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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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und auf den
dahinter liegenden Teil der Hochebene blickten, entdeckte Marina
eine weitere Besonderheit. »Seht nur«, rief sie aufgeregt und
deutete hinab. »Es ist wie auf Phenros’ zwölftem Bild!«
Ein rätselhaftes Monument erhob sich westlich der Pyramide.
Wie die ausgeblichenen Rippenknochen eines gigantischen Tieres,
das rücklings auf dem Wüstenboden verendet war, ragten dort,
leicht nach Osten geneigt, drei riesige Säulenpaare hintereinander
in die Höhe.
Weit oben näherten sich die Säulen paarweise einander an, ohne sich jedoch zu berühren. Welchem Zweck dieses Monument
dienen mochte, war ihnen ein völliges Rätsel.
»Ich hätte nicht gedacht«, rief Azrani gegen den Wind ihren
Freunden zu, »dass wir hier mehr als ein paar uralte vergessene
Ruinen vorfinden würden.«
»Ja«, antwortete Marina. »Das und vielleicht noch eine Hand
voll alter zerbrochener Krüge und Steintafeln.«
Der Sonnendrache zog eine weitere Schleife hoch über dem
Bauwerk. Meados, willst du nicht irgendwo landen?, fragte Marina
schließlich.
Doch, natürlich, erklang seine Stimme über das Trivocum, so
als hätte sie ihn gerade aus einem Traum geweckt. Der Drache
legte sich schräg in den Wind, zog einen Bogen in die Tiefe und
steuerte dann von Osten her auf das Bauwerk zu.
Marina spürte, wie Azrani sich kurz, aber heftig an sie drückte.
Es war ein Zeichen der Erleichterung, denn Meados hatte sich
während der langen Reise als schwieriger Gefährte erwiesen. Sein
Ton war immer herablassender geworden, und nur selten hatte er
– so wie jetzt – ohne Widerstand oder Besserwisserei ihren Vorschlägen zugestimmt.
Marina stieß ein Seufzen aus. Es war das erste Mal, dass sie und
Azrani die Bekanntschaft eines Sonnendrachen gemacht hatten.
Bisher hatten sie es fast nur mit Felsdrachen zu tun gehabt, die
seit Leandras großer Tat in Bor Akramoria zu ihren unverbrüchlichen Freunden geworden waren. Eigentlich hatten sie mit drei
Felsdrachen nach Veldoor fliegen wollen. Doch Nerolaan und seine beiden Begleiter waren aus unbekannten Gründen nicht zu
ihrem vereinbarten Treffen erschienen. Stattdessen hatte ihnen
der zufällig anwesende Sonnendrache Meados seine Hilfe angeboten. Wie seltsam die Entschuldigung von Nerolaan gewesen war,
die Meados ihnen überbracht hatte, war ihnen erst später klar
geworden.
Kein Wunder, dachte Marina, als sie sich daran zurückerinnerte.
Das Angebot, auf Meados’ Rücken nach Veldoor zu fliegen, hatten
sie nur zu gern angenommen. Sonnendrachen waren die größte
Drachenart der Höhlenwelt, majestätische Wesen von bis zu 120
Ellen Spannweite, wahre Muskelpakete und im Gegensatz zu den
meisten anderen Drachenarten vierbeinig. Begeistert hatten die
Mädchen zugestimmt und nicht lange darüber nachgedacht, warum ihr treuer alter Freund Nerolaan so plötzlich abgesagt hatte –
und auch noch auf so seltsame Weise: Seine Nachricht war über
Hunderte von Meilen durch eine Art Weitersagen an sie herangetragen worden.
Inzwischen bereuten sie ihre Entscheidung. Kaum waren sie
losgeflogen, hatte Meados das Kommando übernommen. Solch
ein Gehabe kannten sie von den Felsdrachen überhaupt nicht. Er
war zunehmend herrischer und überheblicher geworden, hatte
ihnen kaum Pausen gegönnt und ständig hochtrabende Reden
gehalten. Während Ullrik angesichts der unablässigen Demütigungen und Bevormundungen inzwischen eine ziemliche Wut im
Bauch mit sich herumtrug, hatten sich Azrani und Marina zunehmend verunsichert gefühlt – was eine sehr befremdliche Situation
für sie darstellte. Sie gehörten beide zu den Schwestern des Windes und hätten eigentlich das höchste Anrecht auf den Respekt
und die freundliche Hilfe eines jeden Drachen der Höhlenwelt gehabt. Doch für Sonnendrachen schien das nicht zu gelten.
Jedenfalls nicht für Meados.
Immerhin hatte er sie hierher nach Veldoor gebracht. Das war
regelrecht erleichternd, denn sie hatten anfangs befürchtet, er
werde sie an einen ganz anderen Ort bringen.
Marina seufzte wieder und tastete nach Azranis Händen; ihre
Freundin hatte von hinten die Arme fest um ihren Oberkörper
geschlungen.
Bald schoss Meados in geringer Höhe über den Wüstenboden
dahin, und seine drei Reiter befürchteten schon, er wolle durch
das Spalier der gebogenen, weiß schimmernden Säulen hindurchfliegen. Doch dann stellte der Drache die Schwingen in den Wind,
verlangsamte den Flug bis fast zum Stillstand und setzte einen
Steinwurf von dem ersten großen
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