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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern
Autoren: Jana Oliver
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von flackerndem Kerzenlicht erleuchteten Innenraum blickte sie ins Halbdunkel. Gestalten, die nur aus Klauen und Zähnen und glitzernden roten Augen zu bestehen schienen, bewegten sich darin. Die Sendboten der Hölle erwarteten ihre Entscheidung.
    Es war so verlockend. Sie würde für immer mit ihrem Vater zusammen sein können. Die Dämonen könnten sie nicht verletzen und …
    Jemand rief ihren Namen. Sie suchte das Feld ab und entdeckte Beck, der, so schnell er konnte, auf sie zugerannt kam. Er schrie erneut. Seine Stimme klang heiser, als würde er bereits seit Stunden schreien, ohne dass sie ihn hörte.
    »Hör nicht auf den Fänger«, warnte Ori. »Er ist nur eifersüchtig auf uns. Auf das, was wir haben.«
    Sie zögerte verwirrt.
    »Riley!«, rief Ori mit mehr Nachdruck. »Versprich mir deine Seele. Ich verspreche, dass du nie wieder in deinem Leben leiden wirst.«
    »Und dann?«, wollte sie wissen. »Noch mehr Versprechen? Die du allesamt nicht einhalten wirst?« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast mich nie geliebt. Du hast nur meine Seele geliebt und was du dir dafür in der Hölle kaufen kannst.«
    »Du irrst dich«, gab der Engel zurück. »Es ging immer nur um dich.«
    »Lügen!«, rief sie.
    Ein reißender Schmerz bohrte sich tief in ihren Bauch, und sie krümmte sich gequält zusammen. Riley zwang sich, sich wieder aufzurichten. Der Bereich um sie herum hatte sich in ein Minenfeld aus Schädeln verwandelt, von denen jeder von einem Dämon bewohnt wurde. Sie verhöhnten sie, bedrohten sie, sprachen von den endlosen Qualen, die ihre Seele in der Hölle erwarteten.
    Ori war nicht länger neben ihr, sondern schritt nervös am Rand des Schädelfelds auf und ab. »Du musst mir deine Seele geben. Es ist der einzige Weg, Riley! Bitte! Ich flehe dich an!«
    Der Schnee um sie herum färbte sich rot und begann zu kochen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe schon zu viel verloren.«
    Als die Schädel sich für einen Angriff sammelten, stürzte Beck sich in das Minenfeld, entschlossen, sie zu retten. Er schaffte nur ein paar Schritte, ehe er ein letztes Mal ihren Namen schrie und dann unter entsetzlichen Qualen starb, als die Dämonen ihn in Stücke rissen.
    »NEIN!!!«
    Riley saß kerzengerade im Bett, der Schweiß floss in Strömen an ihr herab. Ihre Brust fühlte sich eng an, und jeder Atemzug ließ nur ein winziges Quäntchen Luft herein. Sie beugte sich vor und umklammerte ihren Bauch. Sie schluckte heftig, um sich nicht zu übergeben, und hatte Mühe, den Albtraum abzuschütteln. Stöhnend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Ein scheußlicher Kopfschmerz hatte sich genau in der Mitte der Stirn festgesetzt.
    Der Raum um sie herum war ruhig. Keine Dämonen, kein Engel, kein sterbender Beck. Doch während der Albtraum langsam verblasste, hielt sich das Entsetzen, das er in ihr hervorgerufen hatte.
    War es ein Hinweis auf das, was die Zukunft für sie bereithielt? Würde Ori sich weiterhin in ihre Gedanken drängen, bis sie schrie, um sich von ihm zu befreien? Würde Beck sein Leben fortwerfen, um ihre Seele zu retten?
    Mit einem weiteren Stöhnen durchwühlte Riley ihre Botentasche und förderte zwei Schmerztabletten und eine Flasche Wasser zutage. Sie spülte die Tabletten herunter in der Hoffnung, sie bei sich zu behalten, dann lehnte sie sich zurück an das Kopfteil des Bettes.
    »Das ist echt eine totale Scheiße.« Das laut ausgesprochene Eingeständnis ließ ihren Schädel nur noch heftiger pochen.
    Als sie die schlimmsten Teile des Traums abgeschüttelt hatte, ging sie ins Badezimmer und unternahm den völlig nutzlosen Versuch, ihre Haare irgendwie zu bändigen. Während sie sich anzog, stellte sie erleichtert fest, dass ihre Kleider nicht mehr so stark nach dem verlogenen Engel rochen wie vorher. Zu schade, dass die Erinnerung an seine Berührung nicht ebenso schnell verfliegen würde.
    Aus reiner Gewohnheit kramte sie ihr Handy hervor, aber eine Sekunde, ehe sie es einschaltete, hielt sie inne. Konnte sie es wagen, ihre Nachrichten zu überprüfen? Waren die Jäger in der Lage, sie hier aufzuspüren?
    »Lieber nicht«, sagte sie und ließ das Telefon ausgeschaltet. Ein merkwürdiges Gefühl, so vollkommen abgeschnitten zu sein. Wie konnte sie ihre Freunde wissen lassen, was geschehen war? Ihr bester Kumpel, Peter, flippte aus, wenn er nicht regelmäßig etwas von ihr hörte. Simi, ihre Freundin, die im Café als Kellnerin arbeitete, würde sich fragen, was ihr zugestoßen war, besonders, da sie
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