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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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hineinbeißen, als sein Vater sich räusperte. Matthew blickte auf.
    „Hast du nicht etwas vergessen?“
    Sofort fühlte sich Matthew wieder wie ein Sechsjähriger. Er beugte den Kopf und streckte, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete, den Arm über den Tisch, um die Hand seines Vaters zu ergreifen. Als sein Vater nicht betete, sprach er das Tischgebet. „Danke, Herr, für dieses Essen und für die Gemeinschaft. Segne uns und beschütze uns in dieser Nacht.“ Er brach ab. „Und bitte lass Laura wissen, dass wir sie vermissen.“
    Als er sein Gebet beendet hatte und den Kopf hob, sah er, dass sein Vater ihn ansah. Matthew wurden die unübersehbaren Veränderungen bewusst, die die Zeit und die Krankheit bei seinem Vater hinterlassen hatte. Er staunte, dass hinter diesen Augen jetzt ein ganz anderer Mann lebte.
    Haymen Taylor nickte bedächtig. „Das hast du gut gemacht.“
    Matthew brauchte einen Moment, bevor er antworten konnte. „Danke, Sir“, flüsterte er. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schaute seinem Vater einen Moment beim Essen zu, bevor er selbst in sein Brot biss.
    Als sie fertig waren, begleitete Matthew ihn durch den Flur zu seinem Zimmer zurück und half ihm ins Bett. Er wollte sich vergewissern, dass sein Vater nicht noch einmal auf die Idee käme, mitten in der Nacht spazieren zu gehen, und blieb noch eine Weile vor der offenen Tür des Zimmers stehen, bis er das gleichmäßige Schnarchen des alten Mannes hörte.
    „Das menschliche Hirn ist etwas Erstaunliches … und Beängstigendes, nicht wahr?“
    Er drehte sich um und sah Shannon an der Tür ihres Zimmers stehen.
    Er nickte. „Wie merken Sie, wenn er nachts aufsteht?“
    Sie deutete zur Tür, neben der er stand, und er sah die Glöckchen, die an der Klinke angebracht waren.
    „Sobald Sie das Gewehr weggelegt hatten, haben Sie Ihre Sache sehr gut gemacht, Mr Taylor“, lächelte Shannon. „Ich brachte es nicht übers Herz, Sie zu stören.“
    Er lachte leise. „Meine Nerven liegen heute Nacht ein wenig blank, fürchte ich.“
    In Matthew meldeten sich wieder Schuldgefühle, als er daran dachte, dass sie sich die ganze Zeit um seinen Vater kümmerte. Es fiel ihm auch nicht leicht, sich vorzustellen, wie Johnny jahrelang den Mann gepflegt hatte, dem er die Narben auf seinem Rücken verdankte.
    „Ich bin froh, dass ich mich um Ihren Vater kümmern kann, Mr Taylor.“
    Ihre Bemerkung überraschte ihn. „Froh? Wie meinen Sie das?“
    „Dadurch, dass ich ihn pflege, dadurch, dass ich miterlebe, wie sein Gedächtnis nach und nach verschwindet, habe ich eine Ahnung davon bekommen, wie Vergebung aus Gottes Sicht sein muss.“
    Er antwortete nicht, da er ihr nicht ganz folgen konnte.
    „Wenn Gott vergibt, wischt er sozusagen alles weg. Das ist etwas, das Sie und ich nicht tun können. Ich bin nicht sicher, ob Gott sich an unsere Sünden wirklich nicht mehr erinnert, oder ob er sich nur entscheidet, sie nicht mehr gegen uns zu verwenden.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Wie dem auch sei, ich habe in den letzten Jahren gelernt, Vergebung mehr zu schätzen.“ Sie schwieg einen Moment und nickte dann wieder zur Tür. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Tür schließen. Dann höre ich es, wenn er wieder das Zimmer verlässt.“ Sie ging in ihr Zimmer zurück und lehnte die Tür nur an.
    Matthew holte sein Gewehr und ging dann zurück in sein Bett, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Lange lag er wach und dachte über die Worte nach, die sein Vater gesagt hatte. Auf diese Worte hatte er zweiunddreißig Jahre lang gewartet.
    „Das hast du gut gemacht.“

Kapitel 37
    M atthew wachte am nächsten Morgen auf und stellte überrascht fest, dass Sonnenstrahlen durch einen Spalt zwischen den Vorhängen in sein Zimmer fielen. Er schob sich vom Bett hoch und ihm war sofort leicht schwindelig, weil er nicht genug geschlafen hatte. Er zog sich schnell an, packte seine Satteltaschen und dachte daran, was ihm dieser Tag bringen würde. Es war richtig von ihm, nach San Antonio zurückzureiten und sich dem zu stellen, was er getan hatte. Er hoffte nur, er könnte Señor Sedillos überreden, ihm zuzuhören, bevor er zu Strafmaßnahmen griff. Der Texaner war nicht gerade dafür bekannt, dass er barmherzig oder gnädig war.
    Matthew öffnete die Schlafzimmertür und entdeckte eine Nachricht auf dem Boden. Er bückte sich, um den Zettel aufzuheben. Die Handschrift erkannte er sofort.
     
    Lieber Matthew,
    ich habe auf dem Tisch im Flur
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