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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
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Boden. Kate wäre am liebsten sofort zu ihm hin gelaufen, aber James kam ihr zuvor. Er kniete sich neben seinen Geheimbund-Bruder. „Wie geht es dir, Bruder Devran? Bist du verletzt?“
    Devran rang nach Luft. Er schlug die Augen auf, seine Lider flatterten. Er schaute James direkt ins Gesicht. Einen Moment lang schien es, als ob er den Engländer nicht erkennen würde. Aber dann begann er zu sprechen. „Verletzt? Nein, ich – ich brauche nur eine Pause. Es war sehr kräftezehrend, mit den Chamon zu sprechen.“
    „Chamon?“
    „Ja, Bruder James. So nennt sich das Volk, das einst diese Stadt hier bevölkert hat. Vor ewigen Zeiten sind sie alle ertrunken, damals gab es in der Nähe noch einen Fluss. Er ist längst versiegt.“
    „Wieso konntest du die Worte dieses ausgestorbenen Volkes überhaupt verstehen?“
    „Ich habe sie nicht wirklich erfasst. Aber das ist auch nicht nötig, wenn man sich auf magischer Ebene begegnet. Die Chamon konnten direkt in mein Herz sehen und haben begriffen, dass wir keine bösen Absichten haben. Sie wollen nicht in ihrer Ruhe gestört werden. Aber die Chamon sehen nun ein, dass wir die Überreste ihrer Erfindungen für die Bekämpfung des Bösen benötigen. Sie werden uns nicht daran hindern, die Krabbe für unsere Zwecke zu benutzen.“
    „Die Krabbe?“
    „Ja, genau. Ich kenne das Wort der Chamon für ein solches Tier nicht. Aber die Chamon haben das Bild einer Krabbe aus Kupfer in meinem Kopf entstehen lassen. Wir müssen sie suchen, ihre Überreste sind irgendwo in diesem Ruinenfeld vorhanden.“
    Kate konnte kaum glauben, was sie hier zu hören bekam. Und doch – was war daran so unrealistisch? Noch vor dreißig Jahren wäre jeder für verrückt erklärt worden, der von Drehflüglern oder Luftschiffen gesprochen hätte. Und heutzutage gehörten Dampfkutter und interkontinentale Flugboote zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens. Und das nicht nur in England, sondern in fast allen Teilen der Welt.
    Eine Krabbe aus Kupfer war ja letztendlich auch nur eine Maschine. Und Kate traute sich zu, ein solches womöglich eingerostetes Gerät wieder auf Vordermann zu bringen. Sie wurde schließlich nicht umsonst Tinker-Kate genannt. Wie dieses mechanische Tier wohl angetrieben wurde? Zu Zeiten des ausgestorbenen Volkes der Chamon konnte es ja noch keine Dampfmaschinen gegeben haben – oder etwa doch?
    Kates Neugier war geweckt. Sie konnte es kaum abwarten, endlich wieder zum Schraubenschlüssel und zur Ölkanne zu greifen, um eine Maschine auf Touren zu bringen. „Alles klar!“, rief sie laut. Kate versuchte, möglichst viel Zuversicht und Munterkeit auszustrahlen. „Dann lasst uns jetzt nach dieser Krabbe Ausschau halten. Ich nehme an, dass sie nicht allzu klein ist.“
    „Gewiss nicht“, bekräftigte Devran. „Wenn ich die Chamon richtig verstanden habe, dann diente ihnen dieses mechanische Tier als Arbeitsgerät für den Bau von Gebäuden und für die Beseitigung von Abfällen.“
    Kate durchstreifte bereits das Ruinenfeld. Natürlich bestand die Gefahr, dass diese geheimnisvollen Geisterstimmen Devran schlicht und einfach getäuscht hatten. Aber das war eben nur eine Möglichkeit. In einem Land wie Indien war nichts unmöglich. Das war jedenfalls Kates Meinung. Sie warf einen Blick über die Schulter nach hinten und stellte fest, dass ihre Gefährten sich ebenfalls zwischen den verfallenen Gebäuden verteilten.
    „Haltet Sichtkontakt!“, rief James. „Wir wollen nicht, dass einer von uns in ein Loch fällt oder auf andere Weise verlorengeht!“
    Kate nickte. Sie konnte sehen, wie Bone-Carruthers halbherzig mit dem Schuh etwas Geröll zur Seite stieß. Er machte nicht den Eindruck, als ob er an den Sinn dieser Suchaktion glauben würde. Aber immerhin beteiligte er sich daran. Links von ihr räumte Khapa einige größere Steine zur Seite, um den Toreingang zu einem ehemaligen palastähnlichen Gebäude freizulegen.
    Kate ging geradeaus. Sie verließ sich ganz auf ihren Instinkt. Sie stieg unter einigen Pfeilern hindurch, die teilweise eingestürzt waren. Sie betrachtete die Steinreliefs. Obwohl die Darstellungen verwittert und vom Wind abgeschliffen waren, konnte man doch Einzelheiten erkennen. Einige der Figuren konnte man für arbeitende Menschen halten. Und zwischen ihnen befand sich ein Wesen, das an einen riesigen Krebs erinnerte. Oder an eine Krabbe?
    Kate kniete sich hin. Sie nahm eine große Tonscherbe und benutzte diese als Schaufel, um das Geröll zu
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