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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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der groß genug war, dass ein Mann aufrecht darin stehen konnte.
    Es waren sechs Söldner, die Elite seines Sicherheitsdienstes. Ihre wichtigsten Eigenschaften waren Gehorsam, Grausamkeit und die Fähigkeit, den Mund zu halten. Er sagte ihnen, dass sie sich verteilen und Wache halten sollten. Sobald er allein war, drückte er auf mehrere Steine im Kamin, und zwar in einer bestimmten Reihenfolge. Dadurch öffnete sich eine Tür, die in der Rückwand verborgen war.
    Er schaltete eine elektrische Taschenlampe ein, trat geduckt durch die Kamintür und stieg eine Treppe hinab.
    Ein Dunsthauch, übler als Drachenatem, strömte von unten herauf. Der muffige Gruftgeruch enthielt Erinnerungen an Schmerzen und Schrecken und hatte einen schweren, öligen Beigeschmack. Doch für Baltazar war der Duft so süß wie Parfüm. Er hielt an, um eine Holzfackel in einem Wandhalter zu entzünden, und gab ihre Glut dann an die übrigen Fackeln im kurzen Durchgang weiter. Am Ende des Korridors befand sich ein vollkommen kreisrunder Raum, der etwa dreißig Meter durchmaß.
    Tafeln an den Wänden markierten die Ruhestätten von zahlreichen Baltazars, die in der Burg bestattet worden waren, bevor die Familie von Zypern hatte fliehen müssen. Kleine Statuen, die den Gott Baal in seinen verschiedenen Inkarnationen zeigten, waren im Raum verteilt.
    In der Mitte der Kammer erhob sich eine Bronzestatue, die der steinernen Figur ähnelte, die sich im Erdgeschoss seines Landhauses in den Vereinigten Staaten befand. Genauso wie die andere saß auch diese Gestalt und hatte die Arme mit den Handflächen nach oben ausgestreckt. Sie war jedoch mindestens vier Mal so groß und wurde von einem zwei Meter hohen Sockel gestützt. Schmale Treppen führten an beiden Seiten hinauf. Das Antlitz der kleineren Statue wirkte im Vergleich zu der grässlichen Dämonenfratze der größeren geradezu gütig.
    Baltazar stieg die Stufen hinauf und stellte sich auf eine kleine Plattform hinter der Statue. Hier hatten auch die antiken Priester gestanden und in einen Schalltrichter gesprochen, mit dem sie ihren eingeschüchterten Opfern noch mehr Schrecken eingeflößt hatten.
    Er nahm das Familienbuch aus der Tasche und legte es auf den Sims, der für genau diesen Zweck angebracht worden war. Während er die Rituale im Buch nachlas, legte er die Finger um einen Hebel, der zwischen den Schulterblättern der sitzenden Figur herausragte. Dann zog er den Hebel herunter. Es knirschte, als sich ein Mechanismus aus Gewichten und Flaschenzügen in Bewegung setzte und eine Tür öffnete, die genau vor der Statue eine kreisrunde Grube im Boden freilegte.
    Er drückte den Hebel ein Stück zurück. Die Arme der Statue senkten sich an den Ellbogen und schnellten im nächsten Augenblick wieder hoch.
    Baltazar stieg die Stufen hinab und richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe in die Grube. Nach der letzten Benutzung, als es schlecht um die Familie gestanden hatte und ein Opfer für Baal notwendig geworden war, war sie wieder mit Öl aufgefüllt worden.
    Eine junge Frau aus Osteuropa ohne Familie war mit dem Versprechen eines gut bezahlten Arbeitsplatzes nach Zypern gelockt worden.
    Also war alles bereit.
    Er ging zu Carina zurück. Die bandagierte Gestalt auf der Trage rührte sich. Gut, dachte Baltazar. Er wollte, dass Carina selbst sah, welches Schicksal sie erwartete. Er löste die Riemen, die sie an die Trage fesselten, und warf sie sich wie ein Feuerwehrmann über die Schulter.
    Baltazar hörte Carina stöhnen. Sie kam also wieder zu sich.
    Er lächelte. Bald würde sie in den liebenden Armen Baals liegen.

53
    Die Stimme des britischen Tornado-Kampfpiloten drang knisternd aus den Lautsprechern.
    »Willkommen auf der wunderschönen Insel Zypern, dem Geburtsort von Aphrodite, der Göttin der Liebe.«
    Austin saß hinter dem Piloten auf dem Platz, den normalerweise der Bordschütze des Überschallflugzeugs einnahm.
    Der Düsenjäger flog eine Schleife über dem britischen Luftwaffenstützpunkt in der Nähe der alten römischen Stadt Curium, bevor er schnell tiefer ging. Als das Fahrgestell mit einem Ruck den Asphalt berührte, blickte Austin auf die Lichter der Rollbahn. Der Flug von England nach Zypern hatte neunzig Minuten gedauert, und Austin staunte, wie klein der Planet Erde geworden war.
    Erst vor wenigen Stunden war er mit einem CIA-Hubschrauber in Albany gelandet. Von dort aus hatte ihn ein Düsenjet zur Andrews Air Force Base in Maryland gebracht, wo der Blackbird in einem
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