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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern
Autoren: Jana Oliver
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erzählt?«
    »Du warst zu jung.«
    »Das ist Unsinn, und das weißt du auch«, gab sie zurück. »Ich war alt genug. Was habt ihr mir sonst noch nicht erzählt, Dad? Was wird noch über mich hereinbrechen, wenn ich nicht hinsehe?«
    Er gab keine Antwort und wich ihrem Blick aus. Was bedeutete, dass es tatsächlich noch mehr gab.
    Es war so ungerecht. Ihr Vater hätte am Leben bleiben sollen, bis sie eine Meisterfängerin war.
    »Luzifer hat seinen Teil der Abmachung nicht eingehalten«, beschwerte sie sich. »Deine Seele sollte dir gehören.«
    »Er sagte, er gibt sie nicht frei und dass ich noch in seiner Schuld stehe. Aber er sagte nicht, warum.«
    »Also wirst du in der Hölle festhängen, bis er es sich anders überlegt?«
    Ihr Vater verzog das Gesicht. »Sei mir nicht böse. Ich tat, was das Beste war. Meine Seele ist nicht wichtig.«
    Er irrt sich . Sie war so wichtig, dass Luzifer nicht bereit war, sie freizugeben, obwohl ihr Vater vor seiner Zeit gestorben war.
    »Weiß Mort, wer dich beschworen hat?« Ein schwaches Nicken war die Antwort. »Und es stört ihn nicht?«, fragte sie überrascht.
    »Er war schockiert, aber er hat mich noch nicht den Wölfen vorgeworfen.«
    »Was ist mit Beck?«
    Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Ich freue mich nicht auf den Tag, an dem er die Wahrheit erfährt. Er wird am Boden zerstört sein.«
    Paul Blackthorne war nicht nur Denver Becks Partner, sondern auch sein Mentor gewesen. Zu erfahren, dass er der Hölle verpflichtet war, würde Beck genauso fertigmachen wie die Nachricht, dass Riley mit einem gefallenen Engel geschlafen hatte.
    Ihr Vater berührte sie am Arm. »Ich werde sehen, ob unser Gastgeber einen Schlafplatz für dich hat. Du musst dich ausruhen.«
    Riley blinzelte die Tränen zurück. »Ein kleines Weilchen noch«, sagte sie. Sie wollte sich noch nicht von ihm trennen. Sie schloss die Augen, schmiegte sich an ihn, sog den verwirrenden Duft von Orangen und Zedernholz ein, der jetzt zu ihrem Vater zu gehören schien. Sie gab sich Mühe, irgendetwas Gutes in all den Katastrophen zu erkennen, ergriff seine Hand und drückte sie. Sie dachte daran, wie sie sich angefühlt hatte, als er noch lebte. Als seine Hände noch warm gewesen waren und sein Herz noch geschlagen hatte. Als sie alle Zeit der Welt gehabt hatten.

    Das Gästezimmer in Morts Haus war hell, die Wände waren in Cremetönen mit pfirsichfarbenen Akzenten gestrichen. Es sah aus wie ein Mädchenzimmer, und Riley fragte sich, ob er wohl eine Schwester oder Nichte hatte. Sie gähnte und zog die Vorhänge vor, um das Licht auszusperren. Als sie ihre Bluse auszog, fiel ihr langes Haar ihr ins Gesicht. Dabei stieg ihr der unverwechselbare Duft kühler Nachtluft in die Nase. Oris Duft .
    »Hol dich der Teufel!«, fluchte sie und schleuderte ihre Klamotten in alle Richtungen, als könnte sie damit den düsteren Nachhall der Berührungen des Engels aufheben. Sie flüchtete unter die Dusche, stellte die Temperatur so kalt ein, wie sie es aushielt, um das Inferno in ihrem Inneren zu bekämpfen. Unter dem fließenden Wasser schrubbte sie sich, bis die Haut ganz rot war. Doch die Erinnerungen wollten sich einfach nicht fortspülen lassen.
    Als Riley schließlich ins Bett kroch, rollte sie sich wie ein Fötus zusammen, und der Schlaf zupfte an ihr. Sie war nicht das erste Mädchen, das ihre Jungfräulichkeit an einen Kerl verlor, der versprochen hatte, für sie zu sorgen. Riley hatte gehört, wie andere Mädchen in den Pausenräumen der Schulen flüsternd denselben Fehler beichteten. Von diesem Moment an würde sie ihr Leben immer in ein Vor und Nach dem Engel teilen. Ob Statue oder nicht, Ori war in ihrem Herzen und würde für den Rest ihrer Tage jede sich anbahnende Liebe beeinflussen.
    Genau wie Beck.

    Denver Beck konnte sich viele Möglichkeiten vorstellen, einen neuen Tag willkommen zu heißen – der Länge nach ausgestreckt, die Hände auf dem Rücken gefesselt auf dem eigenen Rasen zu liegen war nicht gerade die beste.
    »Was ist hier los, verdammt nochmal?«, bellte er in den Dreck.
    Statt einer Antwort hörte er Kampfstiefel, die in seinem Haus herumtrampelten, während die Männer, denen die Stiefel gehörten, sich auf Italienisch etwas zubrüllten. Als er das scharfe Splittern von Glas hörte, fluchte er. Er schloss die Augen, damit kein Dreck hineingelangte, und zwang sich, ruhig zu bleiben. Wenn er Widerstand leistete, fühlte der Dämonenjäger hinter ihm sich unter Umständen genötigt, diesen Tag zu
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