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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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Monstrum erwischt
wurde. Hoch wurde er in die Luft gewirbelt, kurz darauf hörte sie
einen schweren, dumpfen Schlag. Er musste auf der flachen
Mauer des Bauwerks aufgeschlagen sein. Verzweifelt rief sie seinen Namen. Keine Antwort.
Indessen herrschte wieder völlige Dunkelheit.
»Da, es kommt wieder!«, wimmerte Azrani und versuchte aufzustehen. Marina ließ sie los und sprang auf die Füße. »Trennen
wir uns!«, schrie sie. Ihre Hoffnung war, dass sie die Bestie verwirren konnten, indem sie zwei Ziele boten. »Nein!«, rief Azrani
zurück. Marina fühlte, wie ihre Freundin sie an der Weste packte
und mit sich zog. »Zur Mauer!«
Marina verstand. Wenn sie sich am Fuß der Mauer in den Sand
drückten, würde sie das Monstrum wohl nicht in dieser Geschwindigkeit angreifen können. Doch an der Mauer musste auch Ullrik
liegen. Ihr schossen Tränen der Verzweiflung in die Augen, als sie
sich klar machte, dass er den Sturz unmöglich überlebt haben
konnte. Er war ein schwerer Mann; er musste etliche Schritt
durch die Luft geschleudert worden sein, ehe er gegen die Mauer
gekracht war.
Sie hasteten durch die Dunkelheit, doch ehe sie die Mauer erreichten, war die Bestie wieder da. Marina sah geradewegs in ein
heranzischendes Maul mit Reihen von spitzen Zähnen, die mehr
als eine halbe Elle lang waren. Im letzten Augenblick gab sie Azrani einen heftigen Stoß, während sie selbst in die andere Richtung davonsprang.
Als der sengend heiße Lufthauch über sie hinweg wirbelte, stieß
sie einen verzweifelten Laut aus. Die Härchen in ihrer Nase schienen zu verglühen, und ihre rechte Gesichtshälfte fühlte sich an,
als stünde sie in Flammen. Was sollen wir nur tun?, dachte sie
verzweifelt. Hier gab es nichts, wo sie sich hätten verstecken
können, und der Magie waren sie beide nicht mächtig. Die Rettung kam Augenblicke später.
Es war wie ein Trompeten aus dem Schlund der Hölle, das Plötzlich über die Hochebene dröhnte. Etwas Grelles leuchtete auf, und
einen Herzschlag später wusste Marina, dass sie doch noch einen
Freund hatten - oder wenigstens einen Verbündeten. »Es wird
Zeit, dass du kommst!«, schrie sie voller Zorn in die Nacht hinaus. Sie schoss in die Höhe und wusste nicht, wem sie in diesem
Moment mehr Schmerzen wünschte – dem grünen Monstrum
oder diesem verfluchten Meados, der sich offenbar alle Zeit der
Welt gelassen hatte, ihnen beizustehen. Was sie dann jedoch zu
sehen bekam, war immerhin eines Sonnendrachen würdig.
Die weißen Feuerwolken, die Meados ausstieß, erhellten den
westlichen Teil der Hochebene wie kleine Sonnenbälle. Der Drache war so riesig, dass das stygische Monstrum ihn gar nicht erst
angriff, sondern Haken schlagend in der Luft zu entkommen versuchte. Meados aber war für ein so großes Geschöpf außergewöhnlich wendig. Er verfolgte das grüne Wesen immer höher in
die Luft hinauf, und ein ums andere Mal schlugen seine mächtigen
Kiefer krachend aufeinander, als er es zu schnappen versuchte.
Beim fünften oder sechsten Versuch gelang es ihm. Mit einem
unirdischen Kreischen, das weit über die Ebene hallte, zerplatzte
das Wesen in einem Funkenregen. Was sich danach wieder zusammenfügen wollte, sah kläglich aus. Der Drache öffnete seinen
Rachen und stieß eine letzte weiß glühende Energiewolke aus, die
das stygische Wesen einhüllte und binnen Augenblicken zu nichts
auflöste.
Endlich war es vorbei.
Als Marina ein leises Wimmern vernahm, wurde ihr klar, dass
sie zu früh aufgeatmet hatte. »Ullrik!«, keuchte sie und wandte
sich um. Nach ein paar Schritten war sie bei Azrani; ihre Freundin
kniete über Ullriks reglosem Körper, der mit verrenkten Gliedmaßen am Fuß der Mauer lag. Sie weinte.
2
Wolodit
»Vierundsiebzig Stück!«, flüsterte Altmeister Ötzli.
    Rasnor nickte lächelnd. »Ich bin sicher, es werden noch mehr.
Meine Leute haben erst einen Teil des Drakken-Mutterschiffs abgesucht.«
    Sie standen in Rasnors Arbeitszimmer im Waisenhaus von Usmar und blickten auf einen Tisch, auf dem ein kleiner Berg von
dunkelgrauen, steinernen Scheiben lag, jede etwa so groß wie der
Handteller eines Kindes. Vierundsiebzig Wolodit-Amulette.
    Der Altmeister ließ den Blick zum Fenster hinaus über das nächtliche Usmar hinweg auf das Meer wandern, das sich nach Süden
in Richtung des Kontinents Veldoor erstreckte. Er tat ein paar
Schritte zum Fenster hin, hob den Kopf und sah hinauf zum großen Usmarer Sonnenfenster, das ihm den Sternenhimmel zeigte –
einen
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