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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit
Autoren: Jack Higgins
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vollbracht; das war Millimeter­ arbeit, das wieder hinzukriegen.«
      »Edelstahl und Plastik haben’s möglich gemacht. Erstklassi­ ge Reparatur, originalgetreu, bloß nicht mehr ganz neuwertig.«
      »Hundertprozentig wird das nie sein. Ihr eigener Bericht, wie Sie die Übung persönlich bewerten.« Villiers nahm ihn auf. »Wann haben Sie das geschrieben? Vor einer Stunde? Sie sagen hier selbst, das Knie hat Sie im Stich gelassen.«
      »Richtig«, pflichtete ihm Egan ruhig bei.
      »Hätte für Sie Tod beim Einsatz bedeuten können. Neun Zehntel der Zeit lief alles einwandfrei, aber auf die restlichen zehn Prozent kommt es an.«
      »Ich bin also draußen?« fragte Egan.
      »Aus dem Regiment – ja. So düster, wie’s aussieht, ist es trotzdem nicht. Sie haben ein Anrecht auf Verabschiedung und Pension, doch dafür besteht kein zwingender Anlaß. Die Army braucht Sie nach wie vor.«
      »Nein, vielen Dank.« Egan schüttelte den Kopf. »Wenn’s nicht SAS ist, dann bin ich nicht daran interessiert.«
      »Sind Sie da auch sicher?«
      »Absolut sicher, Sir.«
      Villiers setzte sich zurück, fixierte ihn mit leichtem Stirnrun­
    zeln. »Da steckt doch mehr dahinter, habe ich recht?«
      Egan zuckte die Achseln. »Vielleicht. In all den Monaten im Lazarett hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Als ich mich vor sieben Jahren zum Militär meldete, hatte ich dafür meine Gründe, und die kennen Sie. Ich war ja noch ein halbes Kind, mit dem Kopf voll abenteuerlicher Ideen. Ich wollte es ihnen heimzahlen, das mit meinen Eltern.«
      »Und?«
      »Man kann es niemandem heimzahlen. Die Rechnung wird immer offenstehen. Sie wird nie voll beglichen sein. Und dafür dieser Zeitaufwand.« Er erhob sich und trat ans Fenster. »Wie viele habe ich drüben fertiggemacht und wofür? Das geht immer weiter und hat doch meine Eltern nicht zurückge­ bracht.«
      »Vielleicht brauchen Sie erst mal Ruhe«, meinte Villiers.
      Sean Egan rückte sein Barett zurecht. »Bei allem Respekt, Sir, was ich brauche, ist der endgültige Schlußstrich.«
      Villiers sah ihn unverwandt an und erhob sich.
      »Na schön. Wenn es das ist, was Sie wollen, so haben Sie sich’s redlich verdient. Natürlich gibt es noch eine Alternati­ ve.«
      »Die wäre, Sir?«
      »Sie könnten mit mir für Brigadier Ferguson in Group Four arbeiten.«
      »Vom Regen in die Traufe? Lieber nicht.«
      »Was werden Sie tun? Wieder zu Ihrem Onkel gehen?«
      Egan lachte rauh. »Der Himmel bewahre mich, eher arbeite ich für Satan höchstpersönlich.«
      »Dann also Cambridge? Dafür ist’s noch nicht zu spät.«
      »Diese klösterliche Ruhe und Abgeschiedenheit ist für mich nicht das Richtige, da passe ich nicht hin. Ich würde mich unwohl fühlen und die armen alten Professoren erst recht.«
      »Na, ich weiß nicht«, entgegnete Villiers. »Ich kannte einen Professor in Oxford, der war im Zweiten Weltkrieg SOEAgent. Trotzdem …«
      »Es wird sich schon was ergeben, Sir.«
      »Das hoffe ich auch.« Villiers sah auf die Uhr. »Der Hub­
    schrauber startet in zehn Minuten zum Hauptquartier in Here­ ford. Holen Sie Ihr Gepäck und fliegen Sie mit. Ich sorge dafür, daß bei Ihrer Entlassung ein bißchen Druck gemacht wird.«
      »Vielen Dank, Sir.«
      Egan ging zur Tür. »Vorhin fiel mir übrigens Ihre Adoptiv­
    schwester Sally ein«, sagte Villiers. »Wie geht’s ihr?«
      Egan wandte sich um, die Hand am Türgriff. »Sally ist vor vier Monaten gestorben, Colonel.«
      Villiers war aufrichtig bestürzt. »Mein Gott, wieso? Sie kann doch nicht älter als achtzehn gewesen sein.«
      »Sie ist ertrunken. Man fand sie in der Themse bei Wapping. Ich wurde damals gerade operiert, so daß ich nichts unterneh­ men konnte. Mein Onkel hat sich an meiner Stelle um die Beisetzung gekümmert. Sie liegt auf dem Friedhof von Highgate, ganz in der Nähe von Karl Marx. Sie war gern da oben.« Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Stimme ruhig. »Kann ich jetzt gehen, Sir?«
      »Selbstverständlich.«
      Die Tür wurde geschlossen. Villiers steckte sich eine neue Zigarette an, erschüttert und verstört. Die Tür öffnete sich wieder, und Captain Warden kam herein. »Er sagte mir, Sie wünschten, daß er mit dem Hubschrauber zum Regiment zu­ rückfliegt.«
      »Stimmt.«
      »Er nimmt seinen Abschied?« Warden runzelte die Stirn. »Aber das ist doch nicht notwendig, Sir. Beim SAS ist es aus für ihn,
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