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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Autoren: Harald Evers
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verlaufen war.
    Munuel stand nun die ärgerliche Pflicht bevor, diesem Novizen eine angemessene Strafe aufzubrummen. Und die konnte nur heißen: Einjährige Verlängerung der Novizenschaft! Er seufzte.
    Natürlich probierten alle irgendwas aus. Kaum ein Novize konnte der Versuchung widerstehen, vor seiner Aufnahme in die Gilde allein eine Magie zu wirken. Waren die Vergehen kleiner oder kaum auffällig, versuchte Munuel, den Missetäter mit einer scharfen Zurechtweisung und einem Strafdienst davonkommen zu lassen. In diesem Fall jedoch hatte sich binnen weniger Stunden in der ganzen Gegend herumgesprochen, was vorgefallen war. Und der Schaden war erheblich. Munuel konnte gar nicht anders, als die von der Gilde vorgesehene Strafe zu verhängen.
    Er sah zu Altmeisterin Caori und seufzte. »Es ist eine verrückte Zeit, jetzt im Sommer. Die Prüfungen stehen bevor, und mindestens die Hälfte aller Novizen hat nichts anderes im Sinn, als die erste Regel der Novizenschaft zu brechen.« Er starrte trübsinnig zum Fenster hinaus in den Regen, der über dem Siebenplatz niederrauschte.
    Ein rumpelnder Donnerschlag kam von Osten herangerollt. Munuel nahm seinen Weinbecher vom Tisch und nippte lustlos daran.
    »Wir sollten wieder härter durchgreifen«, sagte Caori und zog die Stirn in Falten.
    Munuel, den Kopf auf die Hand gestützt, studierte interessiert ihre Stirn. Eine wahre Landschaft von Falten, Runzeln und Warzen. Die alte Magierin starrte missmutig in Munuels Augen, deren Blickrichtung sie leicht erraten konnte. »Du bist auch nicht mehr der Jüngste!«, brummelte sie ärgerlich.
    Munuel zog die Augenbrauen hoch und richtete sich auf. »Ich?«, fragte er. »Na hör mal! Gerade mal sechzig!
    Uns trennen mindestens zwanzig Jahre!«
    Caori winkte verdrossen ab. »Das merkt man, du Jungspund! Hast deine jungen Bürschlein nicht im Griff. Als ich noch Novizen ausbildete ...«
    Munuel stützte sich faul wieder auf. »... und Mägdelein«, fügte er hinzu. »Vier sind es derzeit in unserer Region.
    Das gab es zu deiner Zeit noch nicht.«
    »Du willst dich wieder damit brüsten, was du für die Gleichberechtigung des Weibes tust«, sagte Caori barsch.
    »Verschone mich! Nach allem, was ich über dich weiß, bist du nur versessen auf diese jungen Dinger!«
    »Ach, Unsinn!«, stieß Munuel hervor. »Wie oft habe ich schon verlangt, wir sollten mehr Magierinnen ausbilden. Sie haben die Magie ... nun, sozusagen im Bauch, verstehst du? Sie können viel besser mit ihr umgehen. So eine Meinung sollte dir eigentlich zusagen, alte Krähe! Meinst du nicht?«
    Caori erwiderte nichts. Munuel focht seinen ständigen Kampf gegen ihren nicht enden wollenden Missmut. Ihm war schleierhaft, was sie im Laufe der Jahre zu einer solch verdrossenen Alten gemacht hatte. Immerhin war sie nur alle paar Monate in Angadoor, diesmal, weil morgen die Gildenaufnahme für einige Novizen bevorstand.
    Donner rollte über das Tal, und die Helligkeit der Blitze strahlte in die trübe erleuchtete Wirtsstube herein.
    Munuel seufzte abermals. Caori war es schon wieder gelungen, ihn mit ihrer schlechten Laune anzustecken. Er lenkte seine Gedanken auf das bevorstehende Eintreffen des Gildenmeisters. Alles war vorbereitet - nur das Wetter wollte nicht mitspielen. Die Leute hatten eilig die Dekoration des Siebenplatzes in Sicherheit gebracht, die man überall angebracht hatte. Blieb nur zu hoffen, dass der Regen bis morgen aufhörte - aber dafür gab es zu dieser Jahreszeit keine Gewähr.
    Plötzlich, als ein gewaltiger Blitz den Himmel erhellte und ein wütender Donnerkrach den müden Abend in zwei Teile zerriss, fuhren beide hoch. Munuel und Caori starrten sich gegenseitig an. Unglauben und Überraschung stand in ihren Blicken.
    »Was war dann das?«, flüsterte Caori.
    Munuel glotzte sie nur an; offenbar tat er dasselbe wie sie - nämlich das Trivocum zu beobachten.
    »Da ist irgendwo ein hässliches Loch«, sagte Munuel leise, langsam und sehr nachdenklich. »Nicht weit von hier. Irgendwo ... östlich!«
    Caori schüttelte ungläubig den Kopf. »Kein Aurikel«, stellte sie fest. »Also ... so etwas habe ich lange nicht mehr gesehen!«

2 ♦ Asgard
    M itten im Steinkreis hatte sich ein blauviolettes Licht erhoben, eine spiralförmige Aura, doppelt oder dreifach mannshoch und so breit, dass sie den Kreis der Männer in der Mitte des Asgard umschloss. Ihr oberes Ende verjüngte sich zu einem dünnen Schlauch, der sich irgendwo in der Höhe verlor. Dabei drehte sich
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