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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn
Autoren: Fredrika Gers
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Bürgermeistern und einer trauernden Witwe. Das Diktiergerät lag im Auto. Die Adressen fast aller Teilnehmer waren ihm bekannt, einer lag eh im Krankenhaus, und Max Saumtrager würde er höchstwahrscheinlich in seinem Laden antreffen.
    Er beschloss, als Erstes den Besuch bei der Witwe hinter sich zu bringen. So etwas war immer furchtbar. Hoffentlich würde sie halbwegs gefasst sein. Er war noch nie bei den Straneks daheim gewesen, die lebten ja noch nicht lange im Landkreis und verkehrten auch in anderen Kreisen als er.
    Das Gartentor war offen, ein Plattenweg führte durch gepflegte Rabatten. Links und rechts der modernen Haustür standen zwei riesige amphorenförmige Pflanzkübel, aus denen exotisch aussehendes Grünzeug wucherte. Der Türklopfer war aus Messing und stellte einen aufgerichteten Bären dar, der einen Fisch im Maul trug. Die verschiedenen Deko-Elemente passten weder zueinander noch zu Berchtesgaden. Aber bitte, über Geschmack ließ sich nicht streiten.
    Mit, wie er hoffte, pietätvoller Sanftheit betätigte Holzhammer den Bären. Er würde die Witwe nicht lange belästigen. Nur ein paar kurze Fragen fürs Protokoll, damit Fischer zufrieden war. Nach wenigen Augenblicken hörte er Schritte herannahen. Die Tür wurde geöffnet, und er stand vor einer großen, schlanken Frau in Schwarz.
    «Frau Stranek? Holzhammer, Polizeiinspektion Berchtesgaden.» So förmlich stellte er sich nur selten vor. Aber Förmlichkeit war ein guter Schutz.
    «Bitte», sagte die Witwe und hieß ihn mit einer sparsamen Geste eintreten. Ihre hochhackigen Schuhe klackerten auf dem Marmorboden der geräumigen Diele. Schon draußen hatte Holzhammer das Gefühl gehabt, dass man hier einem alten Berchtesgadener Bauernhaus Gewalt angetan hatte. Im Innern wurde der Eindruck übermächtig. Was sollte der Marmor dort, wo doch Holzdielen hingehörten?
    Die Witwe führte ihn in ein großes Wohnzimmer, für das man vermutlich einige Wände herausgerissen hatte, und wies auf eine cremefarbene Ledergarnitur.
    Holzhammer setzte sich, und die Witwe faltete sich ihm gegenüber in einen Sessel. «Frau Stranek …», begann er zögernd.
    «Ich weiß, Sie tun nur Ihre Pflicht», sagte sie, ein kleines schwarzes Taschentuch hervorziehend.
    Holzhammer nickte dankbar. Wenigstens keine Szene.
    «Aber ich kann Ihnen gar nichts sagen. Der Nebel war so dicht, und mein Mann ging hinter mir. Ich konnte also gar nichts sehen.»
    «Und g’hört? Es muss doch a Geräusch geb’m ham», sagte Holzhammer.
    «Ich hab mich drauf konzentriert, den Anschluss zu den anderen nicht zu verlieren. Es war etwas heikel in diesem dichten Nebel. Ich hab mich erst umgedreht, als ich den Schrei gehört habe.» Graziös tupfte sie sich bei der schrecklichen Erinnerung mit dem Taschentuch aus schwarzer Spitze die Wange. Holzhammer ertappte sich bei dem Gedanken, wo in aller Welt es wohl so winzige Taschentücher zu kaufen gab.
    «Gut, Frau Stranek …» Er erhob sich.
    «Sie wollen sicher noch wissen, ob mein Holger Feinde hatte», sagte da die Witwe unvermittelt.
    «Äh ja?» Eigentlich hatte er sich diese blöde Standardfrage sparen wollen, zumal die spannungsgeladene Konstellation der Wandergruppe ja bekannt war. Aber wenn sie schon davon anfing, war es natürlich gut fürs Protokoll.
    «Also, natürlich hatte er viele Neider. Mein Holger war außerordentlich erfolgreich, da können Sie jeden fragen. Und dann wissen Sie ja sicher, dass er den DSV-Stützpunkt verlegen wollte.»
    Holzhammer nickte. «Ja, das war der Anlass der ganzen Tour.»
    «Ein Riesenfehler!», rief die Witwe plötzlich. «So ein Wahnsinn, er hätte nie mitgehen dürfen!» Wieder kam das Taschentuch zum Einsatz.
    «Sie glauben also, es hat jemand nachgeholfen?» fragte Holzhammer.
    Einen Moment sah ihn die Witwe irritiert an. «Ja – die Polizei etwa nicht?»
    «Wir ermitteln noch. Aber Sie erfahren die Ergebnisse selbstverständlich als Erste.»
    Als Holzhammer wieder draußen war, musste er erst mal tief Luft holen. Dann nahm er die anderen Zeugen in Angriff. Wie einer vom Paketdienst fuhr er den ganzen Nachmittag kreuz und quer durch den Talkessel. Aber es brachte genau überhaupt nichts.
    Keiner hatte im dichten Nebel etwas gesehen. Es war nicht einmal exakt herauszubekommen, in welcher Reihenfolge die Gruppenteilnehmer gegangen waren. Einige sagten, sie hätten einen Schrei gehört oder auch so etwas wie einen Wortwechsel. Zum Seiler wollten sie ihn im Krankenhaus nicht lassen, und als er beim
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