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Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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seine biologische Tochter warst, so hast du Lorenz alles bedeutet. Er war dein Vater. Es ist nur in seinem Sinne, wenn du alles bekommst. Ich habe das auch mit meinen Eltern besprochen. Sie wissen Bescheid und sind beide ebenfalls meiner Meinung.«
    »Aber …«, protestierte ich schwach.
    »Wenn du das Erbe nicht annimmst, dann verschenke ich den Hof an Pit«, drohte er, nur halb im Scherz.
    Das musste nun auch nicht sein. Ich nahm das Kuvert.
    »Ich wünsche dir alles Gute, Hanna«, sagte er leise. Dann drehte er sich um und ging.
    Ich starrte lange auf den Umschlag, ohne einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können.
    »Hanna?«, fragte Daniela vorsichtig. »Alles gut bei dir?«
    »Naja …« Gut war anders. Tausend Gedanken und Bilder schossen gerade wild durch meinen Kopf.
    »Was wollte Max denn von dir?«, fragte sie neugierig.
    Ich hielt ihr das Kuvert entgegen.
    »Er hat mir das Erbe von Berta geschenkt«, erklärte ich heiser.
    »Oh. Aber das ist doch wundervoll!«
    Darüber musste ich später erst einmal nachdenken. Im Moment fühlte ich mich alles andere als wundervoll.
    »Alex hat mir draußen seine Nummer gegeben, und ich soll dich erinnern, dass du ihn unbedingt anrufst wegen heute Abend.«
    »Kannst du das bitte für mich machen?«, bat ich sie, weil ich momentan selbst nicht dazu fähig war, ein Telefonat zur führen.
    »Klar!«
    »Ich muss jetzt in meine Wohnung. Fanny wird schon auf mich warten.«
    »Moment bitte noch kurz. Ich habe endlich etwas herausgefunden in dieser einen Sache«, sagte sie und lächelte.
    »In welcher Sache?« fragte ich irritiert.
    »Na wegen Willy! Hast du das vergessen?«
    Das hatte ich tatsächlich! Es war schon Wochen her, seit ich sie darum gebeten hatte, etwas über seine verschollene Frau herauszufinden.
    »Und du hast wirklich was gefunden?«, fragte ich und war jetzt fast ein wenig aufgeregt.
    »Du kennst mich doch. Ich finde immer alles.«
    »Das stimmt!«

Kapitel 49
    Fanny erwartete mich schon ganz ungeduldig, als ich daheim ankam.
    »Ja, gleich gehen wir Gassi, meine Süße«, begrüßte ich sie und streichelte über ihr weiches Fell.
    Inzwischen hatte sich das schöne Wetter verzogen, und dunkle Wolken kündigten baldigen Regen an. Ich öffnete den Einbauschrank im Flur und suchte nach einem Regenschirm. Da fiel mein Blick auf eine alte Schuhschachtel, die am Boden des Schrankes stand. Ich nahm sie heraus und öffnete den Deckel. Die Schachtel war bis obenhin gefüllt mit alten Postkarten und Briefen, die ich im Laufe meines Lebens bekommen hatte. Ganz obenauf lag eine Karte mit einem Weihnachtsmotiv. Ich nahm sie heraus. Sie war von Max. Wie die meisten übrigen auch.
    Bevor ich sie las, ging ich noch rasch mit Fanny eine Runde. Dann setzte ich mich mit der Schachtel auf mein Bett und begann nach und nach alle Karten zu lesen. Es war nicht ganz einfach, denn Max hatte wirklich eine ziemliche Sauklaue. Das war auch ein Grund gewesen, warum ich die Karten eigentlich immer nur kurz überflogen und nie richtig gelesen hatte.
    Er hatte zu allen möglichen Anlässen geschrieben. Zu meinen Geburtstagen, zu Weihnachten, Ostern und zum bestandenen Abi. Er hatte Urlaubsgrüße von den Reisen geschickt, die er in den letzten Jahren gemacht hatte. Ab und zu waren auch kleine Geschenke dabei gewesen: Bücher, CD s oder witzige Kalender.
    Nach dem, was ich heute von ihm erfahren hatte, erkannte ich jetzt, dass es sich um lauter kleine, versteckte Liebesbriefe gehandelt hatte. Er hatte mir Botschaften geschickt, die ich nicht verstanden hatte. Und auch nicht verstehen hatte können.
    Max hatte sich immer um mich gesorgt, mich aufgemuntert – zum Beispiel als ich wegen meines Blinddarms im Krankenhaus gelegen hatte. Mit den Karten hatte er mir zeigen wollen, dass er an mich dachte und wie wichtig ich für ihn war. Doch ich hatte es nicht erkannt.
    Inzwischen war mir auch klar geworden, dass es richtig gewesen war, mir zu verschweigen, dass Lorenz nicht mein Vater war. Ich hätte ihn damals dafür gehasst, weil er mir damit meinen Vater ein zweites Mal genommen hätte.
    Ich blickte auf die Uhr. Es war spät geworden. Bald musste ich mich fertig machen für das Treffen mit Alex.
    Ausnahmsweise war ich heute zu früh dran, als ich die Bar betrat. Ein weiteres Mal hatte ich Fanny heute alleine in der Wohnung lassen müssen. Eine gut gefüllte Bar am Abend war nicht der richtige Ort für einen Hund.
    Es war schon viel los im Laden, aber ich bekam einen guten Platz an der Theke.
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