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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Autoren: Harald Evers
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zwölf großen, doppelt mannshohen Felsblöcke des Asgard. Dazwischen nichts als uralte, festgebackene, braune Erde.
    Es war beinahe, als würde das Gewitter die Luft zusätzlich in knisternde Spannung versetzen - und die Düsternis des nahenden Unwetters tat ihr Übriges. Die magischen Energien, die hier herrschten, waren für einen Novizen kaum auszuhalten. Benommen trat sie einen Schritt zurück.
    Sie sah zum Felsenhimmel auf, der weiter westlich noch einen kleinen Blick auf seine blaugrauen, felsigen Weiten zuließ. Über ihr jedoch war er schon hinter den von Osten aufkommenden Wolkenmassen verschwunden. Wie ein gewaltiges Schwert stieß die Spindel, dieser kurios verdrehte Felspfeiler, in den dunkelgrauen Wolkenbrei hinein, vermochte aber nicht, das Unwetter an seinen Platz zu nageln. Nicht weit entfernt ging ein heftiger Regenguss über den Hügeln nieder. Nun durfte sie nicht länger zögern.
    Sie holte tief Luft und trat aus dem Wald auf die Lichtung. Ohne weiter zu überlegen, marschierte sie vorwärts und überschritt die unsichtbare Grenzlinie des Steinkreises.
    Es war wie ein Kreischen von Metall, das mit unvermittelter Plötzlichkeit auf sie eindrang. Es war in ihrem Kopf, leise, aber dennoch durchdringend, und mit dem Blick ihres Inneren Auges stand sie wie mit rudernden Armen vor einem furchtbaren schwarzen Abgrund, der sie verschlucken wollte. Sie stöhnte auf und blieb stehen.
    Mit gegen die Schläfen gepressten Händen versuchte sie, Herr ihrer Sinne zu werden, und - den Kräften sei Dank! - es gelang.
    Heftig atmend und mit pochendem Herzen stand sie da. Sie starrte zu den drohenden Felsblöcken hinauf und war bereit, Munuel in jeder Silbe seiner Warnung beizupflichten: Magier - und insbesondere Novizen - hatten hier nicht das Geringste verloren. Auf den grauen Steinblöcken waren Runen eingemeißelt - uralte Schriftzeichen von primitiver Machart, aber gerade dies schien ihnen eine besondere Eindringlichkeit zu verleihen. Bis sich Leandra ihrer verborgenen Anziehungskraft zu entziehen vermochte, verging eine lange Minute.
    Erst als ein dicker Regentropfen ihre Stirn traf, erwachte sie aus ihrer Starre. Es war finster geworden und ein lang anhaltender Donner rollte heran wie das Knurren eines Riesen. Sie riss den Blick von den schweigenden Steinmonolithen los und versuchte den Mut zu finden, ihre Absicht zu vollenden. Nun war sie hier, hatte den Kreis betreten, und schlimmer konnte es wohl kaum noch werden.
    Getrieben von dem Wunsch, nichts weiter als einen Norikelstein zu finden und dann Schutz vor dem Unwetter zu suchen, trat sie tiefer in den geheimnisvollen Asgard hinein, strebte zur Mitte des vielleicht fünfzig Schritte durchmessenden Platzes - in der Hoffnung, dort einen besonders starken Stein zu finden.
    Sie zerrte die kleine Gartenschippe ihrer Mutter unter dem Wams hervor, ging auf der kargen Erde in die Hocke und begann im Boden zu kratzen. Um sie herum platschten schwere Tropfen auf den Boden und hinterließen immer zahlreicher kreisrunde, dunkle Flecken auf der hellen Erde. Sie grub schneller.
    Ihr langer, rotbrauner Lockenschopf sog das Wasser ebenso begierig auf wie die festgebackene Erde. Der Regen wurde stärker. Ihre kleine Schaufel stieß mit hellem Klang auf einen harten Gegenstand und mit eiligen Stichen grub sie ihn aus. Als der Regen mit voller Kraft einsetzte und ein krachender Donnerschlag das dunkle Rauschen der Wassermassen wie mit einer Axt spaltete, hob sie einen dunkelgrauen, schwach geäderten Stein aus der Erde.
    Er war rund und glatt, gut in ihre Faust passend, und besaß jenen unergründlichen, schwärzlichen Schimmer, der jede weitere Prüfung überflüssig machte - es war ohne Zweifel ein jungfräulicher Stein, der einst von magischen Energien berührt worden war.
    Leandra seufzte dankbar auf und sandte ein Stoßgebet zu den Kräften. Sie hatte es geschafft! Zeit, das Potenzial des Steins zu überprüfen, war jetzt nicht mehr. Aber sie zweifelte nicht daran, dass er stark war. Egal, ob er tatsächlich die Kräfte besaß, die der Fundort vermuten ließ - Hauptsache, sie hatte einen! Sie blickte ehrfürchtig zu den Monolithen auf, ein weiteres Mal von der Faszination dieses Ortes ergriffen. Deutlich fühlte sie die Anwesenheit der Magie. Sie glaubte nun regelrecht zu spüren, dass sie ab morgen, ab dem Tage, da sie ein wirkliches Mitglied der Gilde war, Zugang zu den arkanen Geheimnissen der Welt erhalten würde. Sie konnte an Magien, die jenseits der
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