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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: James Patterson
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erwischt«-Frage der Jugendlichen. Während Mark den Ball in Jakes Feld spielt, macht er das blasierteste Gesicht, zu dem auf diesem Planeten ein Sechzehnjähriger nur fähig ist.
    Aber darauf lässt sich Jake nicht ein.
    »Ja, Kumpel, ich habe Gras geraucht, und weißt du, was es bewirkt hat? Es hat mich damals zu einem großen Arschloch und einem Idioten gemacht, genau zu dem, was du jetzt bist.«
    Eins zu null für dich, Jake.
    Mark kann keinen Punkt mehr landen. Er ist es nicht gewohnt, dass Jake auf ihn wütend ist. Das macht ihn sprachlos. Nur Ernies gedämpftes Kichern ist zu hören.
    »Regel Nummer eins auf diesem Boot«, fährt Jake fort. »Kiffen ist verboten.« Er hält Mark seine offene Hand vors Gesicht. »Jetzt rück das Zeug raus. Alles.«
    Mit resigniertem Seufzen greift Mark in seine Tasche und zieht eine Pfefferminz-Blechdose heraus. Muss ich betonen, dass sie kein Pfefferminz mehr enthält?
    »Hier«, zischt Mark. »Aber rauch nicht alles auf einmal.«
    Jake lässt den Hauch eines Lächelns erkennen, als er die Dose in seine Gesäßtasche steckt. Meine Güte, bin ich froh um meine Entscheidung, ihn mitgenommen zu haben.
    Doch plötzlich kommt mir ein Gedanke. »Wer steuert eigentlich das Boot?«
    »Carrie«, antwortet Jake. »Das klappt prima. Ein Boot mitten auf dem Meer zu lenken ist, als würde man mit dem Auto auf einem leeren Parkplatz fahren.«
    Kaum sind die Worte über seine Lippen gekommen,
schwenkt das Boot ruckartig nach rechts und haut uns sprichwörtlich vom Sockel.
    Ich knalle mit dem Kopf auf den Boden und werde fast ohnmächtig. Mein Hirn wird immer wieder aus – und eingeschaltet.
    »Carrie!«, ruft Jake, der sich wieder aufrichtet. »Was treibst du da oben?«
    Sie gibt keine Antwort.
    Wieder schwankt das Boot, als hätte es einen Schlag abbekommen, und Jake stürzt ein zweites Mal, diesmal auf Mark, dem er die Luft abdrückt.
    »Carrie!«, ruft Jake erneut.
    Immer noch keine Antwort.
    Schließlich beruhigt sich das Boot, sodass wir rasch wieder auf die Beine kommen. Was ist denn da los? Wie ein angestochenes Schwein rast Jake uns voraus aufs Deck.
    Hektisch blicken wir uns um. Carrie steht nicht am Steuerrad.
    Carrie ist nirgendwo.

9
    Jake deutet aufs Meer und schreit aus vollem Hals: »Mann über Bord!«
    Von Entsetzen gepackt, drehe ich mich um und folge Jakes Finger nach Steuerbord, wo Carries Blondschopf auf-und abhüpft und unter Wasser verschwindet.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blicke ich in Jakes Augen, bevor sein Instinkt wieder die Führung übernimmt. »Geh ans Steuerrad und wende!«, ruft er mir zu.
    Er selbst schnappt sich eine Rettungsweste und springt kopfüber von Bord.
    Ich beobachte ihn, wie er wieder auftaucht und zu schwimmen beginnt, bis Ernie mich erinnert: »Das Steuerrad, Mom!«
    Endlich meldet sich auch mein Instinkt wieder zurück, den ich mir beim Segeln während zweier Sommer als Jugendliche antrainiert habe, kombiniert mit dem, was mir Stuart als erste Offizierin bei unseren Segelwochenenden damals beigebracht hat. Viel praktische Erfahrung habe ich also nicht, doch sie reicht, um die neunzehn Meter lange Familie Dunne zu wenden. Ich rufe Mark und Ernie zu, dass sie auf den schwingenden Baum achtgeben sollen, während ich wild am Steuerrad drehe. Jake kommt mit seinen kräftigen Armen rasch voran, doch Carrie kann ich nirgendwo sehen.
    O Gott, bitte lass sie nicht ertrinken!
    Sie muss verletzt sein, denke ich. In der Schule war sie eine hervorragende Schwimmerin, hat bei Meisterschaften mitgemacht und eine Trophäe nach der anderen gewonnen.
Sie konnte stundenlang schwimmen, wenn sie musste, und jetzt schaffte sie es nicht einmal, sich über Wasser zu halten.
    »Beeil dich, Jake!«, rufe ich, auch wenn er mich nicht hören kann.
    Mark und Ernie beugen sich über den Bootsrand. Sie können nur hilfos zusehen, genauso wie ich. Keiner von uns ist ein guter Schwimmer, und das jagt mir ebenso wie alles andere schlagartig ein schlechtes Gewissen ein.
    Jake erreicht die Stelle, an der Carrie unterging, obwohl sich bei dem Wellengang kaum sagen lässt, wo sich diese Stelle genau befindet. Er holt tief Luft und taucht unter. Die Rettungsweste lässt er oben. Warum?
    Wahrscheinlich für mich, damit ich ein Ziel anpeilen kann.
    Darauf steuere ich zu, doch das Boot macht plötzlich eine Wende und fährt in die andere Richtung weiter. Nicht nur Jake oder Carrie sind immer noch von der Bildfäche verschwunden; auch meine Hoffnung, die mich wenige Augenblicke
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