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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Autoren: Harald Evers
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Würdenträger vermochte sich ihrem Liebreiz zu entziehen. Der Shabib zog Gewinn daraus, dass ein jeder Limlora gefällig sein wollte.
    Leandra hatte Limlora einmal bei einer Debatte des Rates gesehen, und sie konnte nur bestätigen, dass die Ausstrahlung der Shabibstochter außergewöhnlich war. Der Shabib war nun schon alt, und seit geraumer Zeit gingen Gerüchte, seine Zeit sei gekommen. Bei Hofe sollten schon verdeckte Machtkämpfe unter den möglichen Nachfolgern im Gange sein; besonders unter seinen vier Söhnen, von denen jedoch keiner zu überzeugen wusste.
    Leandra hatte gehört, das Verlangen nach einer Shaba im Volke sei groß - besonders, da der Herrscherrang seit alters zumeist von Frauen besetzt war. Der Shabib Geramon war in dieser Hinsicht eine Ausnahme.
    Dass sie nun das Gesicht der Shabibstochter an diesem seltsamen Ort und bei dieser rätselhaften Gelegenheit erblickte, traf sie vollkommen unvorbereitet. Und noch mehr verblüffte sie, was sie nun sah.
    Das wunderschöne Gesicht der Limlora verzog sich zu einer Grimasse des Spotts und der Niedertracht. Ihre Augen, die Leandra als eine Mischung aus mystischer Wahrnehmung und einem realen Abbild in der Mitte des magischen Strudels sah, verstrahlten Kälte, Arroganz und Machtgier. Ihre hohle Stimme, die wie durch einen dunklen Tunnel aus einem Abgrund heraufschallte, begann Worte in der regendurchströmten Dunkelheit zu formen.
    Wie ich sehe, habt ihr ihn gefunden.
    Eine andere Stimme, die Leandra einer der Gestalten in dem Steinkreis zuordnete, erwiderte: Ja, Herrin. Wir fanden ihn, wie Ihr sagtet, in der Nähe von Laarbon.
    Laarbon? Vor Leandras geistigem Auge formte sich das Bild, das sie sich von dieser alten Festung im Ostakranischen Gebirge gemachte hatte - diesem legendären Ort, den sie nie erblickt, von dem sie aber viele Geschichten gehört hatte.
    Der Ausdruck der Kälte und des Spotts in Limloras Gesicht verstärkten sich.
    Hattest du nichts Eiligeres zu tun, als mit mir in Verbindung zu treten? Idiot!
    Leandra zuckte zusammen. Für einen schrecklichen Moment hatte sie den Eindruck, als hielte Limlora inne, als suchten ihre Augen die Umgebung ab und erblickten sie, Leandra, für einen kurzen Augenblick. Dann aber war es schon vorbei.
    Ich hielt es für wichtig, erhob sich wieder die andere Stimme.
    Wichtig! Was weißt du schon, was wichtig ist! Habt ihr den anderen auch?
    Eine Pause entstand.
    Nein, wir konnten ihn nicht finden. Aber wir ...
    Leandra stöhnte leise auf, als sich eine neuerliche Welle über dem Asgard ausbreitete, eine Welle von fast schon körperlich spürbarem Zorn, der die Gestalten in dem Kreis straucheln ließ.
    Vergiss deine lächerlichen Anstrengungen, sagte Limloras Stimme, durchsetzt von heißem Zorn und triefend vor Verachtung. Ich werde andere aus der Bruderschaft nach ihm suchen lassen.
    Der Gefangene, der sich bisher nicht gerührt hatte, hob plötzlich den Kopf - mühsam, wie unter unsäglichen Schmerzen, und starrte in den Wirbel der mystischen Farben, der sich zäh wie eine klebrige Masse über den Köpfen der Gestalten drehte.
    »Ihn wirst du niemals kriegen ...!«, schrie er der Erscheinung entgegen, aber seine letzten Worte erstarben wie unter einem Knüppelschlag. Und dann geschah etwas, das Leandra niemals vergessen würde, das sich wie fein Symbol einer Macht in ihr Gedächtnis brannte, die so gewaltig war, dass sich ihr niemand widersetzen konnte.
    Der Mann wurde regelrecht zerdrückt, als geriete er zwischen zwei gewaltige, unsichtbare Mühlsteine, und sein hilfloser Schrei erstarb inmitten eines hässlichen, mahlenden Geräuschs. Die fünf Gestalten um ihn herum wichen entsetzt zurück.
    Leandra stieß einen hilflosen Schrei aus. Es war keine der Gestalten, die sich ihr zuwandte - dazu waren wohl alle zu schockiert. Es war viel schlimmer, es war das monströse Gesicht Limloras, das sich ihr zuwandte.
    Leandra mutmaßte später, dass sie in diesem Moment nur mit dem Leben davonkam, weil sie sich außerhalb des magischen Steinkreises befand.
    Für Momente sprühte das Gesicht einen beinahe unerträglichen Hass aus; eine Wut, die allein schon ausreichen mochte, einen Menschen zu töten. Dann weitete sich der magische Strudel in der Mitte des Asgard mit beängstigender Geschwindigkeit aus, während sich das Gesicht Limloras wie in einem ohnmächtigen Schrei verzerrte, die Augen schloss und eine weitere Welle unsäglicher Kraft nach außen sandte.
    Leandra reagierte endlich. Sie ließ sich nach hinten
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