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Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript
Autoren: Jason Dark
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sich seinen Weg, es füllte unsere Ohren, und noch immer war nichts zu sehen. Ich konzentrierte mich auf den Boden, um eventuelle Vibrationen zu spüren.
    Die blieben fern.
    Bill hatte seinen Kopf wieder angehoben. Das Licht der Lampe strahlte von der Seite her gegen sein Gesicht, auf dem sich unzählige Schweißperlen abzeichneten. Er bewegte seinen Mund, ohne etwas zu sagen. Nur war zu merken, wie er innerlich mit sich kämpfte.
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Kontakt sollte den Freund beruhigen, aber Bill ließ sich von seinen Gedanken nicht abbringen. »Es hat doch keinen Sinn, wenn ihr bleibt. Wir brauchen nicht zu dritt unter den Trümmern begraben zu werden. Laßt mich hier. Haut ab, verschwindet, flüchtet! Ihr habt eure Aufgabe, und ich weiß auch, daß für meine Familie gesorgt ist. Wenn wir hier alle sterben, dann hat die andere Seite gewonnen.«
    »Noch leben wir«, sagte Suko.
    »Aber wie lange denn, verdammt!«
    »Wir können uns wehren, Bill. Und noch fallen uns keine Trümmer auf den Kopf.«
    »Geht endlich!«
    »Nein!« Ich sprach entschieden dagegen. »Wenn wir dich hier im Bunker allein zurücklassen, glaubst du wirklich, daß wir mit dem Druck unserer Gewissen den Job noch so erledigen können wie früher? Glaubst du das wirklich?«
    »Weiß nicht, aber…«
    »Keine Widerrede, wir bleiben.«
    Suko war nicht mehr bei uns geblieben und einige Schritte weitergegangen. Er lauschte und starrte in die Dunkelheit hinein, dann schaltete er seine kleine Leuchte ein. Der Strahl bohrte sich in die dichte Finsternis. Ich wußte, auf was Suko hinauswollte. Wenn etwas vor uns zusammengebrochen war, mußte sich Staub gebildet haben, der durch den Gang wallte. Das war nicht der Fall.
    Und doch grollte es wieder.
    Keiner von uns blieb ruhig. Auch Bill stand auf, zog aber den Kopf ein, als befürchtete er, von einem Stück der Decke erwischt zu werden. Die Veränderung sahen wir rasch, aber sie brachte uns nicht in Lebensgefahr, denn weit vor uns wurde etwas sichtbar, mit dem wir zunächst nicht zurechtkamen.
    War es ein Licht?
    Wenn ja, dann ein sehr düsteres und unheimliches.
    Ein unheimlicher Schatten, in dessen Innern sich selbst etwas bewegte.
    Etwas, das aussah wie eine Gestalt. Groß und sehr mächtig, nicht nur von den Ausmaßen her. Wir spürten sofort, daß sich dieser Gegner zum Kampf stellen wollte.
    Wieder brandete das Grollen auf. Es konnte uns nicht mehr stören, wichtig war das düstere Licht. Es wurde von keinem Scheinwerfer geschaffen. Es war einfach vorhanden.
    »Das ist er«, sagte Bill leise. »Das ist der Herrscher. Das ist Kuszew oder eine Kreatur der Finsternis.«
    Die Gestalt zeichnete sich als Umriß innerhalb des Lichtes ab. Sie war nicht groß, reichte auch nicht bis zur Decke. Wir nahmen sie einfach als normal hin, aber sie war verdammt sicher, hier über den alten Bunker zu herrschen.
    Das Grollen war abgeebbt. Ich war der Meinung, daß die Gestalt nicht mehr näher kam. Sie hielt sich zurück und wartete einfach nur ab. Ob sie mit dem Boden verbunden war oder sogar leicht über ihm schwebte, konnten wir nicht genau sehen.
    Es war auch egal.
    Für den anderen zählte nur eines. Es war schon verwunderlich, wie Kuszew die von Bill beschriebenen Blätter anhob, sie in einer Hand hielt und damit wedelte, als wollte er sie auseinanderfächern. Für einen Moment klappten sie auf wie die Seiten eines Buchs, bevor sie wieder zusammenfielen und erneut aufgefächert wurden.
    Ein Spiel für ihn.
    Mein Kreuz hatte sich auch ›gemeldet‹. Es strahlte ein blasses Licht ab, aber ich griff nicht ein, weil ich davon überzeugt war, daß diese Gestalt nicht grundlos erschienen war. Sie wollte sich zeigen, und sie würde uns beweisen wollen, wie mächtig sie war. Das mußte auch etwas mit den Memoiren des Schwarzen Tods zu tun haben. Davon waren wir alle drei überzeugt.
    »Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten soll?« wandte ich mich an Bill.
    »Sorry, bis jetzt nicht. Aber es hängt mit dem verdammten Höllenscript zusammen.«
    Bisher hatte Kuszew nur wie ein Pantomime gewirkt. Er hatte sich mit den beschriebenen Seiten beschäftigt, als wollte er eine Ouvertüre darlegen, bevor er mit dem Drama begann. Er war weiterhin zu sehen, da ihn der düstere Lichtkreis umflorte, in dem die Farben Grün und Schwarz Vorrang hatten und sich auch nicht glatt zeigten, sondern sich wie Wolken bewegten, die wegen eines starken Gewitters durcheinandergewirbelt wurden.
    Das Grollen klang erneut
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