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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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ging weit über technische Aspekte hinaus. Die Organisation an Bord ihrer Schiffe war legendär. Jedes Besatzungsmitglied kannte seinen Platz in der gut geölten Maschinerie eines phönizischen Seefahrtunternehmens. Das Tauwerk war in einem leicht zugänglichen Raum, für den der Assistent des Kapitäns verantwortlich war, ordentlich verstaut worden. Der Bootsmann kannte die Position jedes einzelnen Taus und überprüfte ständig die Takelage des Schiffes, um sich zu vergewissern, dass sie auch im Notfall verlässlich war.
    Der Kapitän spürte, wie etwas Weiches an seinem nackten Bein entlangstrich. Er erlaubte sich ein seltenes Lächeln, stellte die Holzschachtel in eine Kiste und nahm die Schiffskatze auf den Arm. Phönizische Katzen hatten ihren Ursprung in Ägypten, wo sie als Götter verehrt wurden. Phönizische Schiffe hatten Katzen als Handelsgut und zur Rattenbekämpfung an Bord. Eine Weile streichelte der Kapitän die rot und gelb gestreifte Katze und setzte das schnurrende Tier dann wieder aufs Deck. Das Schiff näherte sich einer breiten Flussmündung.
    Der Kapitän rief dem Bootsmann einen Befehl hinauf.
    »Die Takler sollen sich darauf einrichten, das Segel einzuholen, und die Steuermänner sollten sich bereithalten.«
    Der Bootsmann gab den ersten Befehl an einige Besatzungsmitglieder weiter, die wie Affen den Mast bis zur Nock hinaufkraxelten. Zwei andere Seemänner warfen den Taklern Leinen zu, die an den unteren Ecken des Segels befestigt waren. Damit refften die Takler das große quadratische Segel.
    Ruderer mit kräftigen Armen hatten sich bereits auf ihre Bänke gesetzt, die in zwei Reihen zu zwanzig Plätzen angeordnet waren. Im Gegensatz zu den Rudersklaven auf vielen anderen Schiffen waren die Männer, die das Schiff mit schnellen, präzisen Schlägen vorantrieben, darin ausgebildet.
    Die Steuermänner lenkten das Schiff in den Fluss. Obwohl der Strom im Frühling vom Schmelzwasser aus den Hügeln und Bergen angeschwollen war, verhinderten sein flaches Bett und die Schnellen, dass das Schiff allzu weit flussaufwärts fahren konnte.
    Die skythischen Söldner reihten sich an der Reling auf und hielten ihre Waffen bereit. Der Kapitän stand am Bug und blickte auf das Flussufer. Er sah eine grasbewachsene Landzunge, die in den Strom ragte, und befahl den Steuermännern, das Schiff in der Strömung zu halten, während die Besatzung den Anker warf.
    Ein muskulöser Mann mit hohen Wangenknochen und einem Gesicht, so verwittert wie ein alter Sattel, näherte sich dem Kapitän. Tarsa war der Befehlshaber der skythischen Soldaten, die das Schiff und seine Fracht beschützten. Die mit den Mongolen verwandten Skythen waren als geschickte Reiter und Bogenschützen, aber auch für ihre seltsamen Gewohnheiten bekannt.
    In der Schlacht tranken sie das Blut der bezwungenen Feinde und benutzten ihre Skalps als Mundtücher. Tarsa und seine Männer bemalten ihre Körper mit roter und blauer Farbe, sie reinigten sich mit Dampfbädern und trugen lederne Hemden und Hosen, die sie sich in die Stiefel aus weichem Leder steckten. Selbst der ärmste Skythe schmückte seine Kleidung mit goldenen Ornamenten. Tarsa trug ein kleines Medaillon, das den Kopf eines Pferdes zeigte, das ihm der Kapitän geschenkt hatte.
    »Ich werde einen Erkundungstrupp zusammenstellen, der an Land geht«, sagte Tarsa.
    Der Kapitän nickte. »Ich werde Euch begleiten.«
    Ein Lächeln erschien auf dem steinernen Gesicht des Skythen. Als Landbewohner hatte er anfangs nur wenig Vertrauen in die Fähigkeiten des jungen Kapitäns gesetzt. Doch dann hatte er beobachtet, wie der Mann das große Schiff führte, und feststellen müssen, dass sich unter den patrizischen Zügen und der sanften Sprechweise ein eiserner Charakter verbarg.
    Das breite Beiboot, das die meiste Zeit über hinter dem Schiff im Schlepptau dümpelte, wurde nun längsseits geholt.
    Der Skythe und drei seiner besten Kämpfer bestiegen das Boot zusammen mit dem Kapitän und zwei kräftigen Ruderern.
    Wenig später stieß das Boot mit einem harten Knirschen gegen die Landzunge. Unter dem Grasbewuchs verbarg sich ein steinerner Kai. Der Kapitän vertäute das Boot an einem Poller, der fast völlig unter Unkraut verschwunden war.
    Tarsa befahl einem Mann, bei den Ruderern zu bleiben.
    Dann lief er zusammen mit dem Kapitän und den anderen Skythen los, über die zugewachsene Pflasterstraße, die vom Kai landeinwärts führte. Nachdem sie viele Wochen auf wankenden Decksplanken verbracht
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