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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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ihrem Inneren anstiegen. Tränen waren ihr fremd. Sie waren irgendwie verräterisch. Sie hatte ihre Gefühle so viele Jahre lang verdrängt und verstecken müssen, um zu überleben. Aber jetzt erzwangen sich die Tränen einen Weg, als wäre in ihr nicht mehr genug Platz für ihren großen Schmerz. Vielleicht hatte sie aber auch keinen Grund mehr, ihre Gefühle zu verstecken.
    „Du warst genau die Frau, die ich wollte, Annie. Du warst von Anfang an ehrlich zu mir. Ich wusste, was du für mich empfunden hast. Aber man kann nicht geben, was man nicht hat.“ Seine Stimme wurde leise, aber sein Tonfall enthielt nicht die geringste Spur von Bitterkeit. „Ein Mensch kann einen anderen nur lieben, wenn er gelernt hat, sich selbst zu lieben. Diese Wahrheit hat mir Gott vor langer Zeit gezeigt. Du hast den Samen zu lieben in dir, Annie. Er braucht nur Zeit, um zu keimen und Wurzeln zu schlagen, das ist alles. Ich habe wahrscheinlich gedacht …“ – er zuckte leicht mit den Achseln –, „… dass ich genug Liebe für uns beide habe, bis dieser Samen aufgeht.“
    Annabelle schloss für einen Moment die Augen und ließ seine Worte auf sich wirken. Sie war dankbar für die Güte, die in seinen Worten lag. Aber sie spürte auch, dass ihr Herz schneller schlug, und konnte sich den Schmerz in ihrer Brust nicht erklären. Was Jonathan gesagt hatte, entsprach der Wahrheit:
    Sie konnte nicht lieben …
    „Man kann nicht geben, was man nicht hat.“ Das hatte er gesagt. Sie wünschte sich so sehr, dass sie das ändern könnte, besonders da er so geduldig und großzügig war und nie etwas von ihr gefordert hatte. Ihre Beziehung zu ihm war ganz anders als ihre Erfahrungen mit anderen Männern.
    Als sie versuchte zu begreifen, was er mit seinen Worten meinte, begann etwas, das tief in ihr vergraben war, sich langsam zu entfalten. Sie wusste, dass sie vielleicht keine zweite Chance mehr bekäme, das auszusprechen, was in ihr Gestalt annahm. Sie stützte sich langsam auf einen Ellbogen, sah ihm ins Gesicht und hoffte, sie könnte in Worte fassen, was in ihr vorging. „Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas getan, womit ich mir deine Zuneigung verdient hätte, Jonathan.“ Zitternd legte sie eine Hand auf seine Brust und sah, wie seine Augen sie liebevoll anblickten. „Aber du sollst wissen … wenn ich noch die Gelegenheit dazu hätte, würde ich gerne den Rest meines Lebens damit verbringen, dich immer mehr lieben zu lernen.“
    Sie blinzelte und eine Träne lief ihr über die Wange.
    Jonathans Blick verdunkelte sich. Er schaute sie schweigend an. Dann glätteten die Falten auf seiner Stirn sich nach und nach und er lächelte. „Du hast die Liebe, Annie.“ Er wischte die Träne weg und lachte leise. „Ich sehe in deinen Augen, wie sie beginnt.“
    Annabelle wünschte sich, es wäre wahr, beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. Seine Lippen schmeckten nach Honig und Whiskey. Trotz ihres früheren Berufs war ihr diese Art von Vertrautheit fremd. Noch einmal fanden ihre Lippen sanft die seinen und sie bemerkte, wie viel ihm das bedeutete. Sie stimmte ihm im Stillen zu. Wahrscheinlich hatte er recht. Wenigstens in Bezug auf eines: Sie musste über Liebe wirklich noch viel lernen. Aber wie lernte man, sich selbst zu lieben? Besonders jemand wie sie! Musste ein Mensch nicht zuerst liebenswert sein, bevor er geliebt werden konnte?
    Sie lehnte sich wieder an ihn und eine Weile sprach keiner von ihnen ein Wort. Dann seufzte Jonathan langsam und lange. Es schien ihn seine ganze Kraft zu kosten. Annabelle erhob sich leicht, um sich zu vergewissern, dass er noch bei ihr war. Der Tod war wie ein vertrauter Fremder. Sie kannte das Wirken seiner Hände, und obwohl sie ihn noch nie aus der Nähe gesehen hatte, spürte sie ihn kommen.
    Die Dämmerung legte sich über das Land. Dicht auf ihren Fersen folgte die Dunkelheit, und auch wenn sie es nicht sah, fühlte sie, dass Jonathan sie anschaute.
    „Ich liebe dich, Annabelle McCutchens, und auch dort, wohin ich gehe, … werde ich dich weiterlieben.“
    Sie stützte sich zum zweiten Mal auf, beugte sich über ihn und drückte ihm mit zugeschnürter Kehle einen federleichten Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich auch, Jonathan.“ Sie liebte ihn wirklich. Auf ihre Weise. „Ich bin dir dankbar, dass du mich zu deiner Frau gemacht hast und dass ich dein Kind bekommen darf. Glaube mir, ich werde dafür sorgen, dass unser Baby weiß, was für ein guter Mann sein Vater
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