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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer
Autoren: Peter Conrad
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Gestalt Asasels hockte. Dieser blickte amüsiert zu Samael hinüber.
    „Ich kann nicht glauben, was ich da gehört habe“, grinste er. „Der große Samael will sich so sehr für die Menschen einsetzen, dass er bereit wäre, sein Leben dafür zu geben? Irgendetwas in mir weigert sich, dass zu glauben.“
    Asasels Züge verhärteten sich von einem Augenblick auf den anderen.
    „Was ist los mit dir? Du selbst hast Millionen von Menschen in die Verdammnis geschickt. Du hast nie auch nur eine Sekunde gezögert, wenn du einen Menschen ins Verderben ziehen konntest. Du warst ein Meister der Lüge, der Angst und des Verrates. Was ist mit dir geschehen, dass du nun nicht länger mehr auf unserer Seite stehen magst? All das nur wegen eines einzigen Menschenkindes? Was ist mit dir?“
    „Ich habe die Augen geöffnet!“, erwiderte Samael wie zu sich selbst. „Und jetzt sehe ich den Herrn wieder.“
    Asasel verzog angewidert den Mund.
    „Ich glaube dir nicht eine Sekunde lang, dass du wirklich dein Leben geben würdest für dieses … Menschenkind!“
    Er wies auf den Höhleneingang, in dem Eleanor sich hinter Raphael versteckte.
    „Dann glaube es nicht“, erwiderte Samael geringschätzig. „Glaube war ohnehin nie deine Stärke.“
    Samael vollzog mit seiner Hand eine Geste über seinem Gesicht, die zahlreiche Engel in Gelächter ausbrechen ließ. Eleanor konnte nur ahnen, dass er auf Asasels schrecklich verformtes Gesicht anspielte.
    Asasel stieß ein Fauchen aus, duckte den Kopf und breitete seine Schwingen aus. Dies war eine Angriffsposition, so viel konnte Eleanor zweifelsfrei erkennen. Doch ein letztes Mal riss Asasel sich zusammen, als er fragte: „Selbst wenn du mich tötest – was lässt dich glauben, dass du dadurch irgendetwas an dieser Situation änderst? Dann wird jemand anders die Führung über die gefallenen Engel übernehmen. Du wirst nicht mehr da sein, um über diesen zu wachen!“
    „Dann werde ich es tun!“, rief Raphael vom Eingang der Höhle aus. Eleanor zuckte vor Schreck zusammen, als sie Raphael vor sich rufen hörte. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien und ihn zurückgerissen. Zu sich, in den vermeintlichen Schutz der Höhle. Doch Raphael trat noch einen Schritt weiter vor ins gleißende Sonnenlicht und blickte herausfordernd zu Asasel hinüber.
    „Und ich!“, erklang Nathaniels Stimme aus der Menge. Auch er erhob sich und stand nun stolz und strahlend zwischen den finster glühenden Leibern der ihn umgebenden Dämonen.
    Mehr und mehr der hell leuchtenden Engel erhoben sich nun von ihren P lätzen und sahen sich herausfordernd, fast drohend um. Einige riefen ebenfalls „Und ich!“, doch die meisten blieben stumm und standen einfach nur auf.
    Eleanor erkannte Naral und Uriel unter ihnen, auch Belial und Marahel glaubte sie in einiger Entfernung ausmachen zu können. Innerhalb einer einzigen Minute waren ausnahmslos alle leuchtenden Engel aufgestanden und standen nun inmitten ihrer finsteren Brüder aufrecht da, bereit für einen Kampf, der unausweichlich kommen musste und hunderte toter Engel und Dämonen zur Folge haben würde.
     
    In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel und Gott sandte ein Zeichen.

Die Himmel öffnen sich
     
    Bess hielt den Atem an. Tatsächlich, mit diesem Feld vor Tintagel hatte es etwas auf sich gehabt. Sie war sich zu Recht sicher gewesen, dass sie irgendetwas darüber im Geschichtsunterricht gehört hatte. Nun hatte sie es wieder vor sich – auf der Internet-Seite des Freundeskreises von Tintagel Castle gab es eine lückenlose Darstellung der Geschichte des Ortes selbst und seiner Burg. Für das Jahr 1635 stand dort ein Eintrag, demzufolge es eine Schlacht auf jenem Feld zwischen den Klippen und der Kirche St. Materiana gegeben hatte. Hunderte von Landsknechte hatten dort den Tod gefunden. Angeblich hatte man die meisten von ihnen in einem Massengrab auf dem Feld verscharrt.
    Bess stutzte. Schon wieder waren Tote im Spiel. Erst die Leiche des jungen Mädchens im Treppenhaus von Stratton Hall, jetzt die Toten eines Schlachtfeldes an den Klippen von Tintagel. War das ein Zufall, oder konnte dies etwas mit Eleanors Verschwinden zu tun haben?
    Aber woher sollte Eleanor etwas von diesen Kriegstoten gewusst haben? Und ganz gleich, ob sie es nun gewusst hatte oder nicht, warum war sie an diesem Ort zusammengebrochen?
    Bess lehnte sich in ihrem Sessel zurück und dachte nach. Gut, eine Möglichkeit wäre sicherlich, dass Eleanor Opfer einer unglücklichen
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