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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit
Autoren: Jack Higgins
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den Augen.
      »Aber ich kann es, Sie Schwein!« schrie sie und drückte ab.
      In seinem Blick spiegelte sich weniger Furcht als vielmehr
    Erstaunen, und dann barst sein Hinterkopf, Blut und Hirnmasse spritzten auf die weiße Wand, als er zurückgeschleudert wurde.
      Sie fiel auf die Knie, immer noch die Waffe umklammernd, als eine Stimme rief: »Sarah!« Als sie hochblickte, sah sie Jago im offenen Fenster stehen. Eine gespenstische Erscheinung. »Ganz große Klasse«, sage er. »Ich bin stolz auf dich.« Und dann verlor er das Gleichgewicht, taumelte rücklings gegen das Geländer und stürzte hinunter in den Fluß.
      Die Tür hinter ihr sprang auf. Sie rappelte sich hoch, warf die Walther hin und drehte sich schwankend um, drohte umzufal­ len, und Tony Villiers konnte sie gerade noch rechtzeitig auf­ fangen.

    Sarah saß auf der Couch und trank Tee mit einem Schuß Bran­ dy. Drei junge Männer in Parkas und Jeans standen mit Ster­ lings bewaffnet im Dunkeln. Tony telefonierte, Ferguson saß ihr gegenüber und beobachtete sie scharf.
      Sie hörte Tony sagen: »Ich brauche jetzt die Spurenbeseiti­ gung an folgender Adresse.«
      »Die Spurenbeseitigung?« wiederholte sie fragend.
      Ferguson antwortete: »Jack Shelley, wohlbekannter Ge­
    schäftsmann in der City, wenngleich mit recht bewegter Ver­ gangenheit, ist heute abend an einem Herzanfall gestorben. Eine Autopsie ist nicht erforderlich, da er bei einer Kapazität in der Harley Street wegen seines Leidens in Behandlung war. Kein Problem bei Ausstellung eines dementsprechenden To­ tenscheins.«
      »Ihr könnt einfach alles machen, stimmt’s? Wenn’s wirklich drauf ankommt, seid ihr doch alle gleich – CIA, KGB, SIS«, bemerkte sie.
      »Tja, lassen wir das Theater mal beiseite, Mrs. Talbot. Jack Shelley wird innerhalb der nächsten halben Stunde von hier aus zu einem Krematorium im Norden von London gebracht. Um Mitternacht ist er dann zu fünf Pfund Asche geworden, und Sie fliegen, ebenfalls um Mitternacht, in die Staaten zurück.«
      Egan kam aus dem Dunkeln, als Villiers den Hörer auflegte. »Alles in Ordnung, Sean?« erkundigte sich Sarah.
      »Ich hab Ihnen nicht viel genützt.«
      »Begreiflich, unter den gegebenen Umständen.«
      Er lächelte gezwungen. »Jock hatte also unrecht. Als es wirk­
    lich hart auf hart ging, konnten Sie abdrücken.«
      »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen«, erklärte sie. »Er hat den Tod verdient, und ich habe ihn umgebracht. Ich bin nicht stolz darauf, aber es tut mir auch nicht leid. Ich muß eben lernen, damit zu leben.«
      »Hölle auf Zeit«, erwiderte er. »Ich hab Sie gewarnt.«
      »Tony, ich glaube, Mrs. Talbot sollte jetzt fahren«, sagte Ferguson.
      Villiers ging zu ihr. »Komm, Sarah.«
      Sie ergriff Egans Hände. »Was werden Sie tun, Sean?«
      »Mich durchmogeln. Ich schwindle mich schon durch.«
      Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. »Sie bedeuten mir inzwischen sehr viel. Aber ich glaube, das wissen Sie.«
      »Ich, Mrs. Talbot? Oder Eric?«
      »Sie, Sean. Ganz bestimmt Sie.«
      Sie drückte ihn lange und fest an sich und entfernte sich dann sehr rasch. Villiers eilte hinterher.
      Egan ging zur Hausbar und goß sich einen Scotch ein. Er trat ans offene Fenster, ohne von Shelleys Leichnam unter der Decke Notiz zu nehmen, stellte sich auf die Ladeplattform und schaute hinunter zum Fluß.
      »Und was nun, Sean?« fragte Ferguson.
      »Das weiß nur der liebe Gott.«
      »Tja, es läßt sich doch nichts daran ändern. Sie werden eben für mich in Group Four arbeiten.«
      »Den Teufel werd ich tun.«
      »Mein lieber Sean, das Finanzamt wird die unrechtmäßigen Profite Ihres Onkels aus der Schweiz einziehen, aber sie blei­ ben trotzdem Alleinerbe eines Geschäftsimperiums im Werte von über zwanzig Millionen Pfund.« Ferguson lächelte. »Was um alles in der Welt will ein Bursche wie Sie mit soviel Geld anfangen?«
      Sean Egan stellte sein Glas hin, machte kehrt und ver­ schwand durch den dunklen Raum. Ferguson rief ihm nach: »Sie kommen zurück, Sean. Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig. Wohin denn sonst?«

    Über dem Fluß lag dichter Nebel, und es regnete in Strömen. Ein Nebelhorn ertönte auf einem Schiff, das in Richtung See fuhr. An den seit langem unbenutzten Piers war alles ruhig, bis sich auf einmal in King James’s Stairs unter dem Kai etwas bewegte und eine schattenhafte Gestalt eine
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