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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern
Autoren: Jana Oliver
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verlangte, alle paar Tage auf den neuesten Stand gebracht zu werden.
    Bei Mort zu bleiben war zu gefährlich für sie alle. Irgendwann würden die Jäger zum Haus des Totenbeschwörers kommen. Ihr und ihrem Dad blieb nichts anders übrig, als abzuhauen und sich zu verstecken, bis es den Jungs vom Vatikan zu langweilig werden würde und sie wieder nach Rom zurückkehrten. Wir müssen ganz von vorn anfangen. Einen Ort zum Leben finden. Ich muss mir einen anderen Job suchen . Wenn sie all das überlebten, musste sie schließlich noch Luzifer überzeugen, ihren Vater in sein Grab zurückkehren zu lassen.
    Und alles nur, weil ich wollte, dass mich jemand liebt.

    Einige Menschen würden zwar bestreiten, dass es sich beim Westin Peachtree Plaza um ein Gefängnis handelte, doch der ernste Dämonenjäger, der neben der Tür des Hotelzimmers Wache hielt, verriet Beck, dass es ihm nicht freistand, zu kommen und zu gehen, wie es ihm passte. Da es so aussah, als würde er bis auf weiteres hierbleiben, verschwand er im Badezimmer. Mit einem nassen Waschlappen bekam er den gröbsten Schmutz aus seinem blonden Haar, wobei er darauf achtete, dass der Verband an seiner Hand trocken blieb.
    Wegen Rileys selbstsüchtigen Aktionen hatten die Jäger an seine Tür geklopft. Das machte ihn wütend, nicht nur wegen Ori, sondern weil er ihrem Vater versprochen hatte, auf sie aufzupassen. Doch sein verletzter Stolz war die geringste seiner Sorgen: Was würden die Jäger mit Pauls Tochter anstellen, wenn sie sie erwischten? Würden sie sie vor Gericht stellen? Sie einsperren? Oder noch Schlimmeres tun?
    Beck wusste, dass er auf diese Fragen keine Antworten finden würde, indem er den Badezimmerspiegel anstarrte, also kehrte er ins Schlafzimmer zurück. Der Jäger beobachtete jede seiner Bewegungen, wachsam wie eh und je. Beck klopfte sich den Dreck ab, wobei er eine Spur aus trockenem Gras auf dem Teppich hinterließ, schnürte seine Arbeitsstiefel auf und warf sich auf das riesige Doppelbett. Es war eins von diesen Kingsize-Dingern, die man in teuren Hotels fand. Während seiner Zeit bei der Armee hatte er gelernt, auf den härtesten Böden der Welt zu schlafen, so dass er sich auf etwas so Weichem schon fast unbehaglich fühlte.
    Seiner Beobachtung nach bewachten ihn zwei Jäger – einer auf dem Gang und einer im Raum bei ihm. Er könnte einen Fluchtversuch unternehmen, aber damit würde er sich wahrscheinlich nur eine Kugel einfangen. Hauptmann Salvatore hatte versprochen, Meister Stewart anzurufen, und aus irgendeinem Grund glaubte Beck ihm das. Wenn er genügend Geduld aufbrachte, würde der Schotte ihn hier schon rausholen.
    Der Wache an der Tür, einem Latino mit dunklen, eindringlichen Augen und der Statur eines Kämpfers, entging keine Bewegung des Gefangenen.
    »Kannst du nicht woanders hinsehen?«, knurrte Beck. »Du machst mich noch wahnsinnig.«
    Der Typ zuckte die Achseln, lehnte sich im Stuhl zurück und richtete seinen Blick auf eine Stelle ein paar Schritte links von Beck. Eine Riesenverbesserung.
    »Wie lange dauert das noch?«
    Keine Antwort.
    Beck wusste, dass er nichts von Belang erfahren würde, bis diejenigen, die ihn festhielten, bereit dazu wären. Also stand er wieder auf und ging sein Fitnessprogramm durch, um Dampf abzulassen. Fünfzig Liegestütze, gefolgt von fünfzig Sit-ups. Dann weitere fünfzig Liegestütze, einige davon einhändig. Während er ins Schwitzen geriet, gab er sich Mühe, seine Erinnerungen zu verdrängen: Riley, wie sie in seinen Armen weinte, das wissende Grinsen im Gesicht des gefallenen Engels. Wie enttäuscht Paul wäre, wenn er wüsste, dass seine Tochter so betrogen worden war.
    Verdammt. Ich hab getan, was ich konnte, aber es war nicht genug. Es ist niemals genug.
    Er vergaß, seine Liegestütze zu zählen, und brach schließlich auf dem Teppich zusammen, als seine Arme zu schwach waren, um ihn noch länger zu stemmen, und sein Rücken sich anfühlte, als hätte man ihn mit geschmolzenem Blei versengt. Der Schmerz hatte die gewünschte Wirkung und blockierte die Gedanken an Dinge, an die er nicht denken wollte. Mit zitternden Muskeln kehrte er ins Bett zurück, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte gegen die kieselgraue Decke.
    Jemand hatte gewusst, dass Riley heute Morgen bei ihm zu Hause war, und die Liste der möglichen Mitwisser war ziemlich kurz, es sei denn, einer seiner Nachbarn spionierte für die Jäger. Meister Stewart hatte es gewusst, denn Beck hatte ihn angerufen,
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