Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition)
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
leid«, sagt sie, obwohl das nicht stimmt. »Du wirst dich wohl allein darum kümmern müssen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Paul, ich möchte nicht damit behelligt werden. Ruf mich an, wenn es vorbei ist. Nein, lass es. Es ist mir egal, was mit Warren geschieht.«
    »Verstehe, Mom.«
    Ich weiß, dass er sie ein paarmal geschlagen hat, vermutlich viel öfter, als mir bewusst gewesen war. Außerdem trank er, war hinter anderen Frauen her und führte das ausschweifende Leben eines Profibaseballspielers. Er war arrogant und eingebildet und ab dem Alter von fünfzehn daran gewöhnt, alles zu bekommen, was er wollte, denn er, Warren Tracey, konnte mit einem Baseball eine Mauer durchbrechen.
    Es gelingt uns, das Gespräch auf die Kinder zu bringen und darauf, wann meine Mutter sie das nächste Mal besuchen kommt. Da sie nicht nur schön, sondern auch intelligent war, fiel sie nach Warren auf die Füße. Sie heiratete einen etwas älteren Mann, der als leitender Angestellter bei einer Ölbohrfirma arbeitete und Jill und mir ein schönes Zuhause bieten konnte. Er liebt Mom, und das ist alles, was zählt.
    Ich bezweifle, dass Warren sie je geliebt hat.

2
    Im Sommer 1973 erwachte das Land langsam aus dem Trauma des Vietnamkriegs. Vizepräsident Spiro Agnew steckte in Schwierigkeiten, was ihn später das Amt kosten sollte. Die Watergate-Affäre kochte hoch, doch das war erst der Anfang. Ich war elf Jahre alt und wusste so ungefähr, was in der realen Welt da draußen vor sich ging, ließ mich aber nicht im Mindesten davon beeinflussen. Meine Welt war Baseball, und sonst war eigentlich nichts wichtig. Mein Vater war Pitcher bei den New York Mets, und ich fieberte bei jedem Spiel mit. Ich spielte ebenfalls als Pitcher, für die Scrappers in der Little League von White Plains, und bei einem Vater wie meinem erwartete man Großes von mir. Diese Erwartungen erfüllte ich nur selten, doch es gab Momente, die durchaus vielversprechend waren.
    Anfang Juli war aus dem Kampf um die Meisterschaft in der National League East ein langweiliger Wettstreit geworden. Alle sechs Mannschaften – New York Mets, Pittsburgh Pirates, St. Louis Cardinals, Philadelphia Phillies, Chicago Cubs und Montreal Expos – hatten eine Winning Percentage um die . 500 , und bislang gab es wenig Anzeichen für den Durchmarsch eines Teams. In der Western Division setzten sich die Cincinnati Reds und die Los Angeles Dodgers von den anderen Teams ab. In der American League sah alles danach aus, als würden die Oakland Athletics – mit ihrem großspurigen Auftreten, den bunten Trikots und den langen Haaren – wie im Vorjahr die Meisterschaft erreichen können.
    Meine Freunde und ich verfolgten gewissenhaft jedes Spiel. Wir kannten jeden Spieler und alle Statistiken. Wir sahen uns sämtliche Box Scores in den Zeitungen an und spielten die Partien in White Plains nach, wo gerade Platz war. Das Leben bei mir zu Hause war nicht immer schön, und auf dem Baseballplatz konnte ich ihm entkommen. Baseball war mein bester Freund, und Mitte Juli 1973 sollte es so spannend werden wie noch nie zuvor.
    Es begann ganz unspektakulär, mit einer Zerrung im Oberschenkel. Der First Baseman des AAA -Affiliate der Cubs in Wichita stürzte, als er bei einem Home Run an der dritten Base vorbeikam. Am nächsten Tag verletzte sich Jim Hickman, der First Baseman der Cubs, am Rücken. Die Mannschaft brauchte plötzlich jemanden, der auf der Position des First Baseman spielen konnte, daher wandte sich das Management an das AA -Team der Cubs in Midland, Texas, und holte sich einen Einundzwanzigjährigen namens Joe Castle. Zu der Zeit konnte Castle einen Trefferdurchschnitt von . 395 vorweisen, mit zwanzig Home Runs, fünfzig Runs Batted In, vierzig gestohlenen Bases und nur einem Error an der ersten Base. Er war der vielversprechendste AA -Spieler und bereits für einen Wechsel im Gespräch.
    Angeblich schlief Castle gerade in dem billigen Apartment, das er sich mit vier Spielern anderer Minor-League-Mannschaften teilte, als der Anruf aus Chicago kam. Ein Assistenz-Coach fuhr ihn zum Flugplatz von Midland, wo Castle gerade noch einen Flug nach Houston erwischte. Dort wartete er zwei Stunden auf den Anschluss nach Philadelphia. Währenddessen rief er seine Familie in Arkansas an und teilte ihr die aufregenden Neuigkeiten mit. Als er in Philadelphia ankam, brachte ihn ein Taxi ins Veterans Stadium, wo man ihm seine Spielerkleidung in die Hand drückte, die Nummer 42 verpasste und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher