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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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Jonathan.“
    Er legte sich auf die Matratze zurück und die Anspannung in seinen Gesichtszügen ließ ein wenig nach.
    „Möchtest du mehr Suppe? Oder mehr Grog für deinen Husten? Ich habe ihn auf dem Feuer warm gehalten.“
    Er nickte, ohne zu sagen, was von beidem er wollte. Sie wusste, was ihm mehr helfen würde, und stand auf, um es zu holen. Als sie wieder in den Wagen stieg, setzte sie sich neben ihn und schob ihm löffelweise die Honig-Whiskey-Mischung zwischen die Lippen. Er hob, nachdem er mehrmals mühsam geschluckt hatte, die Hand und sie stellte die Medizin beiseite.
    Kaum eine Minute später fielen ihm die Augen zu. Er war eingeschlafen. Für eine Weile.
    Sie ließ den Blick über seine Stirn und Schläfen wandern und dann über sein bärtiges Kinn. Nach äußeren Maßstäben war er ein unauffälliger, einfacher Mann, niemand, nach dem sich alle Frauen umdrehten, wenn er durch die Straße ging. Aber wenn sie an die schöneren Männer dachte, die ihr in ihrem Leben begegnet waren, wurde ihr bewusst, dass keiner von ihnen es mit diesem Mann aufnehmen konnte.
    Sie nahm seine große, von der Arbeit raue, schwielige Hand. Er rührte sich nicht. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte dich so begehren, wie eine Ehefrau ihren Mann begehren sollte, Jonathan McCutchens. In ihrer Hochzeitsnacht hatte Jonathan sie geliebt, als wäre sie eine unberührte junge Frau. Und sie hatte versucht, ihm zu geben, was er ihrer Meinung nach wollte, schnell und sicher, wie man es sie gelehrt hatte. Doch sie hatte nicht mit seiner Geduld oder seinem ernsthaften Bemühen, auf sie einzugehen und ihr Vergnügen zu bereiten, gerechnet. So etwas hätte sie nie erwartet. Auch darin hatte sie ihn enttäuscht.
    Obwohl sie doch nur versucht hatte, ihn nicht zu verletzen, war es das letzte Mal gewesen, dass sie ihm etwas vorgetäuscht hatte.
    Sie atmete langsam die Luft aus.
    Sein Griff um ihre Finger verstärkte sich, und erst jetzt bemerkte Annabelle, dass er sie beobachtet hatte. Seine tiefe, unübersehbare Hingabe, die so völlig unverdient für sie war, versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    „Legst du dich neben mich, Annie?“
    Ein leichter Wind schlug gegen die Wagenplane. „Ist dir kalt? Willst du noch eine Decke?“ Sie wollte aufstehen, um sie aus einer Kiste, die weiter vorne stand, zu holen.
    Er hielt sie sanft am Handgelenk fest und zog sie neben sich nach unten. „Nein … ich will nur meine Frau neben mir fühlen und dich eine Weile bei mir haben.“
    Eine Weile.
    Diese einfache Bitte verstärkte das schmerzhafte Pochen in ihr nur noch mehr. Bis zum Ende, willst du damit sagen. Sie hob die Decke hoch und legte sich neben ihn. Annabelle achtete darauf, ihr Gewicht nicht auf seinen Brustkorb zu verlagern, sondern drückte sich nahe an ihn, sodass er ihren Körper neben seinem fühlen konnte. Sie strengte sich an, um seinen Herzschlag zu hören und um diesen Rhythmus tief in ihr Gedächtnis einzugraben.
    „Ich muss dir ein paar Dinge sagen, Annie, und ich …“ Er brach mitten im Satz ab, legte einen Moment seinen rechten Arm auf seine Brust und atmete schwach ein, bevor er sich schließlich wieder entspannte. „Und ich weiß, dass du auf dieses Gespräch nicht erpicht bist.“ Seine Stimme hing sanft in der aufziehenden Dunkelheit und vibrierte nahe an ihrem Ohr, das auf seinem Brustkorb lag. „Mein Bruder ist jung. Er hatte als Junge nicht die besten Chancen. Das habe ich dir ja schon erzählt. Die Verletzungen, die er in so jungem Alter erlitten hat, gingen tief und sind nie verheilt. Ich war älter, deshalb habe ich es wahrscheinlich besser verkraftet als er. Er muss immer noch viel lernen, aber er wird es schaffen. Du und ich, Annie, wir …“ Er lachte kurz in sich hinein und Annabelle erinnerte sich an ihre Reaktion, als sie sein Lachen das erste Mal gehört hatte. Wie ein plötzlicher Regenschauer an einem staubigen Sommertag erfrischte sie dieser Klang und machte ihr die Last, die in diesem Moment auf ihr lag, ein wenig leichter. „Du und ich, wir sind Matthew gegenüber im Vorteil. Wenigstens sehe ich es so.“
    „Im Vorteil?“ Sie lachte kurz. „Oh ja, ich kann mir vorstellen, welchen Vorteil ein Mann wie du und eine Hu…“ Sein Arm umfasste sie kräftiger. Annabelle beherrschte sich und presste die Lippen zusammen. So oft konnte Jonathan ihre spitzzüngigen Worte mit einem sanften Blick oder einer leichten Berührung zum Schweigen bringen.
    Jonathan war kein Heiliger, und sie schon gar nicht. Matthew
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