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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit
Autoren: Jack Higgins
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ja, aber es gibt massenhaft Einheiten, die sich darum reißen würden, ihn zu kriegen.«
      »Nichts zu machen. Da ist er beinhart. Er hat sich verändert. Vielleicht liegt’s an den Falklands und an den vielen Monaten im Lazarett. Er geht, und damit hat sich’s.«
      »Ein wahrer Jammer, Sir.«
      »Ja, aber womöglich kann man ihn doch noch irgendwie in den Griff kriegen. Ich hab ihm einen Job bei Group Four ange­ boten. Den hat er prompt abgelehnt.«
      »Meinen Sie, er könnte es sich anders überlegen?«
      »Wir müssen abwarten, wie sich ein paar Monate draußen auf ihn auswirken. Ich kann ihn mir nicht als Schreibtischhok­ ker in irgendeiner Versicherungsgesellschaft vorstellen, was er ja auch gar nicht nötig hätte. Die Kneipe seines Vaters gehört ihm. Zudem ist er Jack Shelleys Universalerbe. Aber das ist jetzt nebensächlich. Er hat mir eben einen Schock versetzt mit der Nachricht, daß seine Adoptivschwester vor ein paar Mona­ ten in der Themse ertrunken ist.« Er wies mit dem Kopf auf den Computer in der Ecke. »Mit dem Ding können wir doch Informationen beim Central Records Office in Scotland Yard abrufen, stimmt’s?«
      »Kein Problem, Sir. Frage von Sekunden.«
      »Stellen Sie fest, was dort über Sally Baines Egan gespei­
    chert ist. Nein, es muß Sarah heißen.«
      Warden setzte sich an den Computer. Villiers stand am Fen­ ster, starrte hinaus in den Regen. Jenseits der Bäume hörte er den Hubschraubermotor beim Start dröhnen.
      »Da hätten wir’s, Sir. Sarah Baines Egan, Alter achtzehn. Nächste Angehörige Ida Shelley, Jordan Lane, Wapping. Das ist ‘ne Kneipe – ›The Bargee‹ heißt sie.«
      »Irgendwas von Interesse?«
      »Leiche wurde auf einer Schlammbank gefunden: Tod war ungefähr vier Tage zuvor eingetreten. Drogenabhängig. Vier­ mal wegen Prostitution verurteilt.«
      »Wovon zum Teufel reden Sie da eigentlich?« Villiers drehte sich zum Computer. »Sie müssen das falsche Mädchen er­ wischt haben.«
      »Das glaube ich nicht, Sir.«
      Villiers starrte angestrengt auf den Bildschirm, richtete sich dann wieder auf. Der Hubschrauber flog über das Haus hin­ weg, und er blickte nach oben. »Mein Gott!« flüsterte er. »Ob er etwas davon weiß?«

    2

    Paris kann, bei passender Gelegenheit, unvergleichlich verlok­ kend erscheinen, allerdings nicht um ein Uhr nachts im No­ vember, bei strömendem Regen, der in dichten Schwaden über die Seine peitscht.
      Eric Talbot kam um die Ecke aus der Rue de la Croix und befand sich nun auf einem kleinen Kai. Er trug Jeans und Parka, die Kapuze über den Kopf gezogen, über der linken Schulter eine Umhängetasche. Ein typischer Student, oder zumindest wirkte er so, und doch war da noch etwas, das nicht ins Bild paßte. Ein Anschein von Zerbrechlichkeit, Hinfällig­ keit und, höchst ungewöhnlich bei einem Neunzehnjährigen, tiefliegende, umschattete Augen, allzu straff über die Backen­ knochen gespannte Haut.
      Er blieb unter einer Laterne stehen und schaute hinüber zu dem kleinen Café, seinem Ziel. »La Belle Aurore«. Er rang sich ein Lächeln ab. »La Belle Aurore«. Diesen Namen hatte auch das Café in den Pariser Szenen von Casablanca – an dem Etablissement gegenüber war nun freilich keine Spur von Romantik zu entdecken.
      Er setzte sich in Bewegung. Plötzlich bemerkte er, daß in einem Torweg rechts von ihm eine Zigarette glühte. Aus dem Dunkeln trat ein Gendarm, in ein schweres, altmodisches Re­ gencape gehüllt.
      »Na, wohin soll’s denn gehen?«
      Der Junge wies mit dem Kopf auf die gegenüberliegende Sei­
    te und antwortete in passablem Französisch. »In das Café, Monsieur.«
      »Aha, Engländer.« Der Gendarm schnalzte mit den Fingern. »Papiere.«
      Der Junge zog den Reißverschluß auf, holte die Brieftasche aus dem Parka und zeigte einen britischen Paß vor. Der Gen­ darm überprüfte ihn. »Walker – George Walker, Student.« Er gab den Paß zurück. Die Hand des Jungen zitterte heftig. »Sind Sie krank?«
      Der Junge lächelte mühsam. »Nur ‘ne kleine Grippe.«
      Der Gendarm zuckte die Achseln. »Na, da drüben finden Sie jedenfalls keine geeignete Medizin. Hören Sie auf meinen Rat, und suchen Sie sich ein Bett für die Nacht.«
      Er schnippte die aufgerauchte Zigarette ins Wasser, machte kehrt und stapfte davon. Der Tritt seiner schweren Stiefel hallte auf dem Kopfsteinpflaster wider. Der Junge wartete, bis er um die Ecke
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