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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: Manuela Martini
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und einer von ihnen warf eine neue auf den Boden. Der Hund hielt inne, im Konflikt, ob er die alte Dose aufgeben und sich die neue schnappen oder sich mit der alten zufrieden geben solle. Noch nicht einmal bellen konnte er mit der Dose im Maul. Die Jungs spielten weiter.
    Shane schüttete die kalte Coke hinunter, ahnte, dass er gleich noch mehr schwitzen würde, obwohl er im Schatten stand. Barry wischte sich mit dem Handr ücken über die Stirn und blinzelte in die gleißende Helligkeit, die sich jenseits des schattenspendenden Blechdachs endlos ausdehnte. Seine Hände waren rissig und aufgeschürft. Shane blickte ihm ins Gesicht. Er musste beginnen, seine Fragen zu stellen, Antworten anzuhören – dreiste Lügen, Unvers chämtheiten und Beleidigungen.
    „Fand letzte Woche hier auch ein Turnier statt?“ , fing er also an.
    „Nein. Aber ein paar aus der Gegend haben ein bisschen trainiert“, antwortete ein älterer Mann mit lederner Haut, der neben Barry an der Theke stand.
    „Wer wusste, dass hier ein Turnier stattfinden würde?“
    „Jeder, der sich dafür interessiert hat!“, sagte nun eine dicke Frau, die auf einem der wenigen Stühle saß und ein Kind mit hängendem Kopf und schlaffen Armen wie eine Puppe, an sich drück te. „Gab ja überall Plakate“.
    „Hier sind immerhin drei Teams aus New South Wales, South Australia und natürlich wir Queensländer“, sagte der alte Mann.
    Shane musterte Barry Denham .
    „Wollten Sie noch etwas sagen, Barry?“
    „Ich?“, sagte Barry, ,,ja, verdammt, f inden Sie diesen Mistkerl!“
    „Ja“, stimmte jemand zu, und die dicke Frau mit dem Kind rief:
    „Ist ein verdammt unangenehmes Gefühl, zu wissen, dass ein Mörder frei herumläuft!“
    „Genau!“, „Recht hat sie!“, „Das Schwein muss gefunden werden!“ , kam es aus der Menge.
    Wie gut kannte er das alles. Jetzt demonstrierten sie Geschlossenheit, später würden sie sich hinter Lügen verschanzen, unangenehme Wahrheiten zurechtbiegen. Er kannte seine Rolle, also rief er:
    „Wir tun alles, was wir können! Aber dazu brauchen wir Ihre Unterstützung! Teilen Sie meinen Kollegen alles mit, was Ihnen aufgefallen ist!“
    Die Menge um ihn herum verwandelte sich, wurde zu der Gruppe Eltern, vor der er in einem Schulhaus in Caboolture stand. Sie schrien ihn an, den Mörder ihrer Kinder zu finden. „Das Schwein muss gefunden werden!“ Mit ihren Blicken hielt en sie ihn fest und fordert en ein Versprechen .
    Da riss ihn ein Scheppern ins Jetzt. Einer der Jungen hatte die Bierdose an den Blechverschlag geschossen. Der Hund bellte. Jetzt. Alles ges c hieht jetzt. Der Ort h eißt Chinchilla. Es ist Samstag. Chinchilla, nicht Caboolture… sagte die Stimme in seinem Kopf.
    „Sollen wir mit den Befragungen beginnen, Detective?“ Ein uniformierter Kollege stand vor ihm.
    „Ja, fangen Sie an!“ Erleichtert sah er Tamara mit dem Wagen heranfahren, verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und stieg ein .
    „Shane, wir müssen unbedingt die Aircondition reparieren lassen!“, stöhnte sie als er einstieg. „Diese Hitze ist eine Zumutung!“ Auf ihrem Gesicht standen kleine Schweißperlen. Sie schluckte. „Mein Gott, Shane. Vorhin, bei diesem Anblick wäre mir fast schlecht geworden.“
    Er brachte kein aufmunterndes Wort über die Lippen, sondern dachte noch immer an die Sache in Caboolture. Sie blickte noch einen Augenblick durch die Windschutzscheibe, dann fuhr sie an. Die Räder des Allrad-PKWs pflügten mühelos durch den weichen Sand. Er hatte einen Job zu erledigen, in dem er nicht versagen durfte. Das war das einzige, das im Moment zählte.

3

    Joanna O’Reilly hetzte mit ihrer großen Mappe unter dem Arm den Korridor der Kinderabteilung des Brisbaner Royal Hospital hinunter. Sie war spät dran, die Auseinandersetzung am Morgen mit Marc hatte sie viel Zeit und Nerven gekostet. Sie fühlte sich erschöpft und war traurig und wenn sie ein weniger disziplinierter Mensch wäre, hätte sie sich heute krank gemeldet. „Du glaubst, ohne dich geht es nicht“, warf ihr Marc öfter vor. Letztes Mal hatte sie daraufhin einfach ja gesagt. Sie fühlte sich ihren Patienten gegenüber verantwortlich und konnte nicht so einfach zu Hause bleiben, wie Marc als Bankangestellter. Doch er verstand das nicht.
    Zehn nach neun, sah sie im Vorüberhasten an der großen Uhr über dem Stationszimmer. Ihre Sandalen mit den schlanken Absätzen waren zwar schön aber nicht zum Schnellgehen ge eignet . Doch sie
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