Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Egan.
      »Komme schon, mein Sohn.« Die Tür zur alten Ladeplatt­
    form stand offen, und Shelley erschien, in einer Hand den Regenschirm. »Draußen gießt’s in Strömen, aber ich wollte ‘n bißchen Luft schnappen.« Er schälte sich mit einer Hand aus dem Mantel, machte ein paar Schritte und drehte sich um. »Seh ich da etwa ‘ne Kanone, Sean? Nicht gerade die feine englische Art bei deinem alten Onkel.«
      »Na ja, ich dachte, bei Mr. Smith würde ich sie wahrschein­ lich brauchen. Wir hatten eine interessante Unterhaltung über dich mit Ida, Jack. Meine Güte! Jack Shelley, der Robin Hood vom East End, ein Drogenhäuptling. Warum bloß, Jack?«
      »Sei doch kein Idiot. Weißt du, wieviel ich nach vier Jahren in dieser Branche auf Schweizer Bankkonten habe? Zweiund­ zwanzig Millionen Pfund. Zweiundzwanzig Millionen. Das ist kein Pappenstiel.«
      »Und was werden Sie damit anfangen, Mr. Shelley?« fragte Sarah. »Der Schätzwert Ihrer legalen Geschäftsinteressen liegt doch sowieso schon in gleicher Höhe, wie ich höre.«
      »Und was hat das, verdammt noch mal, damit zu tun?«
      »All das Geld und keine Möglichkeit, es auszugeben«, erwi­
    derte Egan. »Genau dasselbe wie bei einigen deiner alten Kumpane in meiner Kindheit. Die Kerle, die einen Geldtrans­ port ausraubten und dann einen Koffer voller Scheine unter dem Bett stehen hatten, mit denen sie nichts anfangen konnten, weil die Bullen nur darauf gelauert haben.«
      »Laß den Quatsch. Du redest Blech«, fuhr Shelley ihn an.
      »Schwamm drüber«, entgegnete Sean. »Das alles ist mies genug, aber nicht so mies wie das, was Ida uns erzählt hat. Wie sie eines Nachmittags unverhofft ins ›Bargee‹ zurückgekom­ men ist und dich mit Sally im Bett vorgefunden hat. Wie die Kleine total verändert war, ein völlig anderer Mensch. Wie sie nie wieder dieselbe wurde.«
      »Und wir wissen auch, warum, Mr. Shelley«, ergänzte Sarah. »Scopolamin und Phenothiazin, auch burundanga genannt.«
      »Sie halten sich gefälligst da raus, Sie dreckiges Weibsbild. Sie haben genug Unglück angerichtet.« Shelley wandte sich wieder Egan zu. »Na und? Sie war ‘ne kleine Schlampe. Eines Morgens, wie ich zufällig vorbeikam und Ida nicht da war, hab ich sie mit einem Kerl erwischt. Immerhin hat sie ja auch nicht zur Familie gehört, oder?«
      Egan hob die Waffe. Seine Hand zitterte. Er feuerte sie indes nicht ab, sondern ließ den Browning wieder sinken. Shelley lachte triumphierend. »Ich wußte, du bringst es nicht fertig. Ich kenne dich besser als du dich selbst, mein Sohn.« Er rief laut­ stark: »Alles klar, Jago!«
      Jago kam durch die offene Fenstertür von der Ladeplattform und versetzte Egan mit dem Lauf seines Browning einen
    Schlag ins Genick. Egan fiel auf den Boden und blieb liegen.
    Jago blickte lächelnd zu Sarah. »Ein Vergnügen, Sie wieder­
    zusehen, Mrs. Talbot.«
      Shelley richtete sein Augenmerk auf Egan. »Läßt sich von einem Weiberrock kleinkriegen, der dämliche Junge.« Er fi­ xierte Sarah. »Und das geht alles auf Ihr Konto, Sie kommen einfach hier reingeschneit, schnüffeln rum, bringen alles und jeden durcheinander. Das hört jetzt auf.« Er wandte sich zu Jago. »Schaffen Sie sie weg. Schmeißen Sie sie über das Ge­ länder in den Fluß.«
      Jago sah Sarah an und lächelte nicht mehr. Der Browning schwankte leicht, senkte sich. »Ich glaube nicht, daß ich das tun möchte, Mr. Shelley.«
      »Noch einer, der bei so ‘nem Miststück weiche Knie kriegt«, knurrte Shelley verächtlich.
      Er schoß zweimal sehr schnell hintereinander auf Jago, die Kugeln schlugen dumpf ein, schleuderten ihn rückwärts durch die Fenstertüren gegen das Geländer der Ladeplattform. Er wollte sich hochrappeln, und da kam Shelleys Linke mit einem kurzläufigen Revolver aus der Schlinge. Er feuerte noch zwei­ mal rasch hintereinander, und Jago rollte auf den Rücken, seine Gliedmaßen zuckten.
      Shelley lachte gleichgültig. »Scheint so, als ob ich das hier nun selber erledigen muß.« Er bückte sich nach Egans Brow­ ning und stieß ihn mit dem Fuß an. »Familie, verstehen Sie, Mrs. Talbot. Ich wußte, wenn’s drauf ankommt, kann er mich nicht abknallen.«
      Da entluden sich die Wut, der Abscheu vor diesem Mon­ strum und all den Ungeheuerlichkeiten, die er begangen hatte, vehement. Ihre Hand kam mit der Walther PPK aus der Tasche. Als sie den Arm ausstreckte, berührte ihn die Mündung zwi­ schen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher