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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
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immer einen Ausweg gab.
    An dem Mienenspiel ihrer Gefährten konnte sie jedenfalls ablesen, dass die Meinungen geteilt waren. Bone-Carruthers und David Benson sahen nicht so aus, als ob sie die Befürchtungen des jungen einheimischen Soldaten teilen würden. James und Phineas Fletcher hingegen hatten ebenfalls schon mit mordgierigen Blutsaugern zu tun gehabt. Sie musste niemand mehr davon überzeugen, dass Dämonen wirklich existierten. Und Devran? Er kannte sich als Einziger von ihnen hier gut aus. Hatte er sie absichtlich an einen Platz geführt, der verflucht war? Das konnte Kate sich nicht vorstellen.
    Devrans Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass die früheren Bewohner dieser Ruinen längst in einer anderen Welt ihren Frieden gefunden hätten. Das scheint leider nicht so zu sein. Ich werde mit ihnen Kontakt aufnehmen, damit sie uns hier in Ruhe lassen.“
    „Beim heiligen Georg!“, rief Bone-Carruthers. „Sie wollen eine Geisterbeschwörung machen, junger Freund? So etwas gibt es also wirklich? Ich dachte, das wäre ein Hobby von gelangweilten alten Jungfern daheim in England.“
    „Nennen Sie es, wie Sie wollen, Sir. Ich möchte zu diesen Wesen sprechen. Und ich bitte Sie, mich jetzt nicht mehr zu stören.“
    Der Großwildjäger schaute Devran an, als ob dieser nicht alle Tassen im Schrank hätte. Aber davon ließ sich der junge Inder nicht irritieren. Er schloss einfach die Augen. Im nächsten Moment war es, als ob sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihm und den anderen Menschen aufbauen würde. Kate stand nur eine Armeslänge weit von ihm entfernt. Doch sie war hundertprozentig sicher, dass sie ihn nicht berühren konnte. Nicht jetzt, das durfte sie auf keinen Fall tun.
    „Er versetzt sich in Trance“, murmelte James. Ihr Verlobter legte seinen Arm um Kates Schultern. Es war gut, ihn in diesem Moment so nahe bei sich zu spüren. Devran bot jetzt nämlich einen Anblick, der immer merkwürdiger, irritierender und auch bedrohlicher wurde. Kate führte sich vor Augen, dass der junge Inder über magische Kräfte verfügte. Doch was für geheime Künste er genau beherrschte, wusste sie natürlich nicht.
    Es war, als ob Devran von einer unsichtbaren Aura umgeben wurde. Sie hüllte ihn ein wie ein Kokon. Kate glaubte, die Energie förmlich spüren zu können. Das war faszinierend und bedrohlich zugleich. Und dann geschah etwas, womit sie niemals gerechnet hätte.
    Devran hob vom Boden ab!
    Zunächst glaubte Kate an eine optische Täuschung oder eine Illusion. Doch die überraschten Rufe ihrer Gefährten bewiesen ihr, dass sie sich dieses Phänomen ganz gewiss nicht einbildete. Zwar flog der Inder nicht auf Dach-Höhe empor, wie man es bei einem Dampfkutter erwarten konnte. Aber er schwebte immerhin ungefähr eine Handbreit über dem mit Bauschutt bedeckten Dschungelboden.
    Kate spürte, dass ihr der Schweiß in Strömen über den Rücken lief. Und das lag gewiss nicht nur an der schwülen Luft in der Ruinenstadt mitten im Urwald. Kate konnte die gewaltigen Energien spüren, die momentan miteinander rangen. Und dafür war es nicht notwendig, diese geheimnisvollen Kräfte sehen zu können. Sie waren vorhanden, diese Tatsache reichte Kate vollkommen aus.
    Devrans Lippen bewegten sich, aber er gab kein Wort von sich. Dafür ertönte nun ein Chor von fremden Stimmen, die wie Böen um die geborstenen Mauern heulten. Doch es war nach wie vor völlig windstill.
    „Beim heiligen Georg!“, rief Bone-Carruthers und schaute sich nervös um. „Wer redet denn da?“
    „Die Toten“, sagte Khapa. Seine Stimme klang erschöpft, aber ruhig. Der Gurkha schien sich nach dem Erlebnis im Turm wieder etwas beruhigt zu haben. Offenbar sah er das Vorhandensein von jenseitigen Kräften als etwas Selbstverständliches an. Die unheimlichen Geräusche wurden immer lauter. Kate hielt sich instinktiv die Ohren zu, aber das nützte nichts. Sie hörte trotzdem weiter den anschwellenden mystischen Singsang. Devran zitterte am ganzen Körper. Die Zwiesprache mit den unheimlichen Bewohnern des Ruinenplatzes schien ihn sehr anzustrengen.
    Und dann war plötzlich alles vorbei.
    Abrupt verstummte der Chor. Devran stürzte ab. Er hatte zwar nicht besonders hoch in der Luft geschwebt, aber offenbar hatte ihn die Kontaktaufnahme mit den Jenseitigen sehr geschwächt. Jedenfalls fiel er in sich zusammen, als ob er plötzlich keine Muskeln mehr im Körper hätte. Laut stöhnend landete er auf dem
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