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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Barbareskenstaaten in Gefangenschaft geriet, hielt Wache über mich.
    Ich konnte mich auf dem ganzen Schiff frei bewegen. Ich durfte an der Navigationsbesprechung am Abend teilnehmen, hörte den Gezeitenbericht für Mombasa, den nächsten Hafen, den wir anlaufen würden. Ich nahm an jeder Beförderungsfeier teil, und bei der Eiscremeparty um 21.00 Uhr bekam ich sogar einen Nachschlag. Ich sah zu, als die Bainbridge auf hoher See mit einem Versorgungsschiff zusammentraf, das ihr Nachschub, Post und andere Frachtgüter lieferte. Vielleicht konnte das nur für einen Burschen Bedeutung haben, der die See und die Seefahrt liebte, aber auf alle Fälle fühlte ich mich geehrt, dass ich einen Blick hinter die Kulissen eines Zerstörers werfen durfte.
    Zugleich fühlte ich mich ein wenig schuldbewusst. Wie ich Captain Frank erklärte, kam ich mir vor wie ein Kerl, den ich auf keinen Fall auf meinem eigenen Schiff hätte dulden wollen – ein Bursche, der grundsätzlich kein Essen verpasst, 14 Stunden am Tag schläft und absolut nichts tut. Ein Nichtsnutz. Aber dieses eine Mal in meinem Leben fand ich mich mit dieser Rolle ab.
    Die Navy-Leute wollten mir klar machen, welcher Mediensturm über meine Geiselnahme hereingebrochen war. Das hatte auch Andrea versucht, als ich mit ihr telefonierte. Aber wirklich begriffen hatte ich das alles noch nicht. Schon am ersten Tag, auf der Boxer , saß ich an einem Tisch in der Messe, als ich Stimmen hörte, die mir sehr vertraut vorkamen. Erstaunt drehte ich mich um: Auf dem Satelliten-TV des Schiffs erkannte ich die Gesichter meiner Nachbarn, meiner Kinder, der Mitarbeiter von Maersk. Ich drehte dem Bildschirm den Rücken zu. Ein Navy-Lotse fragte erstaunt: »Wollen Sie es denn nicht sehen?«
    »Ich kenne die Geschichte schon«, sagte ich. »Und ich will sie nicht nochmal hören.«
    Am Abend bevor die Bainbridge in Mombasa einlaufen sollte, hörte ich eine Mitteilung über den Lautsprecher, dass es eine Kursänderung gegeben habe. Das Schiff sei zu einem anderen amerikanischen Schiff gerufen worden, der Liberty Sun , die von Piraten angegriffen werde. Zufällig traf ich kurz darauf Captain Frank, der sich dafür entschuldigte, dass er mich nun doch nicht sofort zum Wiedersehen mit meiner Besatzung bringen könne. »Das macht überhaupt nichts«, sagte ich. »Holen Sie sie raus. Retten Sie die Seeleute.« Wir erreichten die Liberty Sun und jagten die Piraten in die Flucht, dann drehten wir wieder in Richtung Kenia ab und legten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und höchster Medienaufmerksamkeit im Hafen von Mombasa an. Am Freitagmorgen um 4.00 Uhr ging ich von Bord der Bainbridge .
    Zu diesem Zeitpunkt waren die SEALs längst von Bord gegangen und in der Nacht verschwunden, unbeachtet und ohne Pauken und Trompeten.

NEUNZEHN

    I n und vor unserem Farmhaus kochte der Mediensturm wieder hoch. Alison ging vor die Haustür und gab eine Erklärung ab. Sie machte den Reportern klar, dass die Familie Phillips am Ostersonntag in Ruhe gelassen werden wolle. Zugleich gingen massenhaft Anrufe ein. Senator Patrick Leahy rief an und berichtete Andrea, dass die Leute auf dem Parkplatz der Kirche spontan zu tanzen angefangen hätten, als sie die Neuigkeit erfahren hatten. Die TV-Nachrichtenmoderatorin Diane Sawyer rief an, um ihr zu sagen, dass sie Purzelbäume geschlagen hätte. Unsere Senatoren und der Gouverneur von Vermont und viele andere, die meine Familie so sehr unterstützt hatten, riefen an, um ihre Freude über den glücklichen Ausgang mitzuteilen.
    Am späten Sonntagabend wurde Andrea von Präsident Obama angerufen.
    »Ich habe gerade mit Ihrem Mann telefoniert«, sagte er.
    »Das heißt, ich bin nur die Nummer zwei auf Ihrer Liste?«, fragte Andrea scherzhaft.
    Obama lachte.
    Andrea wusste, welch großen Anteil er an meiner Befreiung gehabt hatte, und wollte ihm dafür ihren wärmsten Dank aussprechen; gleichzeitig war ihr auch klar, dass dieser Mann der Präsident war und dass sie ihm mit Respekt und formellem Umgangston begegnen musste. Der Präsident erklärte ihr, »die ganze Nation hat für Sie gebetet«. Er sei sehr froh, dass alles gut ausgegangen sei – und dass ich am Telefon recht munter geklungen habe. »Ich konnte ihm gar nicht genug für uns beide danken«, erzählte mir Andrea. »Aber ich erinnere mich noch, dass ich sagte, ›Mein Osterkorb ist heute reich gefüllt worden‹.« Ich finde es absolut erstaunlich, dass er sich die Zeit nahm, nicht nur mich, sondern auch
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