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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 9
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hatte sich genauso erschrocken wie ihre Gefährten. Alle hielten sie nun einen Sicherheitsabstand zu dem Turm und den anderen Ruinen.
    James schüttelte den Kopf. „Besonders baufällig sieht die Mauer nicht aus, obwohl der Steinquader dort heruntergekommen ist. Meiner Meinung nach hat jemand nachgeholfen.“
    Aber wer?
    Diese Worte sprach Kate nicht laut aus. Sie war sicher, dass jeder ihrer Gefährten sich im Stillen dasselbe fragte. Außer ihnen selbst war kein menschliches Wesen zwischen den Ruinen zu sehen. Oder verstanden es ihre Widersacher nur besonders perfekt, sich zu tarnen? Kate trat näher an den Steinquader heran, packte ihn mit beiden Händen. Sie war stärker als die meisten Frauen in ihrem Alter. Trotzdem schaffte sie es kaum, den Block zur Seite zu kippen. Es war wirklich kaum vorstellbar, dass dieser gewaltige Block plötzlich von selbst heruntergefallen sein sollte.
    „Wo Khapa nur bleibt?“ Auf Devrans Stirn erschienen Sorgenfalten. „Ich werde mal nach ihm sehen.“
    Kate wollte ihm sagen, dass er sich nicht unnötig in Gefahr begeben sollte. Aber sie biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge, bevor sie den Mund öffnete. Devran war schließlich alt genug, er konnte gut auf sich selbst aufpassen und benötigte keine Amme mehr. Außerdem sollte James nicht denken, dass sie übertrieben um Devrans Wohlergehen besorgt war. Sie empfand nach wie vor etwas für den jungen Inder. Aber Kate hatte sich fest vorgenommen, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Sie hatte ja erleben müssen, wie schnell die Dinge aus dem Ruder laufen konnten.
    Doch bevor Devran die Turmruine betreten konnte, kam Khapa wieder heraus. Der junge Gurkha wirkte völlig anders als noch wenige Minuten zuvor. Bisher hatte Khapa auf Kate immer den Eindruck eines völlig kontrollierten und disziplinierten Menschen gemacht, wie man es von einem Elitesoldaten erwarten konnte. Doch nun sah der Nepalese so aus, als ob er gerade aus einem Alptraum aufgewacht wäre. Sein dunkelhäutiges Gesicht war unnatürlich bleich, und das linke Augenlid flatterte unaufhörlich. Er hielt sein Gewehr so eisern fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Außerdem zitterte seine Unterlippe ein wenig, wie Kate im Näherkommen bemerkte.
    Natürlich blieb auch den anderen Khapas veränderter Zustand nicht verborgen. „Was haben Sie dort im Turm gesehen, mein Junge?“, platzte Bone-Carruthers heraus. Der Gurkha schaute den Großwildjäger an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Es war, als ob die Frage des Engländers gar nicht zu ihm durchdringen würde.
    Aber dann öffnete er doch den Mund. Kate bemerkte sofort, dass Khapas Stimme zitterte. Und dadurch wurde ihre Beunruhigung nur noch verstärkt. Wenn dieser Soldat so schockiert war, dann musste es dafür einen sehr guten Grund geben.
    „Ich habe nichts erblicken können, Sir.“
    „Nichts? Beim heiligen Georg …“ Bone-Carruthers wischte sich den Schweiß von seinem geröteten Gesicht und wollte offenbar noch mehr sagen.
    Aber ein warnender Blick von James brachte ihn zum Verstummen. Vermutlich kapierte der Großwildjäger, dass Khapa trotzdem etwas Furchtbares erlebt hatte. Jedenfalls hielt Bone-Carruthers nun seinen Mund. Und das war auch gut so, denn der Gurkha fuhr nun fort, mit stockender und leiser Stimme, mehrere Pausen machend. „Ich komme aus Nepal, das ist meine Heimat. Ich bete zu den Geistern meiner Ahnen. Ihnen habe ich es wahrscheinlich zu verdanken, dass ich überhaupt aus dem Turm zurückkehren konnte. Sie haben ihre schützenden Hände über mich gehalten, obwohl mich diese … anderen Kräfte ins Verderben schicken wollten.“
    „Was für andere Kräfte?“, hakte Kate nach.
    „Es sind wahrscheinlich Dämonen. Ich habe ihre Anwesenheit ganz deutlich spüren können. Sie wollten mich dazu bewegen, meine Waffe gegen mich selbst zu richten. Der Drang war unendlich stark. So etwas habe ich noch nie erlebt, auch nicht nach meiner schweren Verwundung im Sepoy-Aufstand. Es sind Dämonen hier, und sie beherrschen nicht nur den Turm. Dieser ganze Ort ist böse.“
    Khapa machte eine umfassende Bewegung mit dem linken Arm. Seine rechte Hand war noch immer um das Gewehr gekrampft, als ob die Waffe ihm gegen übersinnliche Mächte etwas nutzen könnte. Kate musste an ihren Kampf gegen die Vampir-Sippe von Albion denken. Da war es ihr auch beinahe aussichtslos erschienen, gegen einen schwarzmagischen Feind antreten zu müssen. Doch diese Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es
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