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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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und
dem Karren entschwunden war, und blickte dann wieder zu Tirao
auf. Tirao wirkte so, als hätte man ihn gerade ein »komisches
Tier« genannt.
Er hat etwas verloren.
Verloren? Ullrik sah wieder den Hügel hinab.
Ja, auf seiner Flucht. So etwas wie einen Sack Er ist von seinem
Wagen heruntergefallen.
»Wirklich?« Ullriks Herz machte einen Satz. »Komm, lass uns
nachsehen! Vielleicht finde ich etwas zum Anziehen darin!« Er sah
sich kurz nach rechts und links um und eilte los.
Er hastete über das Gras, das mit kleinen Steinchen durchsetzt
war. Bald erreichte er den Weg, eine ausgefahrene Doppelspur,
über die schon so mancher Karren geholpert sein musste. Ein
Dutzend Schritt weiter lag tatsächlich ein brauner Sack. Den
Mann mit seinem Karren und seinem Tier entdeckte er ein gutes
Stück hügelabwärts, immer noch in heilloser Panik flüchtend.
Ullrik lief zu dem Sack und bückte sich nieder.
Er war prall gefüllt und bestand aus einer Art grobem, dunkelbraunem Stoff. Oben war er mit einer Schnur zusammengebunden.
Ungeduldig riss Ullrik die Schnur auf – eine kleine Lawine dunkelgrüner, ovaler Körner ergoss sich auf den Weg. Eine Art Getreide vermutlich. Ullrik stöhnte auf und ließ sich auf den Hintern
fallen.
Wenig später kündete ein Rauschen davon, dass Tirao in der
Luft war; Ullrik blickte auf und sah den Drachen heranfliegen.
Gleich darauf war er gelandet.
Na, hast du etwas gefunden?
Leider nicht, Tirao. Nur Körner. Na, vielleicht kann man daraus
etwas Essbares machen.
Und dieser Sack? Kannst du ihn dir nicht umbinden? Ullrik zog
die Brauen in die Höhe, stand dann auf und leerte ihn aus. Du
hast Recht, Tirao. Wenn ich hier die beiden Seiten auftrenne,
könnte er so etwas wie einen Lendenschurz ergeben. Immerhin.
Er machte sich sofort ans Werk, mit bloßen Händen, und hielt
bald einen länglichen Stoffstreifen in der Hand, der ihm bequem
einmal um die Leibesmitte reichte. Mithilfe der kurzen Schnur
gelang es ihm, die beiden Enden zusammenzubinden.
Na, sehe ich nicht gut aus?, fragte er froh, als er fertig war.
Tirao antwortete nichts.
Ullrik schwitzte bereits ein bisschen, es war tatsächlich sehr
heiß hier in der Sonne.
Was ist mit dir, Tirao? Irgendwie wirkst du gekränkt. So als hätte der Kerl dir etwas Gemeines zugerufen, als er abhaute.
Das ist es nicht, lautete Tiraos Antwort. Ich bin es zwar nicht
gewöhnt, dass man mich voller Abscheu betrachtet und vor mir
davonläuft, aber…
Was denn?, fragte Ullrik.
Diese Welt, Ullrik. Das… ist meine Heimat. Von hier stamme ich.
Ullrik wandte sich betroffen um und ließ den Blick über das weite Tal schweifen. Bist du sicher?
Ja, erwiderte Tirao ohne Zögern. Ich kann es spüren.
Ullriks Herz schlug schneller. Konnte das möglich sein?
Stammten die Drachen tatsächlich von dieser Welt? Waren sie
am Ende vor über fünftausend Jahren mithilfe dieser Pyramiden
in die Höhlenwelt gelangt? Aber aus welchem Grund? Und wer
hatte die Pyramiden erbaut? Oder waren sie am Ende doch noch…
Nein, dies hier war keinesfalls die Höhlenwelt, obgleich es hier
Menschen gab. Dieses Tal lag auf der Oberfläche einer Welt, welche auch immer das sein mochte, aber die Oberfläche der Höhlenwelt war unbewohnbar, das wusste er mit Bestimmtheit. Wolodit aber schien es hier auch zu geben. Ullrik schüttelte den
Kopf, seine Verwirrung wuchs und wuchs. Zu alledem kamen
noch der schwebende Felsen und der schwarze Nebel über den
Bergen, die nichts Gutes verhießen. Ob er Azrani und Marina hier
überhaupt finden konnte? Waren sie am Ende nicht einmal zusammen, sondern voneinander getrennt an verschiedenen Orten?
Eine Weile schwiegen sie beide und starrten den Hang hinab, wo
der Mann, der vor ihnen geflohen war, inzwischen weit unten in
den Niederungen zu sehen war. Hastig bog er auf den Weg ein,
der weiter am Fluss entlang führte. In der Ferne erkannte Ullrik
nun eine Ansiedlung. Ob ihnen von dort zusätzliche Schwierigkeiten drohten? Würden die Leute aufbrechen, um ihn und Tirao zu
jagen? Wenn ich ihn so in Schrecken versetzt habe, wird er den
dort oben auch nicht gerade mögen, hörte Ullrik Tirao sagen.
Verwirrt blickte er zum Himmel empor und erkannte weit über
ihnen die Umrisse eines großen Drachen. »Tirao!«, rief er erschrocken und deutete in die Höhe.
Ja doch – ich habe ihn gesehen, Ullrik. Drachen scheinen hier
eher gefürchtet zu sein.
Ullrik versagte die Stimme. Noch drehten sich seine Gedanken
um all die Sorgen, die ihm gerade durch den Kopf
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