld zu schlagen und den Count vollzumachen, doch bei diesem dreizehnten und möglicherweise wichtigsten At Bat in seiner noch jungen Karriere beschloss er, ungeduldig zu sein. Den ersten Pitch, einen hohen Fastball, ließ er durch, und nachdem er Lund hatte werfen sehen, war alles klar. Der zweite Pitch war wieder ein Fastball, der vielleicht drei Zentimeter außerhalb lag, doch immer noch nah genug, um ihn zu schlagen. Joe hämmerte einen Scorcher ins Right Center Field, eine Granate, die Tito Fuentes im Sprung zu fangen versuchte, aber völlig verfehlte. Der Ball flog in drei Metern Höhe weiter und donnerte dann in den Efeu an der Outfield-Begrenzung, wo er nach dem Aufprall von Bobby Bonds gefangen und zur Home Plate geworfen wurde. Bei zwei Outs hatten die Runner die Bases verlassen, sobald der
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