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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: James Patterson
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ertränken.

11
    Mark wirft entrüstet die Hände in die Luft. Er kann nicht glauben, was er da sieht, genauso wenig wie ich. »Was hat Carrie denn vor? Will sie ihn ersäufen?«
    »Halt die Klappe!«, schimpfe ich. »Bitte, Mark, nicht jetzt.«
    Das sage ich nur, weil ich weiß, dass seine Frage den Nagel auf den Kopf trifft, und eine Antwort darauf wäre viel zu schmerzhaft. Es sieht nämlich tatsächlich so aus. Schlimmer noch: Carrie scheint die Oberhand zu haben. Jake ist locker vierzig oder fünfundvierzig Kilo schwerer, aber das verschafft ihm keinen Vorteil. So, wie Carrie gegen ihn ankämpft, kann er sich kaum über Wasser halten, geschweige denn, sie festhalten.
    »Carrie, es ist in Ordnung!«, rufe ich. »Lass dir von Onkel Jake helfen! Carrie!«
    Als Antwort plärrt sie die grausame Wahrheit heraus. »Lasst mich in Ruhe!«, schreit sie zurück. »Ich will keine Hilfe! Lass mich los!«
    Lass mich los?
    Meine Knie werden schwach. Du gütiger Gott. Carrie ist nicht von Bord gestürzt, sie ist gesprungen. Sie hat versucht, sich umzubringen!
    Und sie versucht es noch immer.
    Noch immer bin ich bereit, ins Wasser zu springen, um zu helfen. Ich kann hier nicht herumstehen und zusehen – ich muss was tun! Doch wieder halte ich mich in letzter Sekunde zurück.

    Jakes Schrei lässt mich erstarren. Seine Stirn blutet. Carrie muss ihn mit ihren Fingernägeln gekratzt haben.
    Als das Blut an Jakes Gesicht hinabrinnt, ändert sich sein Gesichtsausdruck. Das war’s dann. Der »liebe Onkel« hatte die Nase voll.
    Laut stöhnend wirft er seinen Arm um Carries Hals und hält sie im Würgegriff, wie ich ihn bei Polizisten in der Notaufnahme des Krankenhauses gesehen habe.
    Ich hätte nicht gedacht, wie froh ich einmal sein würde, zu sehen, wie ihn jemand bei einem meiner Kinder anwendet.
    Carrie tritt immer noch mit den Füßen, doch da Jake ihre Arme gegen ihren Brustkorb presst, kann er sie bis zur Plattform am Heck des Bootes ziehen. Mark, Ernie und ich greifen nach unten, packen sie an den Hand- und Fußgelenken und zerren sie wie einen zappelnden Fisch nach oben.
    »Hört auf!«, jammert sie. »Lasst mich in Ruhe! Lasst mich doch einfach in Ruhe!«
    Mein Herz zerbricht in tausend Stücke.
    Wir tragen sie zum Deck hinauf, wo sie wütend um sich schlägt. Schließlich rollt sie sich in der Fötusstellung zusammen und weint jämmerlich. Ich bin am Ende und lasse mich von ihrem Weinen anstecken. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Was kann ich für Carrie tun?
    »Ein bisschen Hilfe würde nicht schaden«, meldet sich Jake hinter uns. Wir drehen uns zu ihm, wo er neben der Plattform noch immer im Wasser wartet. Er ist um einiges schwerer, doch schließlich schaffen wir es, auch ihn an Bord zu ziehen.
    »Danke, Jake«, sage ich ihm. »Vielen, vielen Dank.«
    Ein paar seltsame Momente lang können wir nichts anderes
tun als seltsame Blicke auszutauschen, bis Jake die Stille durchbricht. »Bootsregel Nummer zwei«, verkündet er keuchend. »Versucht nicht, euch umzubringen.«
    Mit seiner Regel verschafft er uns auch nicht gerade bessere Laune, doch das hatte er nicht im Sinn, wie ich seinem Gesicht anmerke. Er meinte es ernst, so ernst wie das, was gerade passiert ist.
    Doch eins nach dem anderen.
    Carrie friert und zittert am ganzen Leib.
    »Mark, hol schnell ein paar Handtücher«, trage ich ihm auf.
    Er nickt und macht sich auf den Weg nach unten. Sekunden später steht er bereits wieder vor der Treppe zur Hauptkabine, allerdings ohne Handtücher, aber mit vor Panik verzerrtem Gesicht.
    »Wir stecken ganz tief in der Scheiße«, sagt er. »Und das ist kein Scherz.«

12
    Was ist denn jetzt schon wieder? Erschöpft blicke ich zu Jake, der genauso erschöpft zurückblickt. Ich habe keine Ahnung, was Mark entdeckt hat, aber sein Ton und das Zittern in seiner Stimme lassen eindeutig darauf schließen, dass er es ernst meint.
    Und es ist eindeutig etwas sehr Schlimmes.
    »Ernie, bleib du hier bei deiner Schwester«, sage ich und folge dem immer noch tropfenden Jake, der aussieht, als würde er bei einem Preiskampf in die fünfzigste Runde gehen. Wir gehen unter Deck, wo uns Mark über die neuste Krise aufklären soll.
    Doch er braucht kein Wort zu sagen. Der Grund seiner Panik liegt uns direkt zu Füßen. Wasser! Wohin ich auch blicke. Es bedeckt die gesamte Kabine und ist vielleicht schon zehn Zentimeter tief, Tendenz rasch steigend.
    »Woher kommt das?«
    »Das kann nur von unten kommen, Kat«, antwortet Jake. »Ich
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