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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte
Autoren: Unknown
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ihn, das Licht auszumachen. Pierre kam gegen Mitternacht heim, und als er an Jeans Zimmer vorbeikam, hörte er das Stöhnen einer Frau, das er als Luststöhnen erkannte. Er blieb stehen. Er konnte sich die Szene hinter der Tür genau vorstellen. Das Stöhnen erklang rhythmisch, zuweilen wie das Gurren einer Taube. Pierre konnte nicht widerstehen und lauschte.
    Am nächsten Tag erzählte ihm Jean von Jeanette. »Weißt du«, sagte er, »ich dachte, sie wäre einfach ein junges Mädchen, und sie war... sie war noch Jungfrau, aber du hast noch nie ein solches Talent zur Liebe erlebt! Sie ist unersättlich. Sie hat mich schon ganz ausgelaugt.«
    Dann ging er zur Arbeit und blieb den ganzen Tag fort. Pierre blieb zu Hause. Um die Mittagszeit kam Jeanette schüchtern heraus und fragte, ob sie wohl etwas zu essen bekommen könne. Also aßen sie gemeinsam. Nach dem Essen verschwand sie wieder, bis Jean heimkam. So ging es auch am folgenden Tag. Und am darauffolgenden. Sie war so still wie eine Maus. Doch jeden Abend hörte Pierre das Stöhnen und Gurren, die Taubenlaute hinter der Tür. Nach acht Tagen bemerkte er, daß Jean müde wurde. Denn erstens war Jean doppelt so alt wie Jeanette, und dann hatte Jeanette, ihre Mutter vor Augen, wahrscheinlich versucht, sie zu übertreffen.
    Am neunten Tag blieb Jean die ganze Nacht fort. Jeanette kam und weckte Pierre. Sie war beunruhigt. Sie dachte, Jean hätte einen Unfall gehabt. Aber Pierre ahnte die Wahrheit. Jean war ihrer tatsächlich überdrüssig geworden und wollte ihrer Mutter mitteilen, wo sie sich aufhielt. Aber er hatte ihre Adresse nicht aus Jeanette herausholen können. Deshalb war er einfach fortgeblieben.
    Pierre versuchte Jeanette nach Kräften zu trösten und ging wieder schlafen. Jeanette wanderte ziellos in der Wohnung umher, nahm Bücher zur Hand und legte sie wieder hin, versuchte etwas zu essen, die Polizei anzurufen. Jede Stunde in dieser Nacht kehrte sie zu Pierre zurück, um mit ihm über ihre Ängste zu sprechen, und jedesmal sah sie ihn sehnsüchtig und hilflos an.
    Schließlich wagte sie es, ihn zu fragen: »Glaubst du, Jean will mich nicht länger hier behalten? Meinst du, ich sollte lieber gehen?«
    »Ich finde, du solltest nach Hause zurückkehren«, antwortete Pierre, müde und schläfrig und dem jungen Mädchen gegenüber absolut gleichgültig.
    Am nächsten Tag jedoch war sie immer noch da, und nun geschah etwas, das seine Gleichgültigkeit beendete.
    Jeanette saß am Fußende seines Bettes und unterhielt sich mit ihm. Sie trug ein sehr leichtes Kleid, das sie umspielte wie eine Duftwolke, lediglich eine Hülle, die das Parfüm ihres Körpers festhielt. Eine vielfältige Duftmischung, stark und durchdringend; Pierre nahm alle Nuancen wahr: den bitteren, starken Geruch der Haare, ein paar Schweißtropfen an ihrem Hals, unter den Brüsten, den Armen; ihren Atem, zugleich säuerlich und süß, wie eine Mischung aus Zitrone und Honig; und darunter den Duft ihrer Weiblichkeit, den die Sommerhitze geweckt hatte, wie sie den Duft der Blumen weckte.
    Er wurde sich seines Körpers bewußt, spürte das Streicheln seines Pyjamas auf der Haut, spürte, daß seine Jacke auf der Brust offenstand und daß sie seinen Geruch wahrscheinlich ebenso roch wie er den ihren.
    Und plötzlich machte sich voll Macht seine Begierde bemerkbar. Er zog Jeanette zu sich herüber, zog sie neben sich ins Bett. Durch den dünnen Stoff spürte er ihren Körper. Gleichzeitig dachte er daran, wie Jean sie stundenlang zum Stöhnen und Gurren gebracht hatte, und fragte sich, ob er das ebenfalls können werde. Niemals zuvor war er einem anderen Mann, der gerade eine Frau liebte, so nahe gewesen, nie hatte er so deutlich die Laute einer Frau gehört, die von der Lust zur Erschöpfung getrieben wurde. Er hatte reichlich Beweise für seine Erfolge als guter und zufriedenstellender Liebhaber. Doch als er jetzt Jeanette zu lieben begann, setzte sich Zweifel in ihm fest - und so große Angst, daß sein Begehren erlosch.
    Jeanette merkte erstaunt, daß Pierre mitten in seinen leidenschaftlichen Liebkosungen plötzlich schlaff wurde. Sie empfand Verachtung für ihn. Sie war noch zu unerfahren, um sich zu sagen, daß dies unter bestimmten Umständen jedem Mann passieren könne, daher tat sie auch nichts, um die Umarmung fortzusetzen. Sondern legte sich zurück, seufzte und blickte zur Decke. Da küßte Pierre sie auf den Mund, und das fand sie schön. Er hob ihr leichtes Kleid, betrachtete die
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