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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn
Autoren: Fredrika Gers
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eine Rodelbahn, einen Parcours für Snowboarder und eine vorgebaute Aussichtsplattform, neudeutsch Skywalk. Allerdings hatte er auch freimütig zugegeben, dass die Finanzierung dieser Kleinigkeiten noch völlig in den Sternen stand. Nur die Pläne für den Krautkaserhang, wo der DSV einziehen sollte, waren schon ganz konkret: Die Piste wurde in beide Richtungen verlängert und bekam einen nagelneuen Sessellift. Fehlten nur noch die Athleten.
    «Ja, und wieso ist dein Wochenende gelaufen?», fragte Matthias. «Du hast alles aufgenommen, nichts ist rausgekommen – und?»
    «Morgen kimmen vielleicht schon die ersten Ergebnisse der Autopsie aus München. Und der Josef geht erst morgen hoch mit seine Leut, der war heut ned aufzutreiben, der Hund. Deshalb soll ich mich in Bereitschaft halten. ‹Um auf die Ergebnisse zeitnah reagieren zu können›, wie Fischer meinte. Was er selbst am Sonntag vorhat, hat er ned gesagt.»
    «Ja, und was denkt der Fischer nun, was da passiert ist? Oder was denkst du?», fragte Christine nach.
    «Also aus dene Aussagen kann man fast nix schließen. Ich muss das aber nochamal in Ruhe durchlesen. Rein theoretisch ist es natürlich möglich, dass da einer den anderen gestoßen hat. Es war dichter Nebel, Sichtweite um die 10, 15 Meter. Das hat auch der Hubschrauberpilot bestätigt. Jeder in der Gruppe konnte also allenfalls den Nächstgehenden sehen, mehr auf keinen Fall. Einige ham ausgesagt, dass sie was g’hört ham – an Wortwechsel, etwas wie ‹was willst du› oder ‹geh mir weg›. Aber was heißt das schon? Vielleicht hat da einer g’sagt: ‹Was willst du, damit ihr am Götschen bleibt?›, oder: ‹Geh mir weg mit deinen blödsinnigen Ideen!› Außerdem stehen die ja alle noch unter Schock.» Für Holzhammer war «unter Schock» nur eine Floskel, die in solchen Fällen immer passte. Wie so ein Schock von innen aussah, war ihm nur in sehr groben Umrissen klar. Er konnte sich nicht erinnern, jemals selbst einen Schock gehabt zu haben.
    «Trotzdem sind die ersten Aussagen sicher die wertvollsten», meinte Christine. «Erinnerungen verändern sich ziemlich schnell. Bei jedem Aufruf werden sie überschrieben. Oft kommt etwas hinzu, was zu passen scheint, andere Dinge verschwinden, weil sie inkonsistent oder unverständlich sind. Und gerade das sind natürlich oft die wichtigsten Details.»
    «Du kannst deinen Beruf a ned verleugnen, Frau Psychologin», sagte Holzhammer. Natürlich war das als Kompliment gemeint.
    «Und was ist mit dem Motiv? Ist dieser Umzug des DSV überhaupt ein Mordmotiv?», fragte Matthias, der sich Mord aus Gier überhaupt nicht vorstellen konnte. Und aus anderen Gründen auch nicht. Als Buddhist war es für ihn völlig unvorstellbar, Mitmenschen absichtlich ins Jenseits zu befördern. Obwohl sie natürlich früher oder später wiedergeboren werden würden.
    «Es haben schon Leut für weniger ins Gras beißen müssen», antwortete Holzhammer vage, aber selbst nicht überzeugt. Selbst wenn man die uralte Rivalität zwischen den Gemeinden des inneren Landkreises hinzunahm, reichte es nach seinem Gefühl nicht für einen Mord. Nein, wirklich nicht!
    «Wird denn der Tod des DSV-Menschen den Umzug vom Skiverband überhaupt aufhalten?», warf Christine ein. «Ich meine, da rückt doch jetzt vermutlich einer nach, der haargenau die gleichen Interessen vertritt, oder?»
    «Das ist wahr», stimmte Holzhammer zu, «die schicken einfach einen Neuen.»
    «Wer war denn jetzt eigentlich genau bei der Tour dabei?», fragte Christine.
    «Fischer hat gesagt, dass ich nicht drüber reden soll. Der weiß immer noch nicht, wie das Leben hier funktioniert. Es stand zwar nicht im Anzeiger , aber es kennt doch eh ein jeder mindestens einen der Teilnehmer und kann den fragen. Also bitte, ihr habt es nur nicht von mir, sondern meinetwegen von der Frau vom Hias», schwor Holzhammer sie ein.
    Christine und Matthias nickten. Auch Manu, die Wirtin, die selbstverständlich jedes Wort mitgehört hatte, nickte eifrig. Dabei war sie wahrscheinlich die Person, die am allerwenigsten den Mund halten konnte – Gerüchte, Klatsch und Tratsch waren Teil ihrer Geschäftsgrundlage.
    «Also, es waren acht Leut», erzählte Holzhammer leise, damit die Kids um den Dart-Automaten wenigstens nichts mitbekamen, «Stranek, vom DSV – tot. Der Hias von der Schönau – quicklebendig. Georg Zilinsky, Bürgermeister von Bischofswiesen – aber mit weicher Birne. Alois Seiler von der Jennerbahn – Loch im
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