Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
mehr anzutreten. Stattdessen heuerte er auf dem Segelboot eines Millionärs an.
    Ein »ausgedehntes Semester auf See«, nannte er es.
    Sein Vater sagte etwas anderes dazu: »Das ist der größte Fehler, den du je begangen hast, Jake. Merk dir meine Worte. Dies ist der Anfang von deinem Ende.«
    Doch das war Jake egal. Seine Eltern hatten bereits ihren Goldjungen: Stuart, den Erstgeborenen, der auf direktem Weg nach Wharton gegangen war. Mit den Worten eines anderen Dartmouth-Aussteigers zog Jake die Formulierung vor, sein Bruder Stuart sei »weniger gereist«.
    Ich gestatte mir einen geheimen und verbotenen Gedanken: Kein Wunder, dass er mich immer fasziniert hat.
    »Hey, Katherine!«, ruft er.

    Es wäre möglich, dass er medial begabt ist. Würde mich nicht wundern.
    Ich gehe zu Jake, der am Steuerrad steht, seinem absolut liebsten Platz auf der Welt. Das erzählte er mir einmal. Wirklich nur einmal, weil er nichts zweimal sagt.
    »Kannst du die Kinder zusammentrommeln?«, fragt er. »Ich will die Regeln durchgehen, von denen ich gesprochen habe. Ich weiß, dass sie die nicht hören wollen, aber es muss sein.«
    »Klar«, antworte ich und murmle: »Regeln – das könnte interessant werden.«
    Ich ducke mich durch die Luke unter Deck, wo Carrie und Ernie in der Kombüse sitzen. Ernie knabbert an Doppelkeksen – was mich nicht wundert –, und Carrie starrt ihn an, als wäre er ein großes, fettes Schwein. Auch das wundert mich nicht.
    Carrie ist zwar noch zu dünn, aber zumindest verschwindet sie nicht mehr ins Bad, um ihr Mittagessen wieder herauszubefördern. Ihre Zähne haben keine Flecken, und ihr Haar wird wieder voller – beides gute Zeichen. Sowohl der Psychologe als auch ihr Ernährungsberater an der Yale University haben ihr ihre Fortschritte bescheinigt, also sollte ich ihr wegen des Essens nicht auf die Nerven gehen.
    So weit lasse ich es nicht kommen.
    Aber würde es sie umbringen, sich etwas bessere Laune zuzulegen? Komm zur Besinnung, Kind! Du sitzt auf diesem wunderschönen Boot mit uns fest, also gewöhne dich daran! Ich bin für dich da, Carrie. Ja, das bin ich.
    »Onkel Jake möchte euch jetzt diese Sachen erklären«, verkünde ich. »Wo ist Mark?«
    Carrie und Ernie deuten beide zum Schlafbereich. Ich mache mich auf den Weg in diese Richtung, während die
beiden nach oben gehen, als befürchteten sie, andernfalls vom guten alten Onkel Jake gestreckt und gevierteilt zu werden.
    »Mark?«, rufe ich.
    Wie üblich antwortet er nicht. Also werfe ich in jede Kabine einen Blick, kann ihn aber nirgendwo entdecken.
    »Mark?«, rufe ich noch einmal.
    Und schließlich antwortet er. »Bin auf der Toilette«, ruft er zurück. »Komme gleich.«
    Ich wollte ihm gerade sagen, er solle zu uns nach oben kommen, wenn er fertig sei, als ich dieses verräterische Geräusch höre. Pfffft.
    Da platzt mir der Kragen.

8
    Ich poche so hart gegen die Tür, dass ich glaube, das Schloss würde aufbrechen. »Mach sofort auf!«, schreie ich. »Mark, mach die Tür auf, sofort! Das meine ich ernst, Freundchen.«
    Ich höre, wie das Bullauge geschlossen wird, anschließend erneut dieses verräterische Geräusch. Pfffft. Ein Frischeduft dringt durch die Tür. Oder ist es die Marke »Hasch mich, ich bin der Frühling«?
    Schließlich öffnet Mark die Tür und versucht, so unschuldig wie ein Neugeborenes zu wirken, was mit glänzendem Blick ziemlich schwer ist. Ich renne mit einer solchen Wucht in ihn hinein, dass er nicht weiß, was ihn getroffen hat. Zum Glück war es nicht meine Faust. Die hätte ich nämlich am liebsten genommen, so sauer bin ich auf meinen ältesten und unreifsten Sohn.
    Und als er leugnet, geraucht zu haben, schreie ich ihn noch lauter an. In letzter Zeit habe ich mir diesen Scheiß zu oft anhören müssen.
    »Hey, hey, hey«, ertönt es hinter mir. »Was ist hier los?«, fragt Jake mit Ernie im Schlepptau.
    Ich verschränke meine Arme und hole tief Luft in dem Versuch, meine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber die Schlacht ist vergeblich. »Warum fragst du nicht diesen kleinen Kiffer hier? Wir sind kaum ausgelaufen, und schon bedröhnt er sich!«, schimpfe ich.
    Das entlockt meinem Sohn schließlich ein angedeutetes Lächeln. »Oh, Mom, es tut mir leid. Hätte ich denn den ganzen Tag warten sollen?«

    »Werd ja nicht frech, Mark. Das bekommt dir nicht. Du hast schon genug Probleme«, warnt ihn Jake.
    »Was, hast du denn nie gekifft, als du jünger warst?« Da ist sie, die typische »Ich hab dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher