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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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geschieht.«
    Unwillkürlich wurde Talia neugierig. »Was meinen Sie damit?«
    »Unterschätze die Willensstärke deines jungen Hundes nicht! In gewisser Weise ist Magie nichts anderes als manipulierte Kraft des Verlangens. Und er besitzt reichlich davon, glaub mir! Außerdem solltest du nicht die Wirkung deines Burgaufenthaltes unterschätzen. Die Burg ist seit je berühmt für ihre magische Wirkung.«
    Talia wurde rot. Sie fragte sich, wie viel die Königin über jene Nacht wusste, die Talia dort mit Lor verbracht hatte.
    Inzwischen waren sie den Rundweg einmal abgewandert und wieder bei Michelles Grab angekommen. Die Königin blieb stehen und bedeutete ihr, dass das Gespräch beendet war. »Gute Nacht, Talia Rostova. Ich wünsche dir Glück.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Omara sich um und ging, rief ihr allerdings noch über die Schulter zu: »Vergiss nicht, zur Wahl zu gehen! Du bist keine Abtrünnige mehr, sondern eine Wahlberechtigte.«
     
    Eine Stunde später schloss Talia ihre Wohnungstür auf. Sie hatte gewählt und ihre Stimme de Winter gegeben, weil sie gespannt war, wie ein Nichtmenschlicher sich in der Politik machen würde. Außerdem hatte sie noch nie gewählt, und es fühlte sich gut an, ihre Meinung kundzutun. Endlich war sie richtig eigenständig!
    Zwischen den Kartons hindurch, in die sie Michelles Sachen zu packen begonnen hatte, ging sie zur Balkontür. Bisher hatte sie noch nicht angefangen, nach einer Wohnung zu suchen. Sie wusste aber schon, was sie unbedingt in ihrer eigenen Wohnung wollte: den Wackelpudel. Er erinnerte sie an die albernen Momente mit ihrer Cousine, und diese Erinnerungen wollte sie auf jeden Fall bewahren.
    Sie trat auf den Balkon hinaus, wo ihr die Kälte entgegenschlug und einen bizarren Kontrast zu ihrem brennenden Kummer bildete. Die Nacht war von milchigem Mondlicht, Nebel und blinkenden Sternen erfüllt. Talia sah zu den Autos hinunter, die vorbeifuhren, und zu den flackernden Neonlichtern von Spookytown.
    Ein großer dunkelhaariger Höllenhund, der unten auf dem Gehweg stand und zu ihr hinaufwinkte, riss sie jäh aus ihren Gedanken. Aus fünfzehn Stockwerken Abstand wirkte die Gestalt winzig, dennoch erkannte Talia sie deutlich. Sie stöhnte.
    Lor. Alles an ihm, die Art, wie er sich bewegte, seine breiten Schultern, sein zotteliges dichtes Haar, war Salz in ihren Wunden. Sie hatte gedacht, mit der Zeit würden ihre Gefühle abklingen, und teils hatte sie gehofft, dass sie es irgendwann als eine kurze Affäre abtun könnte, ein kleines pelziges Abenteuer.
    Aber nein, ganz und gar nicht. Es versetzte ihr jedes Mal wieder einen grausamen Stich, wenn sie ihn sah. Sie würde nie über ihn hinwegkommen.
    Und nun winkte er sie nach unten, um sie abermals zu quälen. Sie wollte zurückweichen, doch Lor fing an, merkwürdig fuchtelnd herumzugestikulieren. Er sah aus, als wollte er den Verkehr regeln.
    Verärgert nahm sie ihr Handy hervor. Bis heute hatte sie es nicht fertiggebracht, seine Nummer aus dem Kurzwahlspeicher zu löschen. Es half ihr, nur einen Tastendruck von ihm entfernt zu sein.
    »Was ist?«, fragte sie, sowie er sich meldete.
    »Geh nach hinten zum Parkplatz!«
    »Wieso?«
    Er breitete seine Arme aus. »Tu’s einfach!«
    »Okay.« Sie klappte das Telefon zu. Wieder einmal saß ihr ein Kloß im Hals.
Verdammt!
Sie wollte ihm nicht nahe sein. Seinen Duft wahrzunehmen, neben ihm zu stehen, war zu viel für sie. Sie hatte bereits eimerweise Tränen vergossen; wenn das so weiterging, verdorrte sie noch zur Mumie.
    Sie zog ihren Mantel wieder an und stieg die Feuertreppe hinunter – dieselbe, die er sie mit vorgehaltener Waffe hinuntergezerrt hatte. Durch die Hintertür trat sie auf den Parkplatz hinaus, wo er ihr seine Hand angeboten und versprochen hatte, ihr ein wärmendes Feuer zu machen.
O Gott, muss denn alles irgendwie auf Lor verweisen?
    Auf dem Parkplatz roch es nach feuchter Erde, die Talia unweigerlich an den Frühling denken ließ.
    Der Gedanke verflog sogleich wieder, denn ein Stück weiter wartete Lor mit einem hohen vollständig dekorierten Weihnachtsbaum. Der Baum stand in einem Eimer mit Erde mitten auf der Feuerwehrzufahrt.
    »Du siehst wunderschön aus«, stellte er fest.
    Damit erwischte er sie eiskalt. »Was soll der Baum?«
    Er grinste selbstzufrieden. »Gefällt er dir?«
    Talia blinzelte. »Ich verstehe die Pointe nicht. Hast du mal auf den Kalender geguckt? Wir haben Januar.«
    Nun wurde sein Grinsen noch breiter. »Die Hunde
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