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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition)
Autoren: John Grisham
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Schläger den Ball getroffen hatte, und Joes Double leerte die Bases.
    Als er unbehelligt in die zweite Base rutschte, hatte er den Rekord gebrochen, jenen Rekord, der als »unschlagbar« gegolten hatte. Joe stand auf der zweiten, hatte die Hände auf die Knie gestützt und brauchte einige Sekunden, bis er das Ganze begriffen hatte und den Moment genießen konnte. Das Stadion kochte über, der Lärm war ohrenbetäubend.
    Der Catcher der Giants, Dave Rader, war in Ballbesitz, und als sich der Jubel etwas gelegt hatte, bat er um eine Spielunterbrechung. Langsam ging er am Wurfhügel vorbei zur zweiten Base und überreichte Joe Castle feierlich den Ball. Angesichts dieser denkwürdigen sportlichen Geste wurde der Jubel der Menge wieder lauter.
    Joe nahm den Helm ab und bedankte sich für den Applaus. Die Schiedsrichter hatten keine Eile, das Spiel wieder aufzunehmen. Sie erlebten gerade mit, wie Geschichte geschrieben wurde, und Baseball wird ohne Uhr gespielt. Schließlich ging Joe zu den Sitzen neben dem Dugout der Cubs und warf den Ball seinem Vater zu. Dann lief er wieder zur zweiten Base und setzte seinen Helm auf. Er starrte ins Center Field und wischte sich schnell eine Träne von der Wange. Eine Kamera hatte den Moment eingefangen, und Curt Gowdy und Tony Kubek sorgten dafür, dass alle Welt sehen konnte, dass Joe Castle, der allein an der zweiten Base und allein im Rekordbuch stand und jetzt als lebende Legende galt, Mensch genug war, Gefühle zu zeigen.

5
    Nach einer Stunde auf den ebenen, zweispurigen Highways im Nordwesten von Arkansas bekomme ich gewaltigen Hunger. Vor Parkin lenke ich das Auto auf den Kiesparkplatz einer Grillbude und hoffe das Beste. Um zu vermeiden, dass mich jemand anspricht, nehme ich einen Teil meines Scrapbooks mit, in dem ich beim Essen lesen will. Nachdem ich mir ein Sandwich mit Pulled Pork und ein Root Beer geholt habe, blättere ich durch Seiten mit Zeitungsartikeln, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr angesehen habe.
    Sobald Joe in einer Major League spielte, ging ich regelmäßig in die Bücherei von White Plains, um Artikel aus den Chicagoer Zeitungen zu sammeln. Mit einem riesigen Kopierer, der in der Nähe des Zeitungssaals stand, kopierte ich die Artikel, was immer fünf Cent kostete. Die Sonntagsausgaben der Sun-Times und der Tribune vom 15 . Juli waren mit Artikeln und Fotos des historischen Spiels am Samstag vollgepackt. Nach dem Spiel war Joe ausführlich interviewt worden, und es war klar, dass er es in vollen Zügen genoss. Unter den vielen denkwürdigen Zitaten waren unter anderem folgende:
    »Wenn ich im Line-up bleibe, erreiche ich vermutlich einen Trefferdurchschnitt von . 750 für die Saison.«
    Und: »Ja, klar, wir haben noch vierundsiebzig Spiele vor uns. Ein Home Run pro Spiel ist durchaus realistisch.«
    Und: »Irgendwann machen sie mich bestimmt out.«
    Und: »Der Klassensieg? Den haben wir doch schon in der Tasche. Jetzt geht es um die World Series. Ich will gegen die Besten spielen.«
    Es war klar, dass Joe Spaß daran fand, mit den Vertretern der Presse herumzualbern, und vieles von dem, was er sagte, war augenzwinkernd gemeint. Die Chicagoer Baseballreporter, die als schwierig galten, waren hin und weg und beschrieben ihn als »rotzfrech, aber kein bisschen arrogant« und »manchmal sichtlich überwältigt von dem, was er zustande gebracht hat«. Seine Mannschaftskameraden waren fassungslos, aber realistisch. »Er wird sich schon wieder beruhigen, aber das wird hoffentlich noch ein paar Wochen dauern. Wir haben vier Spiele in Folge gewonnen, und das ist alles, was zählt.« Als Whitey Lockman gefragt wurde, ob er Joe im Line-up behalten wolle, erwiderte dieser: »Was? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Die Fotos, die nach dem Spiel gemacht wurden, zeigten einen Jungen, der keinen Tag älter als einundzwanzig wirkte und vor Freude strahlte. Er sah gut aus, mit tief liegenden blauen Augen und lockigen, strohblonden Haaren – die Art von Aussehen, die ihn für Frauen schon bald unwiderstehlich machen sollte. Er war nicht verheiratet, und einem der Artikel zufolge gab es keine Frau in seinem Leben.
    Alle waren dabei, sich in Joe Castle zu verlieben.
    Ich hatte das Spiel mit meiner Mutter zusammen bei uns zu Hause gesehen und mich danach mit Tom Sabbatini und Jamie Brooks auf einem unbebauten Grundstück getroffen, wo wir uns gegenseitig den Ball zuwarfen und die ganze Zeit über Joe redeten. Wir wechselten uns ab und spielten sämtliche At Bats von
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