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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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glaubst du, was das hier ist?«, flüsterte sie.
Diesmal schien das Flüstern angemessen, denn jedes Geräusch
hallte aus dem Portal geheimnisvoll wider.
»Kann ich nicht sagen«, gab er kopfschüttelnd zurück.
»Aber inzwischen erscheint mir eure Theorie, dass die Drakken
hiermit etwas zu tun haben, gar nicht mehr so abwegig.«
»Denkst du, sie haben das hier errichtet?«
Langsam gingen sie weiter, und nun zog er sie mit sich.
»Nein. Das glaube ich nicht. Drakken errichten gewaltige Gebäude aus Metall. Aber… vielleicht haben sie etwas mit diesem
Bauwerk zu tun. Vielleicht suchen sie es. Oder aber – sie fürchten
es.«
Azrani nickte. »Vielleicht. Aber von wem stammt es dann?«
Ullrik antwortete nicht. Nach einer Weile blieb Azrani stehen und
hielt Ullrik am Arm fest. »Da ist es mir zu finster«, meinte sie und
deutete in die Dunkelheit.
Ullrik warf einen Blick zurück und nickte bedächtig. Draußen
brach die Dämmerung langsam herein, und hier drinnen würde es
gewiss nicht heller werden. Der Gang schien noch ein gutes Stück
ins Innere des Bauwerks hineinzuführen, ein Ende war nicht zu
erkennen.
»Vielleicht sollten wir uns erst einmal um ein Lager für die
Nacht kümmern«, schlug Azrani vor. »Morgen ist auch noch ein
Tag.« Ullrik war einverstanden.
Als sie den Portalgang verlassen hatten und zurück zu Marina
liefen, legte sich die Ruhe des Abends über das Land. Azrani wurde nachdenklich. Sie richtete den Blick auf das Sonnenfenster
hoch über der Pyramide – ein tiefblaues und an den westlichen
Rändern orange strahlendes Oval aus Kristall im weiten Felshimmel. Bald würde die Nacht anbrechen, und dann konnte man dort
die Sterne sehen.
An die Sterne zu denken hieß, an Leandra zu denken.
Azrani seufzte leise. Seit drei Wochen war ihre Freundin nun
schon mit einem erbeuteten Flugschiff der Drakken draußen im
All und galt als verschollen. Sie hoffte inständig, dass Cathryn,
Leandras kleine Schwester, Recht behalten würde: Die Kleine
behauptete steif und fest, ihre Schwester sei am Leben und wohlauf und habe dort draußen sogar neue Freunde gefunden.
Azrani hatte Schwierigkeiten, sich dies vorzustellen. Ja, die
Drakken waren aus dem All gekommen und stammten nicht von
dieser Welt, aber solche Gedanken drohten ihr Vorstellungsvermögen zu sprengen. Cathryn mit ihren acht Jahren hatte offenbar
keine Probleme damit. Seit sie in jener verwirrenden Zeit nach
dem Sieg gegen die Drakken beinahe zwei Wochen verschwunden
gewesen war, hatte sie eine Art Hellsichtigkeit erlangt. Und nicht
nur das: Sie zeigte seither auch heilerische Fähigkeiten. Nichts
davon war auf gewöhnliche Weise zu erklären, und keine der
sechs anderen Schwestern des Windes zweifelte mehr daran,
dass Cathryns verblüffende Talente auf Ulfa zurückgingen, den
geheimnisvollen Urdrachen der Höhlenwelt, der sie allesamt mit
kunstvollen Abbildern von Drachen auf ihren Körpern gezeichnet
hatte.
Nun setzten sie ihre ganze Hoffnung darein, dass Cathryn sich
nicht täuschte, dass ihre große Schwester wirklich nur eine ungewöhnliche Reise angetreten hatte und eines Tages wiederkehren
würde – vielleicht mit guten Nachrichten oder einer großen Errungenschaft. Trotz aller Sorgen hatte sich unter ihnen eine gewisse Zuversicht breit gemacht.
In den Monaten nach dem Drakkenkrieg waren viele drängende
Fragen aufgetaucht, denen sie jetzt nachgingen und die zur
Gründung ihres geheimen Bundes der Schwestern des Windes
geführt hatten. Doch nicht nur Leandras Abenteuer ging weiter;
mit der Entdeckung dieses rätselhaften Bauwerks stießen sie, die
sie in der Höhlenwelt zurückgeblieben waren, auf neue Probleme
und alte, ungelöste Rätsel. Hoffentlich würde irgendwann einmal
eine Zeit kommen, die sie dafür belohnte, all diese Wagnisse auf
sich genommen zu haben…
Sobald Azrani und Ullrik wieder zu Marina gestoßen waren,
machten sie sich daran, an einem niederen, verkrüppelten Baum
nahe der flach aufsteigenden Pyramidenwand ein Lager für die
Nacht einzurichten.
*
     
»Azrani! Wach auf.«
    Als sie die Augen aufschlug, kniete Ullrik neben ihr. Die Dringlichkeit seiner flüsternden Stimme ließ Azrani auf der Stelle wach
werden. Aufgeschreckt fuhr sie hoch. Es musste tief in der Nacht
sein; Ullrik war nur ein dunkler Schatten neben ihr. Doch dann
nahm sie aus einer anderen Richtung ein fahles Leuchten wahr.
    »Dort!«, flüsterte Ullrik, und ihr Blick folgte seinem deutenden
Arm.
Es war ein schwacher,
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