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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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Stolperte in der Dämmerung immer wieder und hatte plötzlich die Befürchtung, mein Rascheln und Knacksen könnte ihn zum Weglaufen veranlassen. Doch dieser kaiserliche Fuchs blieb und sah gebannt dabei zu, wie ich die tödlichen Prügel vorbereitete.
    Doch dann, als ich näher an ihn herankam, brach es aus ihm heraus, er sprang zu mir her, fletschte die Zähne, es schäumte herrlich aus seinem Maul, er knurrte und bellte, tanzte geradezu um mich herum.
    Den ersten Prügel stopfte ich in sein weit aufgerissenes Maul, er verbiss sich so stark darin, dass ich ihm mit dem anderen Prügel den Schädel einschlagen konnte. Obwohl ich voller Wucht zuschlug, dauerte es erstaunlich lange.
    Als er endlich tot vor mir lag, tat es mir beinahe leid um dieses prächtige Tier, aber diese sinnlose Aufwallung christlicher Gefühle wich sofort dem Wissen um meine Macht.
    Jetzt kam der schwierige Teil. Ich durfte den Fuchs nicht mit bloßen Händen anfassen. Aber ich brauchte seinen Speichel. Und zwar sehr schnell. Außerdem musste L. entsprechend vorbereitet werden.
    Hier oben funktionierte mein Handy nicht. Ich musste run ter zur Darsberghütte, fotografierte mein Geschenk, markierte den Weg mit Stofffetzen, die ich aus meinem Umhang riss, rannte zur Hütte, wo ich sie anrief und meine Anweisungen gab. Dann dankte ich dem Bringer des Lichts für diese Gabe.
    Sie kam schnell und führte meine Befehle präzise aus, sodass ich mein Geschenk sicher nach unten bringen konnte, wo man uns voller Spannung erwartete.
    L. war schon vorbereitet und wir begannen sofort mit der Zeremonie. Wie immer hielt ich mich im Hintergrund und beobachtete die Gruppe.
    Ich fahre mir über die trockenen Lippen. Das liest sich entsetzlich, wenn ich daran denke, dass hier die Rede von Leon ist, von Valles Bruder.
    In dieser Nacht wurde mir wieder klar, wie wichtig es ist, immer einen klaren Kopf zu behalten. Beinahe hätten sie vergessen, ihre Gummihandschuhe anzuziehen, obwohl ich sogar schwarze besorgt hatte. Immerhin schafften sie es, L.s Körper unter Anrufung aller Dämonen des Schreckens mit dem Saft unserer Rache zu salben. Es war ein Hochgenuss, dabei zuzusehen und zu wissen, was kommen würde.
    Ich selbst war so neugierig, dass ich es kaum aushalten konnte, ihn zu beobachten. Achtete auf Zeichen, aber zunächst passierte nichts. Man behielt ihn lediglich wegen Gehirnerschütterung auf der Krankenstation. Immerhin konnte er dort keinen Schaden anrichten, weil sie dort arbeitete und er so unter meiner Kontrolle war.
    Trotzdem haben wir zu spät gemerkt, dass der Elende noch einen Brief an seinen Bruder rausgeschmuggelt hat, aber das war auch sein letzter. Denn dann hat Satan seine Kraft so herrlich entfaltet, dass selbst der hartnäckigste Zweifler von seiner und damit meiner Macht überzeugt war.
    Die Macht unserer Gruppe breitete sich danach aus wie ein Buschbrand, wir waren nicht mehr zu stoppen, denn wir hatten Ihn als Verbündeten.
    Trotzdem verlegten wir den Hauptsitz und dann suchte ich nach einem Spielkameraden für G., denn sie wurde mir lästig. Nein, schlimmer noch, sie wurde zu einem Risiko, weil sie zu durchschaubar war.
    Der echte Diener Satans zeigt nie sein wahres Gesicht, nur dann, wenn es ihm nutzt. Ich brauchte jemanden, der harmlos genug war, meine Tarnung zu komplettieren. Ein attraktives, aber nicht allzu kluges Mädchen, das ich als meine Freundin ausgeben konnte.
    Sie war so scharf darauf, in die Band zu kommen, dass sie gar nicht gemerkt hat, wie ich sie auf Distanz hielt. Aber irgendwann wollte ich sie ganz besitzen und war bereit, ihr mein Universum zu zeigen – und genau in diesem Moment trennte sie sich. Von MIR.
    Mir wird eiskalt, als ich beginne zu verstehen, dass Robert tatsächlich mich damit meint. Bin ich denn wirklich nur ein harmloses, dummes Mädchen, das er derart hintergehen konnte? War ich so dermaßen beschränkt, dass mir nie auch nur das Geringste aufgefallen ist, wenn man mal von seiner kühlen Distanziertheit absieht – und die fand ich zuerst unglaublich cool. Gott, Toni, wie konntest du nur so blind sein?
    Und dann hat er auch noch recht damit, was die Grunks betrifft. Ich war wirklich sehr scharf darauf, in dieser Band zu singen.
    Ich habe nie kapiert, wenn Ehefrauen von Killern behaupten, dass sie angeblich nichts gewusst haben von dem, was ihre Männer heimlich so getrieben haben . . . Bei diesem Gedanken fühle ich eine unheimliche Scham in mir aufsteigen. Mit einem beklemmenden Gefühl im Bauch lese
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