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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Autoren: Harald Evers
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Möglichkeiten geben, diesem Abgrund mithilfe der Magie zu entfliehen. Spontan schloss sie die Augen und tastete nach dem Trivocum.
    Es war Erlösung und Schreck zugleich. Während sie noch eine plötzliche Erleichterung verspürte, mithilfe ihrer Sinne dem Rätsel auf den Grund zu kommen, offenbarte ihr das Trivocum die Ursache ihrer Empfindungen. In dem zartrosa Schleier, den ihr Inneres Auge schon vor vielen Jahren zum ersten Mal erblickt hatte, klaffte ein mörderischer Riss, eine gähnende Spalte, hinter der ein nebliger, schwarzgrauer Brei waberte wie ein verunreinigter, fauliger Teig. Die Ränder des Risses hingen regelrecht in Fetzen, in tiefblauen und violetten Farben leuchtend, und Leandra wusste instinktiv, dass diese Öffnung im Trivocum eine furchtbare Gefahr bedeutete. Das war kein Aurikel, eine der sorgfältig und kontrolliert gesetzten Öffnungen, wie man sie in der Elemantarmagie verwendete: klein, zielgenau, mit kräftig gelb leuchtenden Rändern und darauf wartend, durch ein Norikel sauber wieder verschlossen zu werden. Nein, dies hier war eine klaffende Spalte, durch die alles mögliche an stygischen Energien ins Diesseits fließen konnte. Der dahinter lauernde graue Strudel, in dem die jenseitigen Kräfte des Stygiums wie ein kochender Schleim auf und ab wallten, war ein nur allzu klares Abbild dessen, welches die beherrschenden Kräfte in dieser Sphäre des Chaos waren. Nur, dass Leandra sie noch nie in dieser Form gesehen hatte.
    Und dann begann sich aus dem Strudel ein schwärzlicher, manchmal violett aufleuchtender Faden ins Diesseits zu winden - wie ein ekliger Wurm auf der Suche nach einem Opfer. Leandra keuchte. Das konnte nur das Werk der Fremden sein - sie wirkten diese namenlose, abseitige Magie. Auf einmal spürte sie, wie ihre linke Hand warm wurde, und schlagartig begriff sie, dass dies ihre Rettung war: Der Norikelstein!
    Instinktiv kniff sie die Augenlider zusammen und konzentrierte sich auf die Ableitung der Kräfte, die von ihr Besitz zu ergreifen drohten - in den Stein! Fast augenblicklich konnte sie den Erfolg verspüren - das entnervende Kribbeln ließ nach, während der Stein in ihrer Hand warm und wärmer wurde. Sie presste die Faust, in der sie den Stein hielt, in die feuchte Erde, und abermals geschah etwas - die Hitze, die sich in ihrer Faust gebildet hatte, ließ nach.
    Leise stöhnte sie auf.
    Sie hatte das Mittel gegen diesen Wahnsinn gefunden -und es als einen Wahnsinn zu bezeichnen erschien ihr nicht übertrieben. Sie würde morgen - wenn sie diese Begebenheit unbeschadet überstand - Mitglied der Gilde werden und konnte die zwölf wichtigsten Gesetze des Gildenkodex im Schlaf aufbeten. Die Hauptregel besagte, dass sich jeder Magier auf dem akranischen Kontinent und auch im Rest der Höhlenwelt an die Elementarmagie zu halten hatte - an sie und nichts anderes. Das aber, was hier geschah, war alles, nur keine Elementarmagie. Wie gefährlich sie war, glaubte Leandra unschwer zu ermessen.
    Mit einem Hauch neu gewonnener Sicherheit beschloss sie, über diese Fremden herauszufinden, was immer ihr möglich war. Vielleicht fand sich später eine Gelegenheit, ihre Beobachtung Munuel zu berichten, ohne preisgeben zu müssen, dass sie hierher gekommen war. Im Moment konnte sie ohnehin nicht fliehen. Leandra beließ die Faust auf der Erde, um weiterhin die stygischen Energien abzuleiten. Sie überlegte, ob die Fremden die Energie würden spüren können, die auf diese Weise in die Erde geleitet wurde, entschied dann aber, dass dies kaum zu befürchten stand. Im Asgard selbst herrschten so starke Verwebungen, dass sie zusammen mit dem Riss im Trivocum diese eher geringfügigen Aktivitäten überdecken würden.
    Als sie sich umdrehte und wieder in die Mitte des Asgard blickte, stöhnte sie auf.
    Munuel spürte schon den ganzen Tag ein ungutes Gefühl im Magen.
    Zuerst war ihm am Morgen das Brot im Ofen verbrannt, danach hatte er Zachs krankes Mullooh nicht mehr retten können, und gegen Mittag erreichte ihn die Nachricht aus dem Nachbardorf Malangor, einer seiner Novizen habe es gewagt, ohne Aufsicht Magie zu wirken. Er hatte versucht, einen Stapel nassen Holzes mithilfe einer einfachen Iteration im Herd seines Elternhauses zu entzünden - und dabei die halbe Küche niedergebrannt.
    Er hatte schlicht und einfach vergessen, die stygischen Energien, die er zum Fließen brachte, irgendwohin zu lenken. Er konnte von Glück sagen, dass dieses Experiment noch vergleichsweise glimpflich
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