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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte
Autoren: Unknown
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Der kinnlose degenerierte Vertreter der Upper Classes, dünn und blaß, der gelegentlich Schlagzeilen macht und die Nation zum Lachen bringt. Die Englische Krankheit. Was ging damit einher? Schwarze Strümpfe und Strapse; Utensilien kleiner Hausmädchen. Peinlich. Nichts, aber auch gar nichts davon paßt in ihr Bild von Joshua. Was sie bei ihm erlebt hatte, waren Zorn und Autorität, er war kein verklemmter Upper-Class-Typ. De Sade, Justine, Die Geschichte der O., dachte sie, das paßte schon besser; doch er hatte ihr schließlich nur leichte Klapse gegeben, sehr sanft dazu. Es konnte natürlich sein, daß er sie nur prüfen, vorher ihre Reaktionen testen wollte... Vor was? Sie hörte auf, in diese Richtung zu denken. Das mit den Schlägen war albern gewesen, eine kleine Entgleisung eines ansonsten fabelhaften Liebhabers, keine große Sache. Vergiß es. Sie würde mit ihm zu Abend essen und bumsen, genauso wie sonst mit anderen Männern. Sie hatte einen großartigen Liebhaber gefunden, der keine enge Bindung suchte. Bravo, Rachel!
    Joshua kam mit einer sehr guten Flasche Wein. Der Korkenzieher lag schon auf dem Wohnzimmerschrank bereit. Er öffnete die Flasche, schenkte beiden ein, sie nippten an ihren Gläsern, Joshua im Sessel, Rachel aufs Sofa gefläzt, der Duft von Thymian, Knoblauch und Lammfleisch hing im Raum. »Wir können gleich essen«, sagte sie.
    »Ich bin nicht sehr hungrig. Es hält sich doch, oder?«
    Rachel war sauer, als sie den Herd kleiner drehte. Ihre Pläne für den Abend wurden durchkreuzt; dann würden sie’s also vor dem Essen treiben? Es sah ganz so aus; ihr wär’s nach dem Essen lieber gewesen. Sie fühlte sich merkwürdig irritiert und aus dem Gleichgewicht gebracht. Es war ihre Wohnung, ihr Essen, er war ihr Gast; und er setzte sich einfach darüber hinweg, die köstlichen Düfte interessierten ihn nicht. Wenn jemand, verflucht noch mal, zum Essen eingeladen ist, hat er sich gefälligst nach den Regeln des Hauses zu richten. Sie wollte jetzt noch nicht, sie wollte essen und trinken und mit ihm flirten. Sie war nicht bereit. Sie nahm wieder auf dem Sofa Platz und nippte an ihrem Glas. Dabei sah er gar nicht so aus, als wollte er sie gleich aufs Kreuz legen. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen, sein Weinglas in der Hand, und blickte sie ruhig und fest an. »Erzähl mir von deinen Phantasien«, sagte er und lächelte durch sein Weinglas hindurch.
    Sie konnte nicht, es war zu schwierig. Vielleicht wenn sie beschwipst oder erregter gewesen wäre, doch selbst dann wär’s ihr schwergefallen.
    »Nein. Erzähl mir erst von deinen, vielleicht inspiriert’s mich.« Sie würde nicht auf sein Spiel eingehen, zumindest nicht nach seinen Regeln. Sie dachte noch immer besorgt an ihr Essen. »Nicht gut, wenn du die Sachen verfälschst. Ich will wissen, was du nachts im Bett denkst, wenn du dich berührst. Also gut... ich stell mir vor, ein kleines, unschuldiges Mädchen zu verführen. Ich bin der erste Mann, der sie erregt, und langsam, ganz langsam beginnt sie zu kommen.«
    Rachel war fast ein wenig enttäuscht; das war nicht gerade originell.
    »Das ist aber ganz schön disqualifizierend.«
    »Disqualifizierend für wen?« fragte er ein wenig überrascht. »Für mich«, entgegnete sie lächelnd. »Ich bin einunddreißig und keine Jungfrau.«
    Joshua lachte, ein ungekünsteltes Lachen, bei dem sich seine Augen vor Belustigung verengten.
    »Jetzt bist du dran«, meinte er.
    »Naja, die übliche Vergewaltigungsgeschichte.«
    Joshuas Gesicht nahm unvermittelt einen teilnahmslosen Ausdruck an, seine Augen waren wieder ernst.
    »Das reicht nicht. Ich will Einzelheiten«, sagte er unwirsch.
    Es fiel ihr schwer, sich an die Szenen zu erinnern, die sie sich ausgemalt hatte; sie schienen sich ihr entziehen zu wollen, je angestrengter sie nach ihnen suchte. Warum sollte sie ihm überhaupt ihre wahren Phantasien preisgeben, warum nicht einfach etwas erfinden? Doch sie fühlte sich fast genötigt, ihm so etwas wie die Wahrheit zu sagen.
    »Hm... jemand, ein Mann, kommt zum Fenster herein, während ich schlafe. Er, na ja, er fesselt mich ans Bett, er ist sehr stark, und er vergewaltigt mich. Ach, ich weiß nicht. Irgendwas in der Art.«
    Er schaute sie sehr ruhig an.
    »Hat dich im wirklichen Leben schon jemand gefesselt?«
    Sie lachte.
    »Einer hat es tatsächlich versucht. Nur kam es mir so lächerlich vor, daß ich anfing zu lachen. Das hat natürlich alles vermasselt.«
    Sie erinnerte sich, wie
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