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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Blut.« Melqart deutete auf die Insel. »Lass uns diesen kindischen Streit beenden und auf neutralem Boden miteinander sprechen.«
    Der Kapitän musterte die Insel. Im Gegensatz zur dicht bewaldeten Küste hatte sie ein flaches, sandiges Ufer, das erst nach ein paar hundert Fuß in niedrige, grasbewachsene Hügel überging.
    »Einverstanden«, rief er.
    Der Kapitän wies Tarsa an, einen Landetrupp zusammenzustellen. Tarsa wählte seine vier kampferprobtesten Männer aus. Wenig später landete das Beiboot am Ufer. Die Skythen blieben beim Boot, während der Kapitän den sanft ansteigenden Strand hinaufging.
    Sein Halbbruder stand mit verschränkten Armen hundert Fuß vom Ufer entfernt. Er war in ein prächtiges phönizisches Ornat gewandet, mit einer reich verzierten zweiteiligen Tunika unter dem purpurnen Umhang und einer kegelförmigen Mütze auf dem Kopf. Um den Hals trug er eine Goldkette, und seine Arme und Finger waren mit Goldreifen und ringen geschmückt.
    Er war von gleicher Größe wie der Kapitän, und sein attraktives Gesicht wies eine auffällige Ähnlichkeit mit dem seines Bruders auf. Sie hatten die gleiche markante Nase, beide einen ebenso dunklen Teint und den gleichen gewellten Haar- und Bartwuchs. Doch es gab auch Unterschiede. Das hoheitsvolle Gebaren des Kapitäns wirkte herrisch und hochmütig, während die Züge seines Halbbruders eher einen brutalen Eindruck erweckten. In seinen dunklen Augen gab es nichts Tiefes oder Sanftmütiges. Sein vorstehendes Kinn wirkte eher stur als entschlossen.
    »Wie schön, dich nach all den Jahren wiederzusehen, lieber Bruder«, sagte Melqart mit einnehmendem Lächeln, das jedoch mehr Verschlagenheit als Charme vermittelte.
    Der Kapitän war aber nicht in der Stimmung für falsche Freundlichkeit. »Warum bist du hier?«, verlangte er zu wissen.
    »Vielleicht hat unser Vater entschieden, dass du bei deinem Auftrag Hilfe benötigst.«
    »Er hätte dir niemals vertraut.«
    »Offensichtlich hat er
dir
vertraut, obwohl du ein Dieb bist.«
    Die Wangen des Kapitäns brannten, als er diese Beleidigung vernahm, doch er zügelte seinen Zorn. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    Sein Halbbruder zuckte die Achseln. »Ich erfuhr, dass du aufgebrochen warst. Ich versuchte dich abzufangen, aber dein Schiff war zu schnell, sodass wir hinter euch zurückfielen.«
    »Warum ist dein Schiff für den Kampf ausgerüstet?«
    »Dies sind gefährliche Gewässer.«
    »Mit deiner Anwesenheit widersetzt du dich dem Willen unseres Vaters. Das kann nicht sein Wunsch gewesen sein.«
    »Unser
Vater!
« Er spuckte die Worte geradezu aus. »Unser Vater war ein Weiberheld, der mit der Hure schlief, die deine Mutter wurde.«
    »Und was ist mit der Hure, die
deine
Mutter wurde?«
    Melqart schlug das Purpurgewand zurück. Seine Hand näherte sich dem Knauf seines Schwerts, doch dann überlegte er es sich anders und zog die Hand wieder zurück. »Wir sollten nicht so dumm sein, uns wegen Familienangelegenheiten zu streiten«, beschwichtigte er. »Lass uns zu meinem Schiff gehen. Ich werde dir Erfrischungen servieren, und dann können wir miteinander reden.«
    »Es gibt nichts, worüber wir reden müssten. Du wirst mit deinem Schiff umkehren. Wir werden euch folgen.«
    Der Kapitän wandte sich um und ging zum Fluss zurück.
    Er lauschte auf Schritte, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sein Bruder den Mut aufbrachte, ihn anzugreifen. Aber das Einzige, was er hörte, war der Ruf Tarsas:
    »Kapitän! Hinter Euch!«
    Der Skythe hatte etwa ein Dutzend Gestalten gesehen, die sich hinter dem grasbewachsenen Hügel am Ende des Strandes plötzlich erhoben.
    Der Kapitän fuhr herum, als die Männer in seine Richtung gelaufen kamen. Tätowierungen verzierten ihre Schultern und Oberkörper.
    Thraker.
    Noch so ein wildes Volk, das sein Geschick mit Schwert und Speer in den Dienst der phönizischen Seefahrer stellte.
    Die Thraker stürmten an seinem Halbbruder vorbei, der sie anfeuerte:
    »Tötet ihn! Tötet ihn!«
    Der Kapitän zog sein kurzes Breitschwert, während er von den schreienden Thrakern umzingelt wurde.
    Er drehte sich zu seinen Angreifern um, aber seinen Rücken konnte er nicht decken. Ein Thraker brachte sich mit seinem Speer in Wurfposition, doch im nächsten Augenblick erstarrte er und ließ die Waffe fallen. Er griff nach dem gefiederten Schaft, der aus seiner Kehle ragte, dann röchelte er, sank auf die Knie und fiel mit dem Gesicht voran in den Sand.
    Tarsa legte in aller Ruhe einen
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