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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: Manuela Martini
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eingeschätzt hatte.
    „ Sorry, aber i ch hab’ so was noch nie gesehen.“ Sie atmete tief und blickte ihn endlich an. Ihm fiel die Leuchtkraft ihrer silbergrauen Augen auf.
    „So endet es also“, m einte sie.
    „Was?“
    „Wie spät ist es?“, fragte sie plötzlich aufgeregt und suchte vergeblich an ihren nackten Armen eine Armbanduhr. „Haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist?“
    „Gleich fünf. Haben Sie eine Ahnung, wer die Tote sein könnte?“
    Seine Frage ließ sie in ihrer hektischen Suche innehalten.
    „Mit diesem Gesicht?“ Hastig schüttelte sie den Kopf, starrte ihn an.
    Er dachte an das von Maden zerfressene Fleisch, die leeren Augenhöhlen. Selbst wenn die Tote eine Bekannte von Jane gewesen wäre, hätte sie sie in diesem Zustand nicht unbedingt identifizieren können.
    „Kennen Sie die Leute da drüben?“ Er zeigte auf die Menschenmenge am anderen Ende des Spielfeldes. Anstatt zu antworten zündete sie sich eine neue Zigarette an. Langsam ließ sie den Rauch aus ihrer Nase quellen. Dann sagte sie:
    „Das ist hier wie eine Familie. Jeder kennt jeden von irgendwoher oder über irgendwen. Ein aufwendiger Sport. Kostet viel Geld und Zeit.“
    „Warum wird ausgerechnet hier eine Leiche vergraben?“, fragte Shane. Sie stieß den Rauch aus.
    „Mein Gott, Detective, woher soll ich das wissen?“
    Er antwortete nicht und sie musterte ihn und sagte schließlich:
    „Fangen Sie am besten bei Barry Denham an.“
    Auf seinen fragenden Blick hin fügte sie hinzu:
    „Meinem Exmann.“ Sie warf die Zigarette in den Sand, trat mit ihrem Schuh die Glut tiefer als notwendig in die Erde. „Er hat nicht den besten Ruf“, sie sah ihn wieder an.
    „Würden Sie ihm einen Mord zutrauen?“, fragte er und blies eine lästige Fliege von seiner Lippe.
    „Detective!“, sagte sie unfreundlich . „Ich habe Ihnen nur gesagt, bei wem Sie anfangen können zu fragen. Mehr nicht.“ Sie zog die Oberlippe ein und ihre Augen flammten zornig auf . Er unterdrückte eine Bemerkung und fragte in sachlichem Ton:
    „Kennen Sie das Hotel Chinchilla ?“
    Sie zog eine neue Zigarette aus der Packung.
    „Ist eine ganz normale Kneipe“, sie wirkte abwesend , „so wie sie sie überall gibt.“
    Er überließ es Tamara , die Personalien von Jane Denham aufzunehmen , setzte die Sonnenbrille wieder auf und sah hinüber auf die andere Seite des Spielfeldes, wo die Menschen sich in Gruppen zusammengedrängt hatten.

    Schweiß lief ihm in die Augen als er endlich am Wellblech-Kiosk angelangt war. Er hatte die Ausdehnung des Spielfeldes unterschätzt. Und einen Hut vergessen. Die Leute beobachteten ihn schweigend, v ier ortsansässige Kollegen in Uniform nickten ihm zu.
    „Detective O’Connor, Homicide Squad“, sagte er laut, hielt seinen Ausweis hoch, auf dessen Lichtbild sein gelocktes Haar noch mehr dunkelbraun als grau war, „hinter dem Spielfeld ist die Leiche einer jungen Frau gefunden worden. Ich möchte Sie bitten, hier zu bleiben und meinen Kollegen alles zu berichten, was Ihnen aufgefallen ist.“
    Sie sahen ihn , den Detective aus der Stadt, abschätzend an. Ein Mann, um die fünfundvierzig, stiernackig, mit kompakten Oberkörper und Beinen, lehnte an der Theke des Kiosks und griff nach einer Flasche.
    „Eine Coke, Detective?“
    Shane nickte dankbar .
    „Barry Denham “, sagte der Mann und gab ihm die geöffnete Flasche. „Ich hab’ Sie mit Jane drüben gesehen.“ Er sprach gedehnt, lässig, wie jemand, dem man besser nicht in die Quere kam. Barry nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Ihre Augen ähneln sich, dachte Shane. Seine kiesel blauen und Jane s silbergraue. Ein Grinsen zog sich über Barrys narbiges Gesicht. Wahrscheinlich hatte er in seiner Jugend an Akne gelitten. Dennoch war er das, was man attraktiv nennen würde. Barry trug enge Reithosen, die seine muskulösen Beine hervortreten ließen und am Hintern und an den Knien von Dreck verschmiert waren. Sein grünes Tri k ot mit der Nummer acht war schweißdurchtränkt. Seine Bewegungen, wie er die Flasche nahm und wie er so auf einen Ellbogen gestützt an der Theke lehnte, waren energisch und zielbewuss t , und wenn er lachte, blitzten seine gesunden Zähne. Ein Typ, der genau wusste, was er wollte – und davon überzeugt war, Recht zu haben. Ein paar Männer raunten sich untereinander etwas zu, drei Jungs in Spielertricots begannen eine leere Bierdose herum zu kicken. Ein Hund bellte und stürzte auf die Dose, biss hinein, die Jungs lachten
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