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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Autoren: JOANNA MAITLAND
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noch etwas anderes. War es Sehnsucht?
    Mochte der Erdboden sich auftun und diese Frau verschlingen. Hugo wollte mit seiner Gemahlin allein sein, und sie mit ihm. Er sah es in ihren Augen. Es schien beinahe, als wüsste Emma, wie wenig Zeit ihnen blieb.
    „Endlich“, sagte Tante Augusta und sank in einen mit rotem Damast bezogenen Sessel. „Was für ein entsetzlich langweiliger Tag. Ohne Verabredungen ist es öde, vor allem an einem Sonntag. Findest du nicht auch, Emma?“
    Emma stimmte höflich zu. Was sollte sie sonst tun? Hugo hatte den Tag mit ihr verbracht, aber sie waren kaum einen Moment allein gewesen. Tante Augusta hatte sie umschwärmt wie eine hartnäckige Wespe – nur durfte man sie leider nicht erschlagen.
    „Spielst du etwas für uns, Emma? Ich bin sicher, der Major wird nicht lange bei seinem Portwein verweilen, wenn es keine männliche Gesellschaft gibt.“
    Emma war im Gegenteil sicher, dass Hugo ein paar Augenblicke für sich durchaus zu genießen wusste, doch sie wurde eines Besseren belehrt. Die Tür ging auf, und er erschien, als sie gerade ein paar Akkorde gespielt hatte. Sie lächelte ihm zu, damit er herankam. Er könnte so tun, als blätterte er ihre Noten um …
    „Ah, da sind Sie ja endlich, Major“, sagte Tante Augusta streng. „Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir, damit wir beide uns an Emmas Talent erfreuen können.“
    Emma mühte sich, nicht danebenzugreifen.
    „Um Himmels willen, Emma, was ist los mit dir? Gerade habe ich deinem Gemahl erzählt, wie musikalisch du bist. Warum fängst du nicht von vorn an?“
    Es war eine Anweisung, keine Frage. Emma war überzeugt, dass ihr Gesicht eine ähnliche Farbe wie der Sesselbezug ihrer Tante angenommen hatte. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, suchte sie nach einem anderen Stück, etwas, das laut genug war, um Tante Augustas Stimme zu übertönen.
    Sie griff in die Tasten und zwang sich, sich ganz auf die schwierigen Passagen der Sonate zu konzentrieren, indes spürte sie allmählich Verärgerung in sich aufsteigen. Wären sie bloß auf Lake Manor oder Harding – irgendwo, nur nicht hier.
    Allmählich beruhigte sie sich. Sie hörte Hugos leise Stimme. Was mochte er ihrer Tante erzählen?
    Der lebhafte Schluss war schnell vorbei. Hugo erhob sich und kam applaudierend auf sie zu, Tante Augusta gleich hinterher. „Ich habe Mrs. Warenne gebeten, für uns zu spielen, Emma“, sagte er und lächelte sie auf sonderbare Weise an. „Ich möchte gern ausprobieren, ob ich den Walzer noch beherrsche. Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Liebe?“ Er hielt ihr die Hand entgegen.
    Emma saß wie erstarrt und schaute ungläubig zu ihm hoch.
    „Komm schon, Liebes“, befahl Tante Augusta energisch. „Wenn du deinen Platz nicht räumst, werde ich mit dem Major tanzen, das solltest du wissen.“
    Hugo ergriff ihre Hände und zog Emma hoch. „Du hast doch nichts dagegen?“, fragte er leise.
    Emma schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    „Gut“, flüsterte er und drehte sich um. „Wann sind Sie so weit, Madam?“
    Tante Augusta begann einen Walzer zu spielen, wobei sie den Takt etwas zu sehr betonte. Emma wollte sich darauf konzentrieren, Hugo zu helfen, ihre Füße indes waren wie aus Blei. Sie fühlte seine Hand auf dem Rücken, und die vertraute Hitze durchströmte ihren Körper.
    Hugo neigte den Kopf, sodass sie seine Lippen an ihrem Ohr spürte. „Ich weiß, meine Fähigkeiten sind ein wenig eingerostet, meine süße Gemahlin, aber ich fange an zu glauben, dass du auch nicht besser tanzt.“ Emma hörte, wie er ein Lachen unterdrückte. „Soll ich lieber deine Tante auffordern?“
    Sein leiser Spott ließ sie lächeln, und sie bemühte sich um Haltung. Sie wollte versuchen, seine Berührung zu ignorieren, und mehr auf ihre Schritte achten.
    Am besten, sie konzentrierte sich auf sein Krawattentuch. Das war einfacher, als in sein Gesicht zu sehen. Hugos graue Augen voller blitzendem Übermut würden ihr Verhängnis sein.
    Am Anfang war er etwas unbeholfen gewesen, nun jedoch bewegte er sich leichtfüßig dahin, führte sie mühelos in Drehungen und Wendungen. Wenn seine Verwundungen auskuriert waren, würde er wieder ein großartiger Tänzer sein.
    Als der letzte Ton verklang, ließ Hugo sie los und verneigte sich förmlich. Emma versank in einem Knicks.
    Ehe Tante Augusta das Wort erheben konnte, lächelte Hugo sie an. „Das war hervorragend, Madam. Sie spielen sehr gut. Doch dieser Walzer hat mir gezeigt, wie dringend ich
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