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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Autoren: JOANNA MAITLAND
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brachte sie der Geburt näher. Und jetzt, da Emma dem Wunder selbst beigewohnt hatte, begann sie die Einstellung der Freundin zu verstehen.
    „Der arme Richard hat entsetzlich gelitten“, meinte Hugo. „So etwas habe ich nie zuvor bei ihm gesehen. Und als ich ihm das sagte, wusste er überhaupt nicht, wovon ich sprach. Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.“ Hugo schüttelte den Kopf und lachte. „Dergleichen würde ich vielleicht bei einem Mann erwarten, der zum ersten Mal Vater wird, indes bei ihm …“
    „Es waren diesmal Zwillinge, Hugo“, brachte sie ihm zu Bewusstsein, „und somit eine viel schwierigere Prozedur für Jamie.“
    Hugo führte sie hinunter auf den Rasen, bevor er antwortete. „Ich möchte das gar nicht so genau wissen, glaub mir“, erwiderte er ernsthaft. „Das Problem ist, wir Männer fühlen uns in solchen Situationen ziemlich hilflos. Ich weiß, dass Richard sich noch ein Kind wünschte, doch zuerst dachte er immer an Jamie. Ich möchte nicht wissen, was er getan hätte, wenn …“
    Emma legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Still“, sagte sie leise. „Sprich es nicht aus. Alles ist gut.“
    Sie schlenderten in einvernehmlichem Schweigen über den Rasen, bis sie an die alte Eiche kamen. Emma blickte hinauf in die Zweige. Der Herbst begann spät in diesem Jahr, die Blätter waren noch grün.
    „Weißt du, als Kind bin ich auf diesen Baum genauso oft hinaufgeklettert wie auf die Bäume zu Hause. Wenn ich ganz still saß, fingen manchmal die Vögel wieder zu singen an und vergaßen völlig, dass ich da war. Ich sah dem Sonnenuntergang zu und schuf mir ein zauberhaftes Königreich, in dem jeder meinem kleinsten Befehl gehorchte.“
    Hugo lachte. „Du warst schon immer eine Prinzessin, jedenfalls hat Richard mir das in seinen Briefen geschrieben.“ Er beugte sich vor und küsste sie, lange und leidenschaftlich. Als er sich wieder aufrichtete, waren ihre Wangen rosig, und ihre Augen schimmerten vor Liebe.
    „Das erinnert mich an etwas“, fuhr er lächelnd fort. „Heute Nachmittag erhielt ich eine Nachricht von Kit.“ Er griff in seine Tasche und zog einen gefalteten Bogen Papier hervor.
    „Darf ich ihn lesen?“ Emma streckte die Hand danach aus.
    „Auf keinen Fall“, antwortete er mit gespieltem Ernst. „Denk daran, dass deine zarten Gefühle verletzt werden könnten, wenn du siehst, was er über seine … nun ja, Abenteuer schreibt. Es hat nicht lange gedauert, bis er der Sensationen in Paris überdrüssig war. Seit vier Wochen ist er in Wien, und wie es scheint, hat er da bereits seine Spuren hinterlassen.“
    Emma sah Hugo fragend an.
    „Es sieht so aus, als seien die Damen am österreichischen Hof genauso reizvoll wie die in London oder Paris. Und …“, er machte eine wirkungsvolle Pause, „Kit zufolge wesentlich liebenswürdiger …“ Hugo steckte den Brief zurück in die Tasche. „Mehr als das wage ich nicht zu berichten. Kits Episteln sollten so behandelt werden wie meine an Richard – nur stark zensiert für die Ohren einer Dame.“
    Emma lehnte sich an ihn, legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. Er lächelte sie an. Die Narbe war inzwischen nur noch als feine weißliche Linie zu sehen. Sein Lächeln wirkte dadurch ein wenig schief, aber sie hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass ihr das sehr gut gefiel. Hugos Gesicht war charaktervoll, wenn er lächelte, vor allem, wenn dieses Lächeln ihr galt, wie gerade jetzt.
    „Was denkst du, Geliebte?“, fragte er und strich ihr behutsam über den Rücken.
    Sie erschauerte. In seinen Augen erkannte sie, dass er versuchte, sie zu erregen. Bald würden sie ins Haus gehen, sonst …
    „Nun?“, fragte Hugo und betrachtete begehrlich ihren Mund.
    „Mir ging gerade durch den Kopf, dass Kit ein Schurke ist und sich vermutlich nie ändert, und sein älterer Bruder ist nur wenig besser.“
    „Wirklich?“ Hugo versuchte, ernsthaft zu klingen, doch das übermütige Glitzern in seinen Augen verriet ihn.
    „Wirklich, Sir. Ein paar Jahre im Ausland können bei einem so jungen Mann wahre Wunder bewirken, du in deinem Alter indes … nun, ich fürchte, du bist unverbesserlich.“
    „Ich verstehe“, bemerkte Hugo und begann Emmas Hals zu liebkosen. „In diesem Fall …“
    Emma fühlte die vertrauten Schauer über ihren Rücken laufen, während ihr heiß und kalt wurde und sie sich nach seiner Berührung sehnte. Die Monate der Ehe waren seiner Wirkung auf sie nicht abträglich, im
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